Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)
Max.
»Nicht ganz. Wo Nebel aufsteigt, ist es feucht«,
sagte Larin nachdenklich. »Kann sein, dass wir dort drüben mehr Glück haben.«
»Hoffentlich. Ansonsten müssen wir daran denken,
uns rechtzeitig eine Hütte zum Übernachten zu suchen.« Nervös zwirbelte Fiona
eine rote Locke. Max schnaubte.
Sie kletterten das steile Stück Fels hinunter,
das sie so mühsam erklommen hatten. An seinem Fuß ging er abrupt in ein
flaches, grasiges Stück über. Unten angekommen, war von dem Nebel nichts mehr
zu sehen.
»Entweder, er hat sich verzogen, oder die Bäume
verdecken ihn«, stellte Fiona fest.
»Die Bäume verdecken ihn«, entschied Maya.
»Woher weißt du das?«, fragte Max erstaunt.
»Weiß ich gar nicht. Ich denke bloß
optimistisch«, erklärte Maya.
»Schaut mal, dort!« Larin blieb so unvermittelt
stehen, dass Max in ihn hineinlief. Die drei starrten hinüber. Ein riesiges
felsiges Gesicht glotzte zurück. Es ragte aus der rechten Seite der Felsgruppe
auf, von der sie gerade abgestiegen waren, und war nur von hier aus zu sehen.
»Ja … ja … ja!« Max hüpfte herum wie ein
Gummiball und stieß die Faust in die Luft. Larin strahlte, als hätte er den
Hauptgewinn gezogen.
»Die Nase! Seht euch doch diese Nase an!«, rief
Maya entzückt, und alle lachten. In der Tat wies sie ungeheure Ähnlichkeit mit
der Nase einer gewissen Frau Walpurga Säuerlich auf.
Äußerst gut gelaunt legten sie das letzte Stück
zurück, wo sie hinter den Bäumen den Wasserfall vermuten So müde ihre Beine
auch vorhin gewesen sein mochten, jetzt spürten sie es nicht mehr. Larin
erreichte als Erster die Baumgruppe. Er verlangsamte seine Schritte und
wartete. Gemeinsam durchquerten sie das kleine Wäldchen. Die Fichten standen
nicht sehr dicht, sodass ein paar Sonnenstrahlen durch ihre grünen Wipfel
fielen und die noch regenfeuchten Nadeln zum Funkeln brachten. Die Luft duftete
angenehm würzig nach Harz. Irgendwo sang ein Waldvogel sein klagendes Lied. Max
sog tief den Geruch ein. »Ich krieg Hunger«, verkündete er.
Maya warf ihm einen vernichtenden Blick zu.
»Doch nicht jetzt !«
»Wann denn dann?«
Ein kleiner Graben, in dem immergrüne Farne
wuchsen, trennte das Wäldchen von der angrenzenden Wiese. Sie überwanden das
Hindernis und betrachteten die sanfte hügelige Landschaft, die sich vor ihnen
ausbreitete. Die Wiese lag in einer Senke und war ungewöhnlich sattgrün für
diese Jahreszeit. In der Mitte der Senke hing dichter Nebel. Er glitzerte
geheimnisvoll in der Sonne.
»Seltsam, dieser Nebel«, murmelte Maya. »Er
sieht aus, als würde er irgendwie nicht hierher gehören.«
»Ja«, sagte Larin langsam, »das dachte ich auch
gerade.«
»Aber nach wie vor nichts von einem Wasserfall«,
bemerkte Fiona entmutigt.
»Der Steinkopf ist da … der Wasserfall kann
nicht weit weg sein …« Larin straffte die Schultern. »Irgendetwas muss hier sein.« Er betrat die Wiese und ging auf den Nebel zu.
Die anderen folgten ihm.
Sie standen nun direkt vor der Bodensenke. Vor
ihnen lag unschuldig der weiße dichte Schleier. Unschlüssig machte Larin ein
paar Schritte hinein. Er verschwand bis zur Hüfte darin.
»Es fühlt sich gar nicht feucht an«, sagte er
überrascht und ging vorsichtig weiter.
»Nun … schön.« Fiona gruselte sich davor, in
kalten Nebelschwaden herumzutapsen, wo man nicht sehen konnte, worauf man
stieg. Irritiert beobachtete sie Larin, der inzwischen in der Mitte angekommen
war. Der Nebel reichte ihm bis an die Brust.
Maya hatte ihre Hand ausgestreckt und spielte
fasziniert mit dem schimmernden duftigen Nebelhauch. Er ließ sich aufwirbeln
und teilen; er ließ sich in die Luft wedeln, um dann abermals herunterzusinken.
»Siehst du irgendwas?«, fragte Max, dem es
allmählich langweilig wurde.
»Nein«, sagte Larin. »Nein, … und das muss ich
auch nicht.«
Er hatte seinen Zauberstab hervorgeholt und
stieß ihn in den Nebel. Die Stelle, die der Stab berührt hatte, begann sich zu
bewegen. Ein kleiner Sog entstand, wie wenn man aus einer Badewanne den Stöpsel
zieht. Er breitete sich aus, wurde größer und schneller. Der Nebel wirbelte um
Larin herum. Erschrocken wichen Maya und Fiona zurück. Max stand mit offenem
Mund da. Das Glitzern und Funkeln der Nebelwolke wurde stärker. Plötzlich
bündelte der Zauberstab den Wirbel, und die Nebelschleier umkreisten den Stab
in einem immer enger werdenden Tanz. Larin hob den Stab am ausgestreckten Arm
in die Luft. Die Wolke wirbelte vom
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