Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)
meines Herzens, Kira, die Königin des Reiches Amadur und
ihren Ehemann, König Amadé. Sie starben durch die Hand des Schattenfürsten, der
sein Reich des Hasses und der Finsternis aufrichten will in unserer Welt.«
Anais redete für sie mit rauer Stimme weiter:
»Ihr einziger Sohn wurde ebenfalls ermordet. Und mit ihm Cyril, der Cousin des
Königs und dessen Frau Helena und ihre beiden Töchter. Auch Ruan, der jüngere
Bruder und seine Frau Lara fanden den Tod. Doch nichts dergleichen geschah mit
ihrem Sohn. Larin wurde gerettet.«
Mayas Hände krampften sich um den
Rubinkelch. Das war es also! Deswegen sollte Larin ermordet werden! Er war der
letzte Überlebende aus der Königsfamilie. Sie hätte gerne etwas zu Larin
gesagt, aber ihr Gehirn streikte. Was sagt man zu jemandem, von dem man gerade
erfahren hat, dass seine ganze Familie umgebracht worden war? Sie schluckte und
blinzelte die Tränen weg.
Larin sah zu Maya hinüber und lächelte ein wenig
schief. »Es ist sehr lange her. Ich kann mich an meine Eltern gar nicht mehr
erinnern. Ich … habe einfach Glück gehabt, dass ich davongekommen bin.« Es
klang ziemlich bitter.
»Wer ist dieser Schattenfürst?«, fragte Fiona
leise.
»Wir wissen nicht allzu viel über ihn.« Herr
Ägidius seufzte. »Er tauchte eines Tages wie aus dem Nichts auf. Und immer
bringt er den Tod. Er hat sich mit abscheulicher dunkler Magie eingelassen, daraus
bezieht er seine unvorstellbare Macht. Mein Großvater kämpfte bereits in einer
Schlacht gegen ihn. Tausende unserer Leute wurden seinerzeit grausam
niedergemetzelt, obwohl sie in der Überzahl waren …« Er räusperte sich und
putzte nachdenklich seine Brille.
»Äh …«, Max zog verwirrt die Nase kraus,
»also, Mathe war noch nie so mein Ding, aber das klingt, als wäre dieser
Schattenfürst ganz schön alt, oder? Ist er vielleicht gar kein Mensch?«
»Er war einmal einer«, sagte Anais knapp.
Maya hatte das Gefühl, dass über diesen
Herrscher nur ungern gesprochen wurde und wechselte rasch das Thema.
»Wie bist du damals entkommen?« Sie suchte
Larins Blick.
»Ich war nicht bei meiner Familie im Palast, als
es geschah. Sie wurden alle getötet. Mein Vater, meine Mutter, die Brüder
meines Vaters und deren Familie. Einfach alle. Nicht einmal die Diener und
deren Familien wurden verschont. Die Feinde kannten kein Erbarmen. Sie hatten
wohl den Befehl erhalten, niemand am Leben zu lassen. Es war Zufall, dass ich
nicht da war, und Glück, dass das niemandem auffiel, weil ausgerechnet an
diesem Tag Gäste anwesend waren …« Larin kam ins Stocken. »Da war wohl ein
kleiner Junge in meinem Alter dabei, und sie haben ihn für mich gehalten … Er
ist statt meiner dort gestorben.« Er stöhnte und verbarg das Gesicht in seinen
Händen.
»Du kannst doch nichts dafür«, wollte ihm Maya
gerne sagen, aber etwas war mit ihrer Stimme nicht in Ordnung, und ihr Magen
fühlte sich an, als lägen Steine darin. Es musste schrecklich sein, als
Einziger überlebt zu haben und zu wissen, dass man das nur dem Umstand
verdankte, dass ein anderer mit einem verwechselt und ermordet worden war. »Sie
hätten dieses Kind auf alle Fälle umgebracht.« Larins Pflegemutter tätschelte
Larin ein bisschen hilflos die Hand. »Auch wenn du im Palast gewesen wärest, es
hätte dennoch sterben müssen.«
Larin starrte geradeaus. Er war vollends in
seine Gedanken versunken. Dann straffte er sich. »Es war für mich ein günstiger
Umstand, dass sie nicht erfahren haben, dass sie das falsche Kind getötet
hatten. Zumindest wussten sie es lange Zeit nicht. Das alles passierte im
Februar vor fünfzehn Jahren. Mein Freund Stelláris feierte damals seinen
zweiten Geburtstag. Er ist ein halbes Jahr älter als ich, und wir mochten uns
schon in diesem Alter sehr. Unsere Mütter hatten beschlossen, dass ich hier in
Eldorin im Haus meiner Paten bleiben durfte, da meine Eltern durch wichtige
Staatsgeschäfte in den Palast zurückbeordert worden waren. Das rettete mir das
Leben.«
»Du hattest echt Schwein, Mann.« Max sagte das
aus tiefstem Herzen.
Luna seufzte. Man sah ihr an, dass ihre Gedanken
nur langsam in die Gegenwart zurückfanden. Ihr Blick ruhte auf Larin. »Wir
hätten ihn so gerne bei uns behalten. Aber das war nicht möglich, es wäre zu
auffällig gewesen und hätte den Feind auf seine Spur gebracht. Keiner sollte
auf den Gedanken kommen, dass er überlebt hat. Wir kannten ein Ehepaar, das
selbst keine Kinder hatte. Sie nahmen Larin mit
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