Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)
was Jadora so überraschte, dass er sich an seiner eigenen Spucke verschluckte. Er konnte sich nicht erinnern, dass dieser kaltblütige Mann ihm jemals eine gute Nacht gewünscht hatte.
Kapitel 8
Etwas Heißes zwischen ihren Brüsten riss sie jäh aus dem Schlaf. Es war immer noch Nacht. Rasch öffnete sie ihre Jacke und fühlte mit der Hand nach dem Stein. Er war heiß, so heiß, dass sie mit der Hand vor Schreck zurückzuckte. Als sie ihn unter ihren drei Lagen von Hemden am Riemen hervorholte, leuchtete ihr aus ihrem Auschnitt ein orangerotes Licht entgegen. Sie wollte ihren Augen nicht trauen. Er glühte genauso rot, wie ihr Haar, nur war es ein langsames pulsierendes Glühen, das den Eindruck vermittelte, der Stein lebte.
Was hat das schon wieder zu bedeuten?
Mit einem Schlag war sie in Alarmbereitschaft, vor allem als sie feststellen musste, dass der Platz neben ihr leer war.
Wo ist er? Er hat mir doch versprochen, sich zu mir zu legen.
Sie erhob sich und sah sich genauer um. Es war ziemlich finster, aber nicht zu finster, um die sechs kleinen Fellberge in der Nähe des erloschenen Lagerfeuers zu erkennen. Sie schaute zu den Pferden. Auch hier konnte sie keine Gestalt erkennen. In Eleas Magen bildete sich auf einmal ein Knoten, der sich immer enger zusammenzog. Und das Schlucken fiel ihr auf einmal auch schwer – wegen der Enge in ihrer Kehle. Bevor sie sich erhob, atmete sie erst dreimal tief ein und aus und versuchte ihre Panik unter Kontrolle zu bringen. Sie redete sich ein, dass hinter Maéls Abwesenheit etwas ganz Harmloses stecken konnte. Vielleicht musste er sich einfach nur erleichtern. Sie wartete noch eine kleine Weile, aber er tauchte nicht auf. Sie sah keinen anderen Weg, als ihn suchen zu gehen. Dank des glühenden Steines und ihres unbedeckten Haars, von dem sie das Kopftuch gelöst hatte, konnte sie relativ gut die Beschaffenheit des Bodens in ihrer unmittelbaren Nähe ausmachen. Zunächst bewegte sie sich in Richtung der Pferde, die ihren Ruheplatz direkt vor einer Gruppe von Felsen hatten. Dabei begann der Stein noch heller zu leuchten und merklich schneller zu pulsieren. Versuchshalber ging sie nun in die Richtung rechts von den Pferden, aus der sie am Abend zuvor gekommen waren. Nach etwa zwanzig vorsichtigen Schritten ließ das Leuchten deutlich nach und das Pulsieren verlangsamte sich wieder.
Vielleicht will der Stein mich auf irgendetwas aufmerksam machen oder vor irgendetwas warnen? – Oder aber er will mir den Weg zu Maél weisen? Vielleicht ist er in Gefahr?
Elea konnte es drehen und wenden, wie sie wollte. Ihr blieb nichts anderes übrig, als den sicheren Platz zwischen den Felsen zu verlassen, um Maél suchen zu gehen, ganz gleich wie gefährlich es hier im Dunkeln auf sumpfigem Gelände war.
Irgendeinen Nutzen muss der Stein ja haben, sonst hätten meine Eltern nicht gewollt, dass ich ihn immer bei mir trage, wenn meine Bestimmung ihren Anfang nimmt.
Elea ging wieder zurück zu den Pferden, was zur Folge hatte, dass der Stein wieder stärker leuchtete und schneller pulsierte. Also begann sie hier die Suche. Sich einen Weg zwischen den Felsen hindurch zu bahnen, war zum Glück auch der ungefährlichste. Während sie langsam einen Fuß vor den anderen setzte, schaute sie immer wieder auf den rot erleuchteten Boden, um auch ja keine morastige Stelle zu übersehen. Von Zeit zu Zeit blieb sie stehen, um sich ihre Umgebung näher zu betrachten. Sie musste sich jetzt mitten in felsigem Gelände befinden, da sie keine ebene Fläche mehr um sich herum erkennen konnte. Zu allem Unglück spürte sie eine kalte Nässe auf ihrem Gesicht. Vereinzelte dicke Regentropfen fielen auf sie nieder. Sie schaute auf den Stein und berührte ihn vorsichtig. Er war noch heißer und glühte jetzt weitaus stärker als ihr Haar. Sein stetiges Pulsieren war nicht mehr weit von einem hektischen Blinken entfernt.
Ich muss auf der richtigen Spur sein.
Sie setzte ihren Schlangenlinienweg in dem immer dichter fallenden Regen fort. Immer wieder musste sie den vor ihr auftauchenden Felsen ausweichen. Ihr Haar war inzwischen klatschnass und ihre Lederkleidung hatte sich schon so sehr mit dem Regen vollgesaugt, dass die Feuchtigkeit bis zu ihrer Haut vorgedrungen war. Sie musste unbedingt in Bewegung bleiben. Eine beißende Kälte begann, sich in ihren Körper zu fressen. Deshalb bewegte sie sich noch schneller und kletterte behände über kleinere Felsen. Völlig in Gedanken versunken stand sie mit
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