Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)
den Kopf anschlug, bevor sie in das Wasser stürzte und nicht mehr auftauchte. Maéls Herz hämmerte wie wild in seiner Brust. Wenn ich es jetzt nicht schaffe, mich in Bewegung zu setzen, dann bin nicht nur ich, sondern ist auch die Frau verloren, die ich liebe. In dem Moment, als er den Gedanken zu Ende gedacht hatte und zu der unwiderruflichen Erkenntnis kam, dass er Elea wirklich liebte, spürte er, wie er von einer immer heißer werdenden inneren Kraft ergriffen wurde, die gegen seine Eisesstarre ankämpfte. In höchster Willensanspannung lenkte er sein ganzes Denken nur darauf, Eleas Leben zu retten. Mit einem Mal war die Hitze in seinem Körper so stark, dass seine steif gefrorenen Kleider blitzschnell auftauten. Auch seine Arme und Beine erlangten wieder ihre Beweglichkeit. Nur einen Wimpernschlag später preschte er auch schon pfeilschnell aus seiner Umzingelung, die inzwischen so eng geworden war, dass er gerade noch zwischen zwei der Kreaturen hindurchschlüpfen konnte. Er rannte zu dem See und hechtete in einem langgezogenen Kopfsprung ins Wasser. Mit kräftigen Armzügen schwamm er zu der Stelle, wo er Elea eintauchen sah. Unter der Wasseroberfläche schimmerte immer noch das pulsierende rote Licht zu ihm hoch, das schon auf dem Felsen von ihr ausgegangen war. Er nahm einen tiefen Atemzug und tauchte unter. Obwohl sie schon seit einer Weile untergegangen war, war sie seltsamerweise nicht mehr als zehn oder zwölf Fuß gesunken. Der Grund des Sees lag aber bestimmt nochmal so tief unter ihm. Ihr Haar umschwebte ihren Kopf wie ein glühender Schleier. Jetzt erst erkannte er, dass das pulsierende Leuchten eindeutig von ihrem Stein ausging. Als er nur noch ein paar Armzüge von ihr entfernt war, erschrak er im ersten Moment so sehr, dass er in seiner Schwimmbewegung inne hielt. Was er sah, war unglaublich. Nun war ihm klar, warum sie nicht längst am Grunde des Sees lag: Hunderte von Fische hatten sich wie ein dicker Teppich unter ihren Körper angesammelt und bremsten sein Herabsinken ab. Schnell ergriff er einen ihrer Arme und tauchte mit ihr, so schnell er konnte, wieder auf. Er schnappte laut nach Luft, als er die Wasseroberfläche durchstieß. Elea zeigte jedoch nicht die geringste Reaktion. Er schwamm rasch an das Ufer und trug sie aus dem Wasser, während er sich immer wieder nach den angsteinflößenden Gestalten umblickte. Er legte sie auf den Rücken und tastete ihren Kopf ab. Er fand eine große Beule seitlich am Kopf. Sanft klatschte er ihr auf die Wangen, um sie wieder ins Bewusstsein zurückzuholen, aber ohne Erfolg. Panisch ging sein Klatschen in leichte Schläge über. Auch dies nützte nichts. Verzweifelt legte er sie auf die Seite und klopfte ihr kräftig auf den Rücken und schrie immer wieder ihren Namen. Endlich begann sie zu husten. Ein nicht enden wollender Schwall Wasser ergoss sich auf den ohnehin schon vom starken Regen schwer gewordenen Boden. Als Eleas Husten nachließ, drehte er sie wieder auf den Rücken. Ihre Augen begegneten seinen. Elea erinnerte sich sofort an alles, was vor dem Aufprall ihres Kopfes auf dem Felsen geschehen war. In ihrem Blick spielten Erleichterung und Furcht, als sie mit rauer Stimme zu sprechen begann. „Ich dachte schon, du wärst verloren und sie würden dich zu fassen kriegen. Als dann noch diese riesige Kreatur hinter dir auftauchte, da musste ich irgendetwas unternehmen. Nur da oben auf dem Felsen stehen, deinen Namen schreien und ein paar kleine Steine werfen, war nicht sehr hilfreich.“ Elea überkam erneut ein Hustenanfall. „Sind sie noch da?“, fragte sie ängstlich. Maél richtete ihren Oberkörper auf und strich ihr zärtlich die nassen Haare aus dem Gesicht. „Ja. Sie sind noch da. Wir sollten schleunigst von hier verschwinden. Du hast eine dicke Beule am Kopf. Meinst du, du kannst laufen oder soll ich dich lieber tragen?“ Er hatte die Worte noch nicht ganz ausgesprochen, da zuckte ein gewaltiger Blitz vom Himmel, begleitet von einem ohrenbetäubenden Donnerschlag, und schlug mitten in die Gruppe der grün leuchtenden Wesen ein, die sich um die inzwischen angekommene massige Gestalt gruppiert hatten. Auch diese war von diesem hellen grünen Lichtschein umgeben, sodass nur ihre Körperkonturen zu erkennen waren. Plötzlich dröhnte wieder die dämonische Stimme. „Maél, komm zu mir!“ Maél und Elea schauten sich erschrocken und zugleich verstört an. Eleas Körper wurde schlagartig von einer Gänsehaut überzogen, die jedoch nicht
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