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Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)

Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)

Titel: Eldorin – Das verborgene Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Wohlrab
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das Einzige, das
Erinnerungen an den Lateinlehrer hochkommen ließ. Seine grüne ärmellose
Seidenweste zierten prächtige Sonnenblumen mit blauen Schmetterlingen.
    »Ihr seid also Maya, Fiona und Max«, rief
Waltraud herzlich und eilte auf sie zu, um sie der Reihe nach in den Arm zu
nehmen. »Ich freue mich so, euch zu sehen. Larin hat so viel Gutes über euch
erzählt!« Sie strahlte über das ganze Gesicht und blickte dankbar von einem zum
anderen. Maya schloss Larins Pflegemutter sofort in ihr Herz. Überhaupt war sie
völlig überwältigt von der Freundlichkeit, die ihr überall entgegengebracht
wurde.
      Larin zog sich einen Sessel heran und
ließ sich entspannt mit weit von sich gestreckten Beinen darauf nieder. Die
Söhne der Gastgeber machten es sich wie Max auf Sitzkissen bequem, während
Larins Eltern und der Zwerg Gormack geschnitzte Stühle bevorzugten. Gormack
wirkte auf dem Stuhl mit dem zarten silberdurchwirkten Stoffbezug ähnlich
unpassend wie ein dickes Kuckucksjunges in einem Singvogelnest. Maya hätte sich
nicht träumen lassen, nach der Bekanntschaft mit den Elfen am gleichen Tag auf
einen Zwerg zu treffen. Interessiert nahm sie alle Einzelheiten in sich auf.
Gormack ging einem erwachsenen Mann ungefähr bis zur Hüfte, und in seinem
Gesicht wucherte ein wilder, langer rotbrauner Bart, dessen Ende zu zwei
Spitzen gezwirbelt war. Sein Haar war ebenfalls sehr zerzaust und schulterlang
– es sah aus, als wäre es noch nie mit einem Kamm zusammengetroffen.
Seine Kleidung bestand aus grobem Stoff und einem speckigen Lederwams, und
seine Füße steckten in derben Schnürstiefeln.
    Maya hatte den Eindruck, als würden sich alle
sehr gut kennen; sie schienen sehr vertraut miteinander zu sein.
    »Ich bin überglücklich, dass ihr Larin zurückgebracht
habt«, seufzte Waltraud. Ihre Augen ruhten freundlich auf Maya.
    »Ach, wir haben ihn nicht direkt zurückgebracht !« Maya wollte kein
falsches Lob einstecken. »Er hätte es allein auch geschafft.«
    »Aber ihr habt ihm geholfen. Gleich zu Beginn,
als er in dieses Haus kam und sein Gedächtnis verloren hatte.« Waltraud sah
Larin liebevoll an. Larin zupfte ein bisschen verlegen an seinem Ärmel herum.
    »Äh … Gedächtnis verloren …« Maya war schon
ganz zappelig, weil sie endlich wissen wollte, was es wohl mit dem
geheimnisvollen Reiter auf sich hatte, unter welchen Umständen er Larin zu
ihnen ins Waisenhaus gebracht hatte, und warum Larin überhaupt verfolgt worden
war.
    Sie sortierte ihre Fragen gerade in ihrem Kopf,
als ein seltsames Wesen durch die Küchentür hereingeschwirrt kam. Es hatte die
Statur einer großen moppeligen Puppe, war jedoch eindeutig lebendig und hatte
am Rücken durchsichtige, schillernde Flügel wie eine Hummel. Sein Gesicht sah
menschlich aus, aber faltig und hässlich, mit kleinen Knopfaugen und einer
spitzen, langen Nase. Der Hinterkopf war mit kurzem, flaumigem Haar bedeckt,
und die Ohren hätten einen Vergleich mit Blumenkohlblättern nicht gescheut.
Auch aus ihnen sprossen Haare. Sein Körper steckte in einem grünweiß
geringelten Overall, der einem Strampelanzug nicht unähnlich war.
    »Immer wenn man sich gerade von einem Schock
erholt hat«, murmelte Max, »kommt ein anderer.« Larin, der direkt neben Max
saß, prustete in sich hinein.
    Das Wesen flog zur Herrin des Hauses und
wisperte ihr etwas ins Ohr. Luna erhob sich. »Das Abendessen ist bereitet.« Sie
nickte dem Wesen freundlich zu, und es surrte wieder Richtung Küche, nicht ohne
zwischendrin fast am Türrahmen hängenzubleiben. »Das ist Herr Bombus, ein
Helfelf. Er ist recht lange bei uns, und seine Sehkraft lässt ein wenig nach,
der Ärmste«, erklärte sie ihren staunenden jungen Gästen.
    »Ein Helfelf?« Max fand die Bezeichnung ziemlich
merkwürdig.
    »Ja, so werden sie im Allgemeinen genannt, weil
sie meist im Haushalt von uns Elfen tätig sind. Genau genommen gehört er zu den
Flugwichten. Ich erzähle dir gerne mehr darüber, aber nun sollten wir uns ins
Speisezimmer begeben.« Sie führte die Anwesenden durch eine der Türen auf einen
kleinen Flur, von dem aus man Zugang zu zwei weiteren Zimmern hatte. Maya
staunte, wie geräumig dieses Haus war. Das Esszimmer war ebenfalls in hellen
Farben eingerichtet. Das Kernstück des Raumes bildete der große Tisch, dessen
Platte aus Glimmerglas auf ineinander dicht verzweigten, dicken
Wurzelholzstämmen lag. Das Tischtuch war so hauchzart gewebt, dass es ganz
durchsichtig wirkte. Winzige funkelnde

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