Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)
sich nicht weit von
der Oberfläche entfernt, und es gab kleine Löcher in der Höhlendecke, durch die
Tageslicht einfiel.
»Mist.« Maya blieb stehen und sah sich ratlos
um. »Wie viele Abzweigungen gibt es hier bloß?«
Verdutzt erkannten sie, dass sie an einer
Weggabelung angelangt waren, an der etliche Gänge in die unterschiedlichsten
Richtungen führten. Es gab keinen Hauptweg mehr.
Unentschlossen folgten sie probehalber zweien
davon ein Stück weit, um ziemlich schnell festzustellen, dass diese sich erneut
teilten.
Entmutigt kehrten sie an den Ausgangspunkt
zurück.
»So wird das nichts.« Frustriert schlug Larin
mit der Faust gegen die Felswand. »Wir können nicht sinnlos alle Gänge
abklappern, wir … was war das?«
»Ich habe nichts gehört.« Maya klang verwundert.
»Still!« Stelláris lauschte angestrengt. Alle
Blicke ruhten fragend auf ihm. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. Es war zu
dunkel, um ihn genau zu deuten, aber Maya ahnte nichts Gutes.
»Drachen«, sagte er. »Oder mindestens einer. Es
kam aus diesem Gang.« Er deutete auf einen der Gänge, denen sie vorher ein
Stückchen gefolgt waren.
»Schön«, piepste Fiona. »Dann wissen wir,
welchen Weg wir auf gar keinen Fall einschlagen.«
»Falsch.« Stelláris klang ruhig, aber bestimmt.
»Wir wissen jetzt, welchen Weg wir nehmen. Genau diesen.«
»W-was?« Fionas Stimme rutschte noch eine Oktave
höher. »I-ich will nicht zu den Drachen!«
»Es tut mir leid, aber wir müssen die Richtung
wählen, die uns weiterbringen kann.«
»Mir ist es gleich. Meinetwegen Drachen.« Max
hörte sich trotzig an. Seit Zacharias’ Tod schien ihm alles egal zu sein.
»Was … versprichst du dir von den Drachen?«,
fragte Maya.
»Wir könnten hier vermutlich tagelang sinnlos
umherirren. Es scheint ein richtiges Labyrinth zu sein. Der Weg zu den Drachen
führt immerhin nicht zu einem absolut unbenutzten Teil dieses Höhlensystems.«
»Ich fürchte mich so«, flüsterte Fiona. »Ich bin
müde und … und … ich kann einfach nicht mehr.« Sie brach in Tränen aus.
Alle drei Jungs sahen betreten drein. Stelláris
schluckte und blickte hilfesuchend zu Maya.
»Wir sollten uns alle ausruhen.« Maya strich der
Freundin behutsam über den Rücken. »Es war ein verdammt langer Tag.«
»Das ist … äh, ein guter Gedanke. Draußen wird
es gerade dunkel«, bestätigte Stelláris erleichtert. »Das Licht, das durch die
Decke eindringt, schwindet. Wir sollten wirklich einen Platz für uns suchen.«
Maya fand es erstaunlich, wie schnell sich
Stelláris nervös machen ließ, sobald Fiona anfing zu weinen.
Glücklicherweise beruhigte sich Fiona rasch. Sie
fanden zu ihrer aller Zufriedenheit einen niedrigen Gang, der schon bald in
einer Sackgasse endete. Das machte eine Entdeckung unwahrscheinlich, denn wer
hätte einen Grund gehabt, ihn zu betreten? So beschlossen sie, die Nacht hier
zu verbringen. Erst als sie sich auf dem kalten Boden niedergelassen hatten,
merkte Maya, wie müde und erschöpft sie war. Sie hatten kaum Gepäck
mitgenommen, ihre Elfenmäntel mussten als Unterlage und Bettdecke genügen.
Lustlos knabberte sie im schwachen Schein des blauen Kristalls an einem der
Elfenbrote herum.
»Ich mag das nicht«, Max schob ihr seines hin,
»du kannst es haben, ich hab keinen Hunger.«
»Max, du musst etwas essen«, entrüstete sich
Maya. »Es nützt keinem, wenn du morgen vor Hunger nichts auf die Reihe
kriegst.«
»Ich will aber nicht«, fauchte Max.
Eine Pause entstand.
»Glaubst du, du bist der Einzige, der ihn
gemocht hat?«, fragte Larin plötzlich. Max klappte der Mund auf.
»Wir hatten viel zu wenig Zeit mit ihm«, fuhr
Larin fort. »Ich glaube, er war gerne mit uns zusammen – besonders mit
dir. Er hat in dir wohl so etwas wie seinen Sohn gesehen.«
Max’ Unterlippe zuckte. »W-weiß nicht.«
»Doch, hat er. Und er wollte die Fehler von
früher wiedergutmachen und sein Leben in Ordnung bringen. Er hat sich
gewünscht, dass wir das aus der Welt schaffen, was ihm so viele Jahre seines
Lebens gekostet hat. Wir sind hier, um dem Schattenfürsten den Schutz durch das
Drachenblut zu nehmen, und wir werden ihn daran hindern, unsterblich zu werden.
Zacharias konnte es allein nicht tun. Und wir konnten es ohne ihn nicht tun.
Wir werden morgen unsere ganze Kraft brauchen.«
Max schluckte. Er schniefte und wischte sich mit
dem Ärmel die Nase. Zögernd griff er nach einem der kleinen Brote. Larin
lächelte ihm aufmunternd
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