Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)
Jacke gefunden?«, fragte
er Luna.
»In einem Dorf in der Nähe. Der Frau des
Pfarrers fiel ein, dass ein Kinderjäckchen aus einem außergewöhnlichen Stoff
immer mal wieder bei den Theateraufführungen der Schauspielgruppe verwendet
wird. Sie erinnerte sich gut daran, weil sie versuchte, die rote Farbe
auszuwaschen. Leider konnte sie mir nichts weiter Wichtiges erzählen. Sie hatte
es von einer Frau für einen Kirchenbasar gespendet bekommen, wo es wegen der
Flecken nicht verkauft wurde.«
»Bist du sicher, dass ich diese Maya bin?«,
fragte Maya. Sie fürchtete sich davor, dass sie sich daran gewöhnen könnte,
ihre Herkunft zu kennen, um dann feststellen zu müssen, dass alles bloß ein
dummer Zufall war.
»Du trägst den gleichen Namen, und es ist
zweifellos eine gewisse Ähnlichkeit vorhanden …«, Luna betrachtete Maya
liebevoll, »… du bist in vielerlei Hinsicht wie deine Mutter. Nicht nur im
Aussehen, auch deine warmherzige und manchmal stürmische Art erinnert mich an
sie. Aber was viel entscheidender ist: Ihr erzähltet mir von dem Einhorn, das
im Wald von Amadur lebt. Es kannte
dich, Maya. Es wusste genau, wer du bist. Seit Jahrhunderten lebt es dort, und
äußerst selten bekommt jemand es zu Gesicht. Noch seltener offenbart es sich
einem Menschen. Es hütet seine Geheimnisse gut. Saba, so ist sein Name, hätte
nur einem Mitglied der königlichen Familie die drei Namen des Drachen verraten.
– So, für heute habe ich genug erzählt. Ihr braucht Zeit für euch, um
eure Gedanken zu ordnen.«
Mit diesen Worten beendete Luna ihre Rede. Der
Nebel senkte sich herab über die Wiese, und es wurde bald zu ungemütlich, um
draußen zu sitzen. Die fünf zogen sich in ihre Höhle zurück, und die Elfen und
Wilbur begaben sich in ihre Zelte.
»Das ist unsere letzte Nacht hier im Nebelwald«,
sagte Stelláris.
»Ich werde den Nebel bestimmt nicht vermissen.«
Sehnsüchtig dachte Maya an die lieblichen, sonnendurchfluteten Wälder von
Eldorin.
»Ich ganz sicher auch nicht.« Fiona zog fröstelnd
die Schultern nach oben.
»Würde es dir etwas ausmachen, wenn wir uns
unterhalten?« Den ganzen Nachmittag über hatte Stelláris auf eine Möglichkeit
gewartet, mit Fiona zu reden, aber es hatte sich einfach nichts ergeben. Es lag
nun eine volle Woche Nachhauseweg vor ihnen, und er fand die Aussicht, dass
Fiona ihm ständig aus dem Weg gehen wollte und nicht konnte, nicht sehr
verlockend.
Fiona sah ihn bestürzt an.
»Du musst nicht, wenn du nicht möchtest«,
beeilte sich Stelláris zu versichern.
»Doch, doch.« Fiona nahm ihren Mut zusammen. Sie
konnte sich nicht dafür begeistern, draußen im Nebel herumzulaufen; unangenehme
Erinnerungen waren damit verknüpft. Außerdem graute ihr vor einer Unterhaltung
mit Stelláris. Es würde sicherlich peinlich werden. Er hatte ihr deutlich genug
gezeigt, dass er nicht viel von ihr hielt, und sie konnte es ihm nicht
verübeln.
Wenn sich die beiden Elfen, die zu ihrer
Sicherheit die Höhle bewachten, wunderten, dass jemand bei diesem Nebel Lust
auf einen Spaziergang haben könnte, verbargen sie es geschickt. Nervös ging
Fiona mit Stelláris durch das Stückchen Wald vor der Höhle, und sie betraten
die Wiese. In unmittelbarer Nähe standen die Pferde und dösten. Fiona war
dankbar für deren Anwesenheit, denn so hatte sie einen Grund, Stelláris nicht
ansehen zu müssen. Wehmütig kraulte sie das seidige Fell ihrer schwarzen Stute,
das feucht vom Nebel war. Gleich daneben stand das hübsche cremefarbene Pferd,
das Shanouk geritten hatte.
»Du vermisst ihn, nicht wahr?« Stelláris trat leise
an ihre Seite.
Fionas Hände hielten inne. Mit solch einer
direkten Frage hatte sie nicht gerechnet. Sie spürte, wie sie vor Verlegenheit
rot wurde und hoffte, dass Stelláris es im Dämmerlicht nicht erkennen würde.
»Schon gut.« Er klang enttäuscht.
Tausend Gedanken schossen durch Fionas Kopf.
Kein einziger konnte annähernd die Wahrheit erklären.
Eine Sekunde lang dachte Fiona, Stelláris würde
sich abwenden und gehen.
»Ich … würde gerne etwas klären. Du hast
etwas zu mir gesagt, als ich dieses Vampirgift in mir hatte und fast gestorben
wäre. Wahrscheinlich erinnerst du dich gar nicht mehr an deine Worte?« Er
beobachtete sie gespannt.
»Oh.« Fiona entsann sich nur allzu gut. Die
Erinnerung daran quälte sie. Wie hatte sie bloß so etwas unglaublich Dummes tun
können!
»Du hast es nicht ernst gemeint, nehme ich an.«
Wieder schwang
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