Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)

Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)

Titel: Eldorin – Das verborgene Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Wohlrab
Vom Netzwerk:
Übrigens kann sie
meisterhaft mit Nadel und Faden umgehen.«  
    Maya kicherte. »Sie hatte immer die besten Noten
in Handarbeit. – Da kommt sie ja.«
    »Guten Morgen«, sagte Fiona und hielt verwirrt
inne. »Ach, nein, es ist doch schon Mittag … oder Nachmittag?«  
    »Es ist früher Nachmittag.« Luna begrüßte Fiona
liebevoll und sah sie dann prüfend an. »Du hattest eine schwere Zeit«, sagte
sie. »Du warst so tapfer.«  
    Fionas Unterlippe zitterte. Luna zog das Mädchen
an sich und strich ihm über das Haar.
    »Ich … Stelláris wäre meinetwegen fast
gestorben!«, flüsterte Fiona und begann, leise und verzweifelt zu schluchzen.
    »Aber er lebt«, warf Luna ein.
    »Es war meine Schuld!«, brach es aus Fiona
heraus.
    »Das war es nicht. Er hat mir alles erzählt«,
sagte Luna sanft. »Du solltest dich nicht dafür verurteilen, du konntest nicht
wissen, was passieren würde. Stelláris gibt dir ebenfalls keine Schuld.«
    »Er geht mir aus dem Weg.« Dicke Tränen liefen
über ihr Gesicht und hinterließen helle Spuren.
    »Dummer Junge. Ihr solltet euch aussprechen.«
    Erschrocken sah Fiona Luna an. Luna musste
lachen. »Ich weiß, es erscheint manchmal leichter mit einem Drachen zu kämpfen,
als miteinander zu reden … Aber nun wasch dir den Staub ab, ich werde die
beiden Langschläfer wecken, damit ihr zusammen essen könnt. Ihr seid sicher
halb verhungert.«  
    Es war Maya ein wenig peinlich, dieses Gespräch
mitgehört zu haben. Als Luna ihren Sohn einen dummen Jungen genannt hatte,
hatte Maya sich auf die Lippe beißen müssen, um nicht loszulachen. Die
Bezeichnung ›dumm‹ wirkte bei einem Elfen seltsam unpassend; genauso hätte Luna
Stelláris als lahm wie eine Schnecke bezeichnen können. Andererseits schienen
Elfen, wenn es um Herzensangelegenheiten ging, sich bisweilen ähnlich
unzurechnungsfähig wie Menschen zu benehmen.
    Maya wartete auf ihre Freundin, die sich in
beachtlicher Geschwindigkeit gewaschen hatte. Sauber und mit tropfenden Haaren
tauchte sie zwischen den Seidenvorhängen auf. »Maya, was soll ich ihm nur
sagen?«
    »Äh, was willst du ihm denn sagen?« Maya verwirrten Fionas Gefühle immer
mehr. Erst rettete Stelláris Fiona das Leben, und Fiona war untröstlich, dass
er dabei fast umgekommen wäre, dann verhielten sie sich beinahe wie zwei
Fremde.
    Fiona seufzte tief auf und rubbelte sich
gedankenverloren die rote Mähne trocken.
    »Ich fand Stelláris schon von Anfang an toll.
Aber dann kam Shanouk, und es hat mich einfach umgehauen. Er wusste genau, wie
er einen ansehen muss. Damals in der Schule hatte ich von seinem Blick richtig
Bauchkribbeln bekommen.« Fiona lächelte traurig. »Wahrscheinlich war ich
einfach auch beeindruckt, weil er ein ganzes Stück älter war als ich und so
erfahren wirkte.«
    Maya schnaubte.
    Fiona gab ihr einen Schubs. »Lach mich nicht aus,
ich find’s ja auch blöd von mir im Nachhinein … das heißt, ich hab ihn wirklich
gerne gehabt, ich m-mag ihn eigentlich immer noch.« Fiona schlenderte neben
Maya her.
    Maya zog nachdenklich die Stirn kraus. »Du …
magst ihn immer noch? Aber er ist …«
    »Ich weiß, was er ist«, sagte Fiona scharf. »Er
kann doch nichts dafür. – Es ist so: Ich war mir wegen Shanouk nie
wirklich sicher, aber er hat sich unglaublich um mich bemüht. Irgendwie hatte
ich dauernd das Gefühl, dass es letztendlich nicht passt.   Aber ich wollte unbedingt, dass es
passt, ich konnte ihn doch nicht enttäuschen. Stellenweise bin ich mir bei ihm
ganz klein und bescheuert vorgekommen. Das ist mir bei Stelláris nie passiert.
Ich fand es schrecklich, dass ich mit dir nicht darüber reden konnte, weil du
total gegen Shanouk warst … da hatte ich ständig das Gefühl, ich müsste ihn
verteidigen.«
    »Tut mir leid«, murmelte Maya betreten.
    »Schon gut. Am schlimmsten war, dass mich
Stelláris manchmal ganz finster angesehen hat. Ich dachte wirklich, er kann
mich nicht mehr leiden. Inzwischen weiß ich, dass er sich einfach bloß
fürchterliche Sorgen gemacht hat. – Maya, ich war so dumm.« Sie senkte
die Stimme und wurde knallrot. »Mir ist klar geworden, dass ich Stelláris
lieber mag. Ich hatte nur keine Zeit, das zu kapieren, weil alles so schnell
ging. Selbst wenn Shanouk der geblieben wäre, für den ich ihn gehalten hatte,
wäre es mir wohl irgendwann aufgefallen. Ich fürchte nur, dass es zu spät ist.
Ich hab’s vermasselt.« Fiona ließ den Kopf hängen.
    »Das glaube ich einfach nicht«, sagte Maya.

 

Weitere Kostenlose Bücher