Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)
dunklen Mächten verschrieben hat. Er hält mich mit einem Bann in seiner Gewalt, aus der es kein Entrinnen gibt.“ Er ergriff die Schlange um seinen Hals und sah Elea bedeutsam an. „Solange dieser Ring um meinem Hals ist, kann er von mir verlangen, was er will. Ich werde ihm gehorchen. Er hat ihn mir zu meinem sechzehnten Geburtstag zum Geschenk gemacht,“, sagte er mit eisiger Verbitterung in der Stimme. „Der Schließmechanismus lässt sich nicht öffnen und er ist aus einem so harten Metall gemacht, dass er sich nicht durchsägen lässt. Ich habe schon alles versucht.“
„ Dann habe ich mich vorhin nicht geirrt. Ebenso wenig wie gestern Abend, als du schlammverspritzt aus dem Sumpf kamst. Ich konnte deutlich das grüne Auge der Schlange, aufleuchten sehen.“
„ Es ist ein Zeichen dafür, dass eine dunkle Macht am Werk ist. Mir ist dies gar nicht aufgefallen. Aber wenn du es gesehen hast, dann besteht kein Zweifel daran, dass diese grün leuchtenden Kreaturen ebenfalls Ausgeburten einer bösen Macht sind.“ Elea sah ihn entsetzt an. Was sie da hörte, war grauenhaft. Jetzt verstand sie auch, wieso Maél so brutal, kaltblütig und hasserfüllt geworden war. Er wuchs bei einem Mann auf, der ihn quälte und für seine Zwecke missbrauchte. Er hatte nie Liebe und Mitgefühl erfahren nur Angst und Hass. Das Schlimmste war jedoch, dass er diesem grauenvollen Mann hilflos ausgeliefert war, er, der allen anderen so überlegen war. All seine Gaben und Fähigkeiten nützten ihm nichts, wenn er Darrach von Angesicht zu Angesicht stand. Sie wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Er hatte sie ja schon gewarnt, dass ihr das, was sie über Darrach erfahren würde, nicht gefallen würde. Aber dass seine Lage so aussichtslos war, hätte sie niemals für möglich gehalten.
Maél nahm Eleas Gesicht in seine Hände und sprach mit todernster Stimme weiter. „Elea, das allein mag für dich schon Schock genug sein. Es ist aber nur ein Teil meiner persönlichen Tragödie. Wie du selbst schon unschwer erkennen und erleben konntest, steckt in mir etwas nicht Menschliches. Dieses Etwas ist dem Ursprung nach Böse oder zumindest für Böses oder für schwarze Magie besonders empfänglich. Ich fühle das. Und Darrach hat mir es bei jeder Gelegenheit gnadenlos vor Augen geführt und es mich spüren lassen. Er hat es mir zwar nie verraten, aber ich bin mir sicher, dass er genau weiß, woher ich komme oder wovon ich abstamme. Deshalb ist es gefährlich für dich, wenn du dich mit mir einlässt. Ich...“ Elea fiel ihm aufgebracht ins Wort. „Maél, ich fühle, nein, ich weiß, dass in dir etwas Gutes steckt. Deine unerwartete Wandlung in jener Nacht, ist doch Beweis genug dafür, dass du einen guten Kern hast. - Du bist in der Gewalt dieses schrecklichen Mannes, seitdem du ein kleiner Junge warst. Woher willst du wissen, dass er dir nicht irgendwelche Lügen aufgetischt hat, nur um dich gefügig zu machen? Außerdem hast du mir eben selbst gesagt, dass du mich mehr als alles andere auf der Welt liebst.“
„ Elea, dies mag jetzt in diesem Moment zweifellos der Fall sein. Aber das kann sich von jetzt auf nachher ändern... wenn Darrach es will.“
„ Dann lass uns doch verschwinden. Wir werden nie in Moray ankommen. Wir verstecken uns irgendwo“, schlug Elea verzweifelt vor. „Daran habe ich auch schon mehr als einmal gedacht. Aber, glaube mir, das geht nicht so einfach. Ich muss seinem Befehl gehorchen, dich nach Moray zu bringen. – Ich kann im Moment nicht klar denken. Ich brauche Zeit, um mir etwas einfallen zu lassen, wie ich wenigstens dich heil aus dieser Sache herausbringe.“ Er erhob sich und ging hinaus zum Vorsprung des Felsens. Elea ließ jedoch nicht locker. „Und warum bringst du Darrach nicht einfach um? Wäre unser Problem damit nicht gelöst?“
„ Der Bann, mit dem er Macht über mich hat, beinhaltet auch, dass ich ihm keinen körperlichen Schaden zufügen kann“, antwortete Maél ungerührt, während er sich von der Kante des Felsens aus einen Überblick über die Folgen des Unwetters verschaffte, das sich verzogen hatte.
Da ihre Nacktheit und die von Maél angesichts seiner ausweglosen Lage völlig in den Hintergrund gerückt waren, arbeitete Eleas Verstand nun auf Hochtouren. Sie suchte angestrengt nach einer Möglichkeit, ihn vor dem Zauberer zu retten. Ihr eigenes Schicksal war für sie bedeutungslos geworden. Urplötzlich kam ihr eine wahnwitzige Idee in den Sinn. Sie eilte zu ihm nach
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