Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)
einem
finsteren Seitenblick zu seinem ungebetenen Publikum, das vor Lachen sicherlich
vom Zaun kippen würde. »Ich bin doch kein Hund!«
»Mit der alten Josie kann er nebenher
mitreiten«, sagte Ignatz plötzlich. »Ich muss sie nicht führen. Sie läuft brav
im Schritt neben Polarstern her und macht keinen Blödsinn.«
»Gut.« Larin nickte Ignatz erleichtert zu. »Dann
sattelst du Josie für Max. Und ich werd mal sehen, was wir für dich finden.« Er
lächelte Maya an. »Stören dich diese Idioten da drüben?«
»Na ja. Ohne die wäre es mir lieber.«
»Ich habe dich auf dem Weg nach Eldorin auf dem
Pferd sitzen sehen. Du hattest nicht die Spur von Angst – und du hast
einen guten Sitz.«
Mayas Herz machte vor Freude einen
Zwischenhüpfer. Das war ein tolles Lob. Und er hatte sie beobachtet –
gut, dass sie das nicht bemerkt hatte.
»Dann lass uns ein Pferd für dich raussuchen.«
Larin schnappte sich ein Halfter und ging mit
Maya in die Pferdeherde hinein. Sie einigten sich auf eine dunkelbraune Stute,
die mit Antares angelaufen kam, und Larin zog ihr das Halfter über. Er führte
sie zum Stall, um sie zu satteln und aufzuzäumen. Antares trabte neugierig
nebenher. »Nein, heute bist du leider nicht dran, Maya darf reiten.« Inzwischen
hatte Ignatz zusätzlich die ältere Pferdedame startklar gemacht und Max und
Fiona auf ihr Reittier verfrachtet. Er führte Fionas Pferd am Zügel, und Josie
lief wie ein Hündchen brav nebenher.
Maya wusste aus Larins Erklärungen, was sie zu
tun hatte. Sie hatte sich jeden Handgriff und jede Hilfe, die man einem Pferd
geben musste, genau erläutern lassen. Alles hatte sehr logisch und einfach
geklungen. Theoretisch. Maya hatte Larin gebeten, es ohne Longe probieren zu
dürfen, und Larin hatte nachgegeben. Sie stellte sich neben die Stute und nahm
die Zügel in die linke Hand. ›Linker Fuß in den Steigbügel – mit Schwung
das rechte Bein über den Sattel – Donnerwetter ist das hoch –
vorsichtig setzen‹, dachte Maya. ›Zügel in die Hände – so – und
Fersen nach unten – das kann doch nicht sein Ernst sein, das ist voll unnatürlich
– und mit dem Kreuz schieben – wie
schiebt man mit dem Kreuz? – ah, sie bewegt sich tatsächlich vorwärts
– Schenkelhilfe – gut, so geht das – mitschieben.‹
»Du machst das toll!« Larin war sprachlos. Er
ließ Maya mit der Stute eine Zeitlang Schritt gehen, traben, anhalten und die Richtung
wechseln.
Antares begann zu grasen und äugte ab und zu
herüber. Sollte er heute etwa wirklich nicht geritten werden?
»Darf ich galoppieren?«
»Ich denke schon, du machst das wirklich gut.
Weißt du noch, wie …?«
»Jaja.« Maya gab die entsprechenden Hilfen, und
die Stute fiel zögernd in einen leichten Galopp. Maya ritt in einem großen
Kreis mehrmals um Larin herum. Sie fühlte sich sehr sicher.
»Jetzt bitte traben und dann Schritt.«
›Gut‹, dachte Maya, ›Pferd weiter mit dem Kreuz
schieben – Zügel nicht mehr nachgeben – wird langsamer – uah,
das ruckelt – traben – und nun – OH, NEIN!‹
Sie hatten nicht auf Caiman und Phoebe geachtet.
Diese waren unauffällig hinter Larins Rücken herangeschlendert, Phoebe hatte
plötzlich unbeherrscht losgekreischt, die Arme in die Luft geworfen und damit
herumgefuchtelt, während Caiman aus vollem Hals »Schlange, Schlange, da ist
eine Schlange!« brüllte und im Kreis rannte.
Für die braune Stute war das zu viel.
Erschrocken machte sie einen Satz auf die Seite und ging durch. Sie raste mit
Maya im Sattel quer über die Koppel und wollte zu ihrer Herde zurück, die in
einiger Entfernung graste.
»Verdammt!« Larin sprang auf Antares. Der trug
keinen Sattel, noch hatte er ein Zaumzeug um, doch Antares kannte seinen Herrn
so gut, dass er auch so gehorchte. Antares schätzte es zwar nicht, so
unvermittelt bei der Mahlzeit gestört zu werden, aber wenn sein Herr wie ein
Wahnsinniger mit ihm über die Wiese rasen wollte, bitte sehr. Er schnellte los
und donnerte der Stute hinterher.
›Bloß nicht runterfallen – mit den Knien
festklammern – ist das schnell – bremsen? – egal, geht eh nicht – das ist
ja irre – das ist wie Fliegen !‹
Maya war erst fürchterlich erschrocken. Dann gewöhnte sie sich an das Tempo. Es
machte Spaß! Genauso musste es sein! Das war Reiten!
Die Stute hatte die Herde erreicht und fühlte
sich in Sicherheit vor diesem schrecklichen Doppelmonster, das sich auf ihre
Weide geschlichen hatte, um sie plötzlich
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