Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)
du darüber nicht reden willst. Also dann lassen wir es am besten mit dem Reden.“ Maél überhörte einfach die letzten Worte. „Falls es dich interessiert, wir haben den Sumpf fast erreicht.“ Er zeigte mit der Hand auf eine Stelle vor sich. „Man erkennt ihn schon von weitem.“ Elea wollte lieber nicht sehen, was sie erwartete. Deshalb gab sie nur ein mürrisches Brummen von sich und schmiegte ihre Wange wieder an Maéls Rücken. Untypischerweise schien Maél jedoch, zum Reden aufgelegt zu sein. Er hielt Arok an und wartete bis Jadora zu ihm aufgeschlossen hatte. Jadora war natürlich bereits aufgefallen, dass Elea den ganzen Tag über so schweigsam war und sprach sie direkt darauf an. Sie gab nur wortkarg Müdigkeit vor, was Jadora aber nicht übermäßig zu überzeugen schien, da er Maél mit einem vielsagenden Grinsen bedachte. Die Männer kümmerten sich nicht länger um die junge Frau und unterhielten sich über die nach der Durchquerung des Sumpfes noch verbleibende Reisestrecke. Elea verfolgte das Gespräch der beiden Männer nicht und hing ihren eigenen ganz privaten Gedanken nach. Einmal wurde jedoch ihre Aufmerksamkeit erregt, nämlich als der Name Darrach fiel. Sie hatte ihn während der Reise immer mal wieder aufgeschnappt, aber sobald sie sich den Männern näherte, während sie sich unterhielten, erstarb sofort das Gespräch. „Wer ist eigentlich dieser Darrach? “, fragte sie neugierig die beiden Männer. Jadora sah alarmiert zu Maél. Offenbar lag es an ihm, diese Frage zu beantworten. Elea entging es nicht, dass er sich unter ihren Händen für einen kurzen Moment versteifte. Hier habe ich wohl einen wunden Punkt von ihm getroffen.
„ Ich dachte, dir ist nicht zum Reden zumute“, sagte er gereizt. „Ich habe diesen Namen jetzt schon mindestens genauso oft wie den Namen des Königs fallen hören. Dieser Mann muss also wichtig sein. So wichtig, dass es sich mit aller Wahrscheinlichkeit nicht vermeiden lassen wird, dass ich seine Bekanntschaft in Moray machen werde.“ Und schon wieder konnte Elea ein deutliches Zusammenzucken von Maél wahrnehmen. Diese Frau mit ihren gerade mal achtzehn Jahren hat ein unglaubliches Gespür für bedeutungsschwere Umstände. „Er ist Berater und engster Vertrauter von König Roghan“, sagte er mit einer Kälte in der Stimme, bei der Elea das Gefühl hatte, sein Atem müsste gefrieren, sobald er seinen Mund verließ. „Gut. Für Roghan ist er Berater und Freund. Was ist er für dich?“ Elea wusste schon, bevor sie diese Frage ausgesprochen hatte, dass die beiden Männer – jeder auf seine Weise – darauf reagieren würde. Jadora zog laut die Luft ein und sah gespannt zu Maél, während dieser jäh seine Hand von Eleas löste und den Atem anzuhalten schien. Elea kostete diesen kurzen Moment, in dem sie offensichtlich Maéls Gefühlswelt aus dem Gleichgewicht brachte, aus. Da er immer noch schwieg, hakte sie erbarmungslos nach. „Bekomme ich eine Antwort oder ist die Art eurer Verbindung ein weiteres deiner ach so vielen Geheimnisse?“ Jetzt hörte sie, wie auch er die Luft scharf einzog. „Er hat mich aufgezogen. Er ist sozusagen mein Ziehvater und Lehrer. Genügt dir die Antwort. Ich hoffe. Mehr wirst du nämlich nicht erfahren.“
„ Danke. Das reicht mir fürs erste. Ich habe mehr erfahren, als ich zu hoffen wagte“, sagte sie in süffisantem Tonfall. Jetzt habe ich dich. Du selbstgefälliges Spitzohr.
Elea konnte es nicht glauben. Nachdem der Tag bisher alles andere als erfreulich verlaufen war, nahm er nun doch noch eine erbauliche Wendung. Sie hatte endlich – wie es schien - eine Erklärung für Maéls Hass, Gewaltbereitschaft und vielleicht auch für sein Unvermögen gefunden, seine wahren Gefühle für sie offen zu legen. Für den Moment wollte sie es aber damit auf sich beruhen lassen. Sie spürte, dass allein die Erwähnung des Namens dieses Mannes ihn quälte.
Von diesem kleinen Wortwechsel an herrschte allgemeines Schweigen unter den Reitern. Selbst Jadora schien, das Plaudern vergangen zu sein. Er blickte immer wieder beunruhigt zu Maél hinüber, dessen Stirn von Düsternis umwölkt war. Mit einem Mal drückte er Arok die Fersen in die Seiten, sodass dieser im Galopp davon preschte. Elea wäre vom Pferd gestürzt, hätte Maél nicht eine ihrer Hände an seinem Bauch festgehalten. Elea spürte, wie es in ihm brodelte und kochte. Sie kannte dieses Gefühl nur zu gut. Wenn sie wütend war, versuchte sie sich dann immer durch das
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