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Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)

Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)

Titel: Eldorin – Das verborgene Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Wohlrab
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Kopf.«
    »Und wenn schon – die halten uns höchstens
für etwas durchgeknallt!« Max schnitt augenrollend seine gruseligste
Monstergrimasse und fuchtelte mit zu Krallen gekrümmten Fingern durch die Luft.
Maya zerrte ihn am Ärmel weiter, bevor es ihm einfallen konnte, eine seiner
Säuerlich-Imitationen zum Besten zu geben. Er war bereits während des
Frühstücks negativ aufgefallen, weil er immer zappeliger geworden und zweimal
mit dem Stuhl umgefallen war. Glücklicherweise hatte die Pralinenschachtel
gerade ihre Sonntagslaune gehabt und es bei einer Ermahnung belassen.

 
    Max war als Erster wieder die Treppe unten, weil
er vier Stufen auf einmal nahm. Die anderen folgten in einer gemäßigteren
Gangart.
    »Du musst dir jetzt nicht schnell noch den Hals
oder den Fuß brechen!«, blaffte ihn Fiona an, als sie bei ihm im Erdgeschoss
ankam.
    »Der Hals genügt!«, lachte Larin vergnügt, und
schob sie zur Tür hinaus.  
    Eilig holten sie ihre Rucksäcke aus dem hohlen
Baum. Solange sie sich in Sichtweite des Hauses befanden, benutzten sie die
Bäume und Büsche als Deckung, um nicht mit dem verräterischen Gepäck gesehen zu
werden. Der leichte Regen war nun von Vorteil, weil sich deshalb außer ihnen
kein Mensch im Garten befand. Sie durchquerten das Anwesen nach Norden hin und
schlüpften durch eine kleine Gartenpforte hinaus, die etwa 200 Meter vom Haus
entfernt versteckt hinter einer wild gewachsenen Brombeerhecke lag. Wie sie es
miteinander abgesprochen hatten, gingen sie bewusst ein Stück in die genau
entgegengesetzte Richtung, um eine falsche Spur zu legen.
    »Gut, dass die Säuerlich keinen Maschendrahtzaun
herumziehen hat lassen«, stellte Max zufrieden fest. »Zugetraut hätte ich ihr
das.«
    Sie achteten darauf, im aufgeweichten Boden gute
Spuren zu hinterlassen, um den Eindruck zu erwecken, sie wären nach Burgenstätt
unterwegs. Danach liefen sie einen kleinen Feldweg voller Pfützen entlang, der
nach zehn Minuten auf den Hauptweg überging.
    »Hüpf da bloß nicht rein!«, ermahnte Fiona Max,
da sie wusste, dass Wasserlachen ihn anzogen wie ein Magnet das Eisen. »Du
kriegst sonst klatschnasse Füße.«
    »Was für einen Vorteil hat es eigentlich, ohne
überbesorgte Eltern aufzuwachsen, wenn ich dich habe?«
    »Wir sind weit genug vom Haus entfernt«,
erklärte Larin, »jetzt können wir hier auf diesen Trampelpfad einbiegen und
einen Bogen nach Süden in die Berge schlagen.«
     
    Sie kamen im ebenen Gelände schnell voran. Nach
einigen Kilometern hörte es glücklicherweise auf zu regnen, bevor die Nässe
ihre Kleidung durchdringen konnte. Nur die Hosenbeine waren unangenehm nass und
klamm geworden, als sie sich stellenweise durch kniehohes Gras schlagen
mussten.
    »Die Sonne kommt durch!«, rief Maya, als es
allmählich bergiger wurde. Sie drehten sich ein letztes Mal um. Maya schluckte.
Ganz dort hinten lag das Haus, das so lange ihre Heimat gewesen war. Es war nur
noch als winziger Punkt in einer Landschaft zu erkennen, die leblos und
winterbraun vor ihnen lag. Sie warf einen Seitenblick auf ihre Freundin. Fiona
stand starr wie eine Statue da. Plötzlich zog sie mit einer jähen Bewegung ihre
Zopfbänder ab. »Ha!« Sie löste ihre Zöpfe auf und schüttelte ihre langen roten
Locken. Das Sonnenlicht tanzte in ihren Haaren und ließ sie in allen Kupfer-
und Goldtönen schimmern. Maya betrachtete sie fast andächtig. Fiona packte Maya
strahlend an den Händen und begann sich mit ihr im Kreis zu drehen, bis beiden
schwindlig wurde. Schwankend hielten sie sich aneinander fest und lachten, bis
ihnen die Tränen kamen. Larin grinste. Max sah verunsichert zu Larin hinüber
und brummelte etwas, das sich nach ›völlig gaga‹ anhörte.

 
    »Sagt mal, können wir jetzt was essen?«, meldete
sich Max einige Zeit später zu Wort. »Ich verhungere sonst.« Fiona verdrehte
die Augen.
    »Ich denke, wir sollten besser ein Stück weiter
in die Berge hinein, bevor wir ‘ne Rast einlegen«, enttäuschte ihn Larin. »Man
weiß nie, wann das Wetter umschlägt – dann kommen wir nicht mehr so
schnell vorwärts.«
    »Du hast recht«, bestätigte Fiona. »Wir müssen
mit Schnee rechnen, im April kann es in den Bergen noch bitterkalt werden.«
    Max maulte ein bisschen, lief aber dann ohne
größeren Protest mit. Der Weg nach oben wurde schmaler und steiler, bis sie nur
noch hintereinander gehen konnten. Außerdem wurde die Luft immer eisiger, je
höher sie stiegen. Weiter oben leuchteten Schneefelder.

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