Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)
Ein Lichtblitz schoss über sie hinweg, und krachend zerbarst ein Stück
der Höhlenwand hinter ihr. Steine lösten sich und polterten zu Boden. Ohne
nachzudenken, fuhr Maya herum und richtete ihren Zauberstab auf den Angreifer.
Der Bergelf wurde in die Luft geschleudert und landete mit einem lauten
Aufprall auf dem harten Felsboden. Er schlitterte ein Stück rücklings darauf
entlang und rührte sich nicht mehr.
Larin und Stelláris kamen um die Ecke gestürzt,
gleich darauf erschienen Max und Fiona. Stelláris rannte leichtfüßig weiter den
Gang entlang, aus dem der Bergelf gekommen war, um festzustellen, ob noch mehr
Feinde zu erwarten waren.
»Geht es dir gut?«, fragte Larin die heftig
atmende Maya und packte sie an den Armen. »Hat er dich verletzt?«
»Ja, … n-nein«, antwortete Maya verwirrt. »Es
geht schon wieder, ich bin nur furchtbar erschrocken.«
Larin ließ sie los und beugte sich zu dem am
Boden Liegenden hinab, um ihn zu untersuchen.
»Ist er … er ist doch nicht etwa …?«,
stotterte Maya.
»Nein, er lebt. Aber du hast saubere Arbeit
geleistet.« Larin nickte anerkennend. »Er wird noch eine Weile schlafen und
danach ziemliche Kopfschmerzen haben.« Sein Mund verzog sich zu einem
verschmitzten Grinsen. »Es hat was genützt, dass du an mir geübt hast.«
»Uuh«, Max schnitt eine Grimasse, »so was hast
du Maya mit dir machen lassen?«
»Hmmm. Mehr als einmal.« Larins Zähne blitzten.
»Sie war nicht zu bremsen.«
»D-der Boden war viel weicher«, verteidigte sich
Maya bestürzt. In ihr regte sich das schlechte Gewissen, Larin womöglich
ziemliche Schmerzen bereitet zu haben. Warum hatte er sich denn nicht beklagt?
»Und bei dir war ich doch viel vorsichtiger! … H-hat es wirklich so weh getan?«
Sie betrachtete verunsichert den ohnmächtigen Bergelfen und schaute dann
entsetzt Larin an.
»Hör doch auf!«, beschwerte sich Fiona bei
Larin. Sie war immer noch schreckensbleich und heilfroh, dass Maya nichts
geschehen war, und sie verstand nicht, warum er alles so leicht nahm. »Du
machst Maya völlig durcheinander!«
Larin sah sehr zufrieden mit sich aus.
Das Geräusch eiliger Schritte auf dem Boden
ließen Larin und Maya erneut ihren Zauberstab heben, aber es war lediglich
Stelláris, der zurückkam.
»Weit und breit ist niemand zu sehen«,
versicherte er zu ihrer aller Erleichterung. »Der Bergelf scheint allein
unterwegs gewesen zu sein.«
Er zog dünne Riemen aus Einhornhaar aus seinem Beutel,
und zusammen mit Larin fesselte er den Unbekannten sorgfältig.
»Als handlich verschnürtes Paket ist er mir
gleich viel lieber«, verkündete Max vorlaut. Nie hätte er zugegeben, dass ihn
der Elf vorhin fast zu Tode erschreckt hatte.
»Ein Paket, das gehörig Ärger machen kann«,
äußerte sich Larin nun doch ein wenig besorgt. »Was machen wir mit ihm? Wenn
wir ihn in einer dunklen Ecke liegen lassen, wird er vielleicht niemals
gefunden, und er kommt um. Wird er zu früh entdeckt, verrät er uns. Außerdem –
was geschieht, wenn ihn jemand vermisst und sich auf die Suche nach ihm macht?«
Maya schwieg betreten. Das war wirklich eine
unvorhersehbare Schwierigkeit. Noch mehr Sorgen bereitete ihr der Zustand ihres
unfreiwilligen Opfers.
»Warum wacht er denn so lange nicht auf? Könnt
ihr mal nachsehen? Was ist, wenn er doch schwer verletzt ist?«
Stelláris kniete sich vor dem Fremden nieder und
prüfte dessen Herzschlag. Anschließend tastete er den Kopf ab. Gespannt verfolgte
Maya sein Tun. Sie sorgte mit dem blauen Kristall für etwas mehr Licht. Jetzt
erkannte sie, dass er noch recht jung war, Maya schätzte ihn auf höchstens
siebzehn Jahre. Mit seinen spitzen Ohren und den ebenmäßigen Gesichtszügen
glich er den Waldelfen, aber gleichzeitig wirkte er sonderbar fremd.
»Seine Haut ist so grau. Ich glaube, es geht ihm
nicht gut«, flüsterte sie. Zu ihrer Überraschung gab Larin ein prustendes
Geräusch von sich.
»Was ist daran komisch?«, empörte sich Maya.
»Der arme Kerl ist …«
»Ist ein Bergelf«, nahm ihr Larin das Wort aus
dem Mund. »Die sehen immer so aus.«
Maya kam sich ziemlich dämlich vor.
Larin bemühte sich sehr, sich das Lachen zu
verbeißen. »Du konntest das nicht wissen, Entschuldigung!«, sagte er
zerknirscht.
»Ich denke, er ist wach.« Stelláris hatte seine
Untersuchung abgeschlossen. Verdutzt starrten sie den Jungen an. Er rührte
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