Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)

Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)

Titel: Eldorin – Das verborgene Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Wohlrab
Vom Netzwerk:
ein wenig sonderbar galt, aber Kinder liebte und für
dich fast wie eine Mutter war.« Luna blickte Maya versonnen an. »Ihr Name war
Genevra Silberstein. Das war nicht ihr richtiger Name. Ihren eigenen Namen
vergaß sie, als sie das Tor der Wächter mit dir durchquerte. Unser Land blieb
für sie eine flüchtige Erinnerung. Wunderschön, doch undeutlich wie ein Traum
in der Nacht, der schwindet, sobald der Tag anbricht.
    Ich weiß nicht, warum sie uns Elfen nicht um
Hilfe bat. Vielleicht hatte sie es vor, aber sie verirrte sich und sah in dem
Durchschreiten des Tores eine sichere Möglichkeit, dich zu retten. Es könnte
sein, dass sie verfolgt wurde und deshalb keine Zeit verlieren wollte, uns zu
suchen. Sie wusste im Voraus, dass ihre Erinnerung schwinden würde. Darum
brachte sie sich eine leichte Verletzung bei und schrieb deinen Namen mit ihrem
Blut auf das Tuch. Dein Name sollte nicht in Vergessenheit geraten.
    Ich kann nur Vermutungen anstellen, wie es
weiterging. Sie wird wohl verwirrt und verzweifelt durch das Gebirge auf der
anderen Seite geirrt sein. Sie wusste ja nicht mehr, wer sie war und wer du
warst. Als sie das Waisenhaus fand, war es für sie die einzige Möglichkeit,
dich gut versorgt zu sehen.«
    »Wie furchtbar!« Maya war sehr betroffen. »Was
für eine tapfere Frau – wie war ihr richtiger Name?«
    »Tabitha.«
    »Wie lautete der Name meiner Mutter?«, fragte
sie zögernd. Es war für sie merkwürdig, das Wort Mutter auszusprechen. Auf
einmal hatte sie eine Familie, wenngleich sie sich an niemanden erinnern
konnte.
    »Sie hieß Helena. Du hattest auch eine
Schwester. Sie war zwei Jahre älter als du … Es tut mir leid, Maya, aber Minora
lebt nicht mehr.«  
    ›Eine Schwester‹, dachte Maya, ›ich hatte eine
Schwester.‹ Sie saß da mit dem Tuch an ihre Brust gepresst und weinte leise.
    Luna wartete. Schließlich, als Maya sich
beruhigt hatte, sprach sie weiter. »Ich bin noch nicht am Ende der Geschichte
angelangt. Ich suchte gründlich nach Hinweisen in eurer Welt. Als das
Durchsuchen des Dachbodens und der alten Aktenordner über die Kinder, die in
diesem Jahr ins Heim kamen, nichts mehr ergab, fragte ich in der näheren
Umgebung nach. Eine alte Bäuerin erinnerte sich an ein Findelkind in einer
finsteren, bitterkalten Nacht. Ich folgte dieser Spur, und letzten Endes fand
ich das hier …« Erneut griff Luna hinter sich und legte ein ebenso
verpacktes Päckchen auf ihren Schoß.
    Unter den gebannten Blicken der Anwesenden löste
sie das perlweiße Band und das seidene Papier. Zum Vorschein kam ein Kinderjäckchen.
Es war ebenfalls aus dem unverkennbaren besonderen Material hergestellt, aus
dem die Elfen ihre Kleidung fertigten. Die einstmals blaue Farbe war verblasst,
und auf der Rückseite fanden sich die gleichen rostbraunen verschmierten
Linien. Diese hier waren jedoch nicht mehr zu entziffern – sie waren fast
gänzlich herausgewaschen worden. Die prächtigen Silberstickereien hatten sich
aufgelöst, etliche lose Fäden hingen aus dem Stoff heraus.
    »Das ist keine Babyjacke …« Wilbur strich
sich ratlos über das Kinn. »Aber auf das Alter des Kindes, dem diese Jacke
passt, kann ich mich nicht festlegen – da ist Waltraud der Spezialist. Du
kannst das sicher besser schätzen als ich, Luna.«
    »Ich muss das gar nicht schätzen. Ich entsinne
mich sehr gut an diese Kleidung. Meine Freundin Kira bekam sie für ihren Sohn
Leon anlässlich einer Feier von mir geschenkt. Zum Zeitpunkt des Überfalls war
mein Patenkind noch keine zwei Jahre alt.«
    Maya schwirrte der Kopf. »Die Königin? Dann
gehörte die Jacke … dem Kronprinzen.«
    »Dann lebt auch er?« Larin sprang auf. »Wir
müssen ihn finden!«
    »Aber nicht sofort«, lächelte Anais. »Wir wissen
nicht, ob Leon noch lebt. Luna fand nur diese Jacke von ihm, ein Zeichen, dass
er vermutlich ebenfalls in Sicherheit gebracht wurde. Danach verlor sich seine
Spur. Er wurde offensichtlich nicht im Waisenhaus abgegeben wie du, Maya.«
    Maya blinzelte. Sie brauchte Zeit, um das alles
zu verdauen. Sehr blass und in sich gekehrt saß sie still auf ihrem Platz. Sie
bemerkte kaum, dass Larin sich wieder neben sie setzte. Max hatte vor lauter
Aufregung angefangen, auf seinen Fingernägeln herumzubeißen. Fiona schob ihm
einen getrockneten Apfelschnitz zu. »Bitteschön, das schmeckt deutlich besser«,
flüsterte sie lächelnd. Max benagte geistesabwesend das Apfelstück. Er schien
den Unterschied gar nicht zu bemerken. »Wo hast du die

Weitere Kostenlose Bücher