Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)
der Schule gibt
es für ihn inzwischen nichts, was er nicht schon wüsste. Luna unterrichtet ihn.
Sie lehrt ihn Dinge, die unseren menschlichen Verstand und unsere Fähigkeiten
bei Weitem übersteigen.«
Maya, Fiona und Max waren schwer beeindruckt.
»Hmm, das kann ich mir vorstellen. Elfen sehen
unglaublich klug aus«, sagte Fiona verträumt. »Und so wunderschön.«
»Sie bewegen sich viel geschickter als wir«,
setzte Maya bewundernd hinzu.
»Ihr solltet sie erst einmal rennen sehen«,
sagte Larin. »Sie können auf kurze Distanzen fast mit einem Pferd mithalten,
und sie ermüden kaum.« Er zog eine Grimasse und grinste. »Das hat mich früher mitunter
ganz schön frustriert, Stelláris war eigentlich immer besser als ich. Mit der
Zeit gewöhnt man sich daran.«
Waltraud hatte begonnen, die Teller
zusammenzustellen, da selbst Max Anzeichen von Schwäche zeigte, was die
vollständige Vernichtung des Kuchens betraf.
»Ich komme später mit zu Luna, ich habe ein paar
Dinge mit ihr zu besprechen.«
»Was wollt ihr denn besprechen?«, fragte Max
neugierig. Fiona verpasste ihm unter dem Tisch einen Stoß mit dem Fuß,
erwischte jedoch nur das Tischbein.
»Ich …«, begann Waltraud. Jemand klopfte an
der Haustür. Larin verließ rasch die Küche, und sie hörten ihn öffnen.
Augenblicke später kam er mit Stelláris herein, der ungewöhnlich besorgt
wirkte. Waltraud bat ihn sich zu setzen, aber der junge Elf lief unruhig im Zimmer
auf und ab.
»Ondil und ich ritten Noel, Avan, Salinus und
Darandil entgegen. Wir waren nicht wirklich in Sorge. Hauptsächlich sind wir
losgeritten, um unseren Pferden ein wenig Bewegung zu verschaffen. Nachdem wir
fast die ganze Strecke zum Wasserfall zurückgelegt hatten, war uns klar, dass
etwas nicht stimmen konnte. Wir hätten sie längst treffen müssen. Die Stille im
Wald war seltsam. Die Vögel sangen nicht, und die kleinen Tiere hielten sich
versteckt.
Schließlich fanden wir unsere Freunde. –
Noel und Darandil haben nur ein paar Kratzer abbekommen, aber Avan und Salinus
sind schwer verletzt.«
»Was ist geschehen?«, rief Waltraud erschrocken.
»Es waren die Grauen Schatten, die Späher des
Schattenfürsten.«
Waltraud schlug die Hände vor den Mund, und Larin
sah Stelláris entsetzt an.
»W-wer ist das?«, hauchte Fiona. Allein der Name
klang grässlich. Maya und Max saßen mit großen Augen da und warteten auf
Stelláris’ Antwort.
»Wolfswesen«, sagte Stelláris.
»Es
gibt hier Wölfe?« Fionas Stimme rutschte
um eine Oktave nach oben.
»Nein«, sagte Larin. »Keine Wölfe, auch wenn sie
so aussehen. Eher so etwas wie … Werwölfe.«
Maya, Fiona und Max saßen wie betäubt auf ihrem
Platz. Gerade hatte alles noch so friedlich ausgesehen.
»Ich komme mit dir.« Larin nickte Stelláris zu.
»Wir gehen alle hinüber in euer Haus«, entschied
Waltraud entschlossen. »Ich lasse Wilbur eine Nachricht da.«
»Was ist, wenn diese … diese …«, Fiona
brachte es nicht fertig, das Wort Werwölfe auszusprechen, »wenn diese Dingsda
schon hier sind?«
»Nein, nein, Kindchen, sie kommen nicht nach
Eldorin.« Waltraud strich Fiona beruhigend über den Arm. »Auch nicht in die
nähere Umgebung. Unsere Grenzen sind mit Elfenzauber geschützt. Dieser Angriff
fand außerhalb des Elfenreiches statt.«
»Aber wenn ein Loch da drin ist?«
Einen Augenblick lang sah Stelláris Fiona
verständnislos an. Dann lächelte er. »Wir Elfen wissen unsere Grenzen zu
schützen. Der Feind fand noch nie nach Eldorin. Der
Schutzwall, der unser Land umgibt, hielt immer stand.«
Sie verließen zusammen das Haus. Draußen schien
die Welt so friedlich, als hätte es nie einen Angriff gegeben. In den Gärten
der umliegenden Häuser sah Maya Menschen. Sie gingen den unterschiedlichsten
Beschäftigungen nach. Ein alter Mann saß Pfeife rauchend auf einer Gartenbank
und genoss die Sonne. Eine schwangere Frau stand am Zaun und tauschte mit ihrer
Nachbarin Geschichten aus. Zu ihren Füßen saß ein Kleinkind. Es hielt etwas in
der Hand und fuchtelte damit herum. Ab und zu brach es in entzückte Jauchzer
aus. Beim näheren Hinsehen erkannte Maya, dass es einen kleinen Zauberstab
hielt. Es hatte ihn auf eine Katze gerichtet, die abwechselnd Blau und Gelb und
anschließend wieder Schwarzweiß wurde und gänzlich unbeeindruckt wirkte … Was
hatte Stelláris gesagt: Wolfswesen … die Grauen Schatten. Unheimlich … und
gleichzeitig auch unwirklich.
»Maya, kommst du?«, rief Fiona so
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