Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)
Babydrache mein
Elternhaus fast in Schutt und Asche gelegt. Es hatte eine Erkältung, ständig
musste es niesen und hat dabei Feuer gespuckt.«
Maya hörte nicht so richtig hin. Sie war von
Larin abgelenkt, der neben ihr saß und ihre Hand hielt. Wie sie wusste, hatte
er sich vorhin mit Stelláris unterhalten, und Maya interessierte es brennend,
wie sein bester Freund wohl auf die Neuigkeiten reagiert hatte. Sie war sicher,
er würde sich freuen – aber Maya entsann sich noch gut, was für ein
eigenartiges Gefühl es damals für sie gewesen war, Fiona mit jemandem teilen zu
müssen.
Außerdem fragte sie sich, wie viel Luna bereits
wusste – vermutlich hatte sie es gewusst, bevor man es ihr sagte. Maya
lächelte in sich hinein. Sie fing Lunas Blick auf und fühlte sich in dieser
Annahme bestätigt. Luna sah sie auf eine Art an, dass es Maya ganz merkwürdig
zumute wurde. Unwillkürlich setzte sie sich kerzengerade hin.
Nach dem Essen (es hatte außer den viereckigen
kleinen Elfenbroten getrocknete Früchte und Feentau gegeben) griff Luna hinter
sich und holte ein kleines Päckchen hervor. Sie legte es behutsam in ihren
Schoß.
Wieder fühlte Maya Lunas schöne dunkle Augen auf
sich gerichtet und rutschte ein wenig nervös auf ihrem Platz umher. Luna
lächelte Maya aufmunternd zu.
»Wie ihr wisst«, begann die Elfe in ihrer
wohlklingenden klaren Stimme, »verreiste ich für einige Tage, bevor ihr Eldorin
so überstürzt verließet. – Das Ziel meiner Reise behielt ich für mich
– aus gutem Grund. Ich wusste weder, ob die Vermutung, die ich hegte,
berechtigt war, noch ob ich Erfolg haben würde. Es lag mir fern, falsche
Hoffnungen zu schüren. – Nun, ich fand, wonach ich suchte. Ich habe den
Beweis mitgebracht.«
Luna löste das Band aus perlweiß glänzendem
Einhornhaar, das das Päckchen zusammenhielt. Das Seidenpapier raschelte, als
sie es entfernte. Luna hielt ein kostbares, silberdurchwirktes Tuch in den
Händen. Die Elfen waren Meister darin, diese hauchzarten und doch mit
erstaunlichen Eigenschaften ausgestatteten Stoffe herzustellen. Dieses Stück
Stoff war nicht größer als ein kleines Tischtuch, aber sehr fein gewebt. Es
schien nicht mehr ganz neu zu sein.
»Als ich deine Geschichte hörte, Maya, wurde ich
nachdenklich. Du bist in einem Waisenhaus aufgewachsen, in das du wenige Wochen
nach deiner Geburt gebracht wurdest. An deine Eltern hattest du keinerlei
Erinnerung. Du sprachst davon, dass du in einer kalten Nacht in nichts als in
ein silbrig glänzendes Tuch gewickelt vor der Türschwelle gefunden wurdest.
Dieses Tuch weckte mein Interesse. Ich habe es gefunden. Es lag auf dem
Dachboden des Waisenhauses in einer Kiste. Sieh her, es gehört dir.« Luna
beugte sich zu ihr hinüber und reichte es ihr. Verdattert nahm Maya es
entgegen.
»Du warst … im Waisenhaus?« Mayas Augen wurden
groß.
Luna nickte. »Schau es dir genau an. An der
einen Ecke ist ein kleines Wappen mit Silberfäden eingestickt. Es ist das
Familienwappen der Könige von Amadur.«
Mit zitternden Fingern drehte Maya das Tuch so,
dass sie die Stickerei fand. Sie zeigte ein Einhorn vor einem Baum.
»Ich sehe es«, flüsterte Maya. »Und eine Ecke
ist voll rotbrauner Farbe. Jemand hat etwas draufgemalt … nein, es sind große
Buchstaben. Es ist schwer zu lesen … oh.«
Larin hatte sich mit ihr über den Stoff gebeugt.
»Es heißt MAYA«, sagte er erstaunt.
»Ja«, erwiderte Luna. »Es ist keine Farbe, es
ist Blut. Jemand schrieb diesen Namen mit seinem Blut. – Ihr kennt die
Geschichte, als der Schattenfürst die Königsfamilie von Amadur und ihre Diener
umbringen ließ. Bis vor kurzem hielt ich Larin für den einzigen Überlebenden.
Ich hatte mich geirrt. Maya, du bist die Tochter von Cyril, dem Cousin des
Königs von Amadur. Du hast überlebt.«
Es herrschte eine Stille, dass man sogar den
leisen Flügelschlag einer Glimmerfee hätte vernehmen können.
Maya bewegte sich nicht. Sie hielt das silberne
Tuch an sich gepresst und starrte Luna an.
»An diesem Tag waren Gäste im Schloss«, fuhr
Luna fort. »Das erklärt, warum niemand feststellen konnte, dass du entkamst.
Die Anzahl der anwesenden Menschen stimmte sowieso nicht mit der an anderen
Tagen überein.«
Larin fand als Erster seine Stimme wieder. »Maya
war damals ein Baby. Wie konnte sie entkommen?«
»Es muss die Köchin gewesen sein, die sie
rettete. – Im Waisenhaus fand eine Frau eine Anstellung als Köchin, die
im Dorf wohnte und als
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