Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)
zu.
›Das hat er echt gut hingekriegt‹, dachte Maya
bewundernd. Sie hatte bei Max noch nie erlebt, dass er das Essen verweigerte,
und sie fand das ziemlich beunruhigend.
›Larin hat recht‹, war ihr letzter Gedanke an
diesem Abend, bevor ihr die Augen zufielen. ›Morgen wird es sich entscheiden,
ob wir gewinnen oder ob alles umsonst war.‹
Es war ein sonderbares Erwachen. Nachts hatte
Maya nicht richtig zur Ruhe gefunden, da ihr Rücken auf dem harten Boden
schmerzte und ihr Kopf voll war mit allen möglichen Gedanken. Morgens war sie
endlich fest eingeschlafen, und nun wurde sie von Larin geweckt, obwohl es
mitten in der Nacht zu sein schien. Sie grummelte unwillig vor sich hin, und
als er nicht locker ließ, wurde ihr langsam klar, dass es an diesem Ort nicht
heller werden würde. Sie gähnte und streckte sich. Larin beobachtete sie
interessiert.
»Du bist die Letzte heute, du
Siebenschläfer.«
Entrüstet erhob sich Maya. »Von wegen. Ich
hanuhoschlechteschlafen …«, verteidigte sie sich, neuerlich gähnend.
»Es wäre beeindruckender, wenn man dich
verstehen würde, weißt du?«, lächelte Larin und duckte sich, weil Maya ihn mit
ihrem Proviantbeutel bewarf.
»Wo sind denn die anderen?«
Larin seufzte. »Fiona war der Meinung, dass wir
uns trotz der, hm, widrigen Umstände ordentlich waschen müssen und hat
tatsächlich so etwas wie eine Pfütze Wasser da hinten gefunden. Ich glaube, sie
denkt, wenn wir frisch riechen, sind wir für Drachen weniger appetitlich.« Maya
machte ein entgeistertes Gesicht.
Fiona kam soeben zurück. Sie sah bemerkenswert
gut aus, nur wenn man genau hinsah, erkannte man Schatten unter den Augen, die
von den Strapazen und dem Kummer der letzten Tage erzählten.
»Guten Morgen! Maya, du musst noch ein bisschen
warten, Stelláris und Max waschen sich gerade.«
Maya nahm eine von Fionas roten Locken in die
Hand und zog sanft daran. »Wie hast du unseren wasserscheuen Max drangekriegt?
Oder tut er nur so?«
Fiona zog eine Augenbraue hoch. »Stelláris
achtet darauf, dass er sich ordentlich wäscht.«
Obwohl Maya nach dem gestrigen Tag gedacht
hatte, nicht mehr fröhlich sein zu können, musste sie doch schmunzeln. »Okay, falsche Frage. Wie
hast du Stelláris drangekriegt, Max
zum Waschen zu bewegen?«
Larin lachte leise in sich hinein. Umso
säuerlicher war die Miene von Max, als er mit Stelláris wieder auftauchte.
Wütend funkelte der kleine Junge Fiona an und schüttelte sich die Wassertropfen
aus den blonden Struppelhaaren.
»Bin
gleich wieder da.« Maya beeilte sich, ihrerseits zu verschwinden und machte
sich auf die Suche nach dem Rinnsal. Sie musste nur um die nächste Ecke biegen,
da sickerte es auch schon dünn von der mit schleimigen Algen bewachsenen Wand
herab, um sich in einem großen, ausgehöhlten Stein zu sammeln – auf alle
Fälle keine reizvolle Waschgelegenheit. Rasch streifte sie ihre Kleider ab und
beugte sich zu dem Wasser hinunter.
Keine Frage, der Tag hatte nicht so trübselig
begonnen, wie sie es erwartet hatte. Dass Max sich seine schlechte Laune
anmerken ließ, war ein gutes Zeichen. Gestern Abend hatte er einen
teilnahmslosen Eindruck gemacht, und sie hatte sich um ihn gesorgt.
›Es wird lange dauern, bis er Zacharias’ Tod
überwunden hat‹, überlegte sie. Ihr selbst kamen ja auch immer aufs Neue die
Tränen, wenn sie an ihn dachte. Aber sie hatten jetzt keine Zeit zum Trauern.
Sie durften sich durch nichts von ihrer Aufgabe ablenken lassen. Maya bemühte
sich, ihre Gedanken auf ein erfreuliches Thema zu richten. Es wollte ihr nicht
so recht gelingen. Nachdenklich tauchte sie ihre Hände tief ins Wasser und ließ
es durch ihre Finger rinnen. Grünliche Fäden blieben zwischen ihnen hängen.
›Urgh, Algen sollen ja gut für die Haut sein‹, dachte Maya angeekelt und
schüttelte sie ab.
Vorsichtig setzte sie ihre Waschversuche fort.
›Das muss genügen.‹ Maya fischte sich eine lange Alge aus den Haaren und zog
sich fröstelnd an. Sie war so vertieft, dass sie die leisen Schritte nicht
bemerkte, die sich ihr näherten.
Der Fremde bewegte sich geschmeidig und doch
kraftvoll. Noch hatte er Maya nicht entdeckt, denn er befand er sich hinter
einer Biegung des düsteren Tunnels, aber das Plätschern von Wasser hatte ihn
stutzen lassen, und er schlich näher heran.
»Fertig!« Maya bückte sich, um ihren Zauberstab
aufzuheben, der ihr aus der Tasche gefallen war. Diese Bewegung rettete ihr das
Leben.
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