Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)
sie stark an jene, die sie in der Nacht befiel, als ihre Flucht vor Maél begann. Sie ließ sich auf den Boden nieder und hätte sich am liebsten auf der Stelle schlafen gelegt. Die letzten beiden Nächte hatten ihre Spuren hinterlassen. „Du brauchst es dir hier gar nicht erst gemütlich zu machen. Wir werden bis in die Dunkelheit hinein weiter reiten. Die Pferde sind von dem langsamen Vorwärtskommen im Sumpf noch ausgeruht genug“, blaffte Maél sie an, während er das Seil von ihr löste. „Wenn du müde bist, dann kannst du auf dem Pferd schlafen. Es wäre ja nicht das erste Mal.“ Er warf ihr ihren Umhang auf den Schoß und wartete demonstrativ. Schwerfällig stand sie auf und wickelte ihn sich um. Anschließend nahm er sie auf die Arme und setzte sie auf Arok. Dann stieg er selbst auf. Jadora reichte ihr noch eine Gänsekeule, auf die sie aber keine Lust hatte. Sie wollte sich lieber an Maéls Brust kuscheln und schlafen. Aber der schwarze Krieger war gnadenlos. Während sie weiterritten, musste sie vor seinen Augen den Knochen glatt nagen, bis keine Faser mehr zu sehen war. Ihr war klar, dass diese kleine Quälerei seine Art von Rache war. Aber sie war zu müde, sich mit ihm deswegen zu streiten. Sie wollte nur schlafen. So sah sie über seine Schikane hinweg und schmiegte sich an ihn, sobald sie den abgenagten Knochen weggeworfen hatte. Mael versteifte sich im ersten Moment und drückte sie auch nicht, wie sonst, wärmend an sich. Lange konnte er jedoch der Versuchung, einen Arm um sie zu legen, nicht widerstehen. Er stöhnte kurz auf und drückte sie an sich, worauf sie mit einem amüsierten Lächeln reagierte. Dies blieb ihm nicht verborgen, sodass er – obwohl er sich die größte Mühe gab – ein Lächeln nicht unterdrücken konnte. Es war, wie es war: Diese Frau hatte nicht nur sein Herz erobert und es mit einer wohligen Wärme erfüllt, sie brachte ihn auch noch mit ihrer unwiderstehlichen und unbefangenen Art um seinen Verstand.
Ein paar Atemzüge später war Elea bereits tief eingeschlafen. Sie wurde auch nicht wach, als Maél Arok zu einem schnellen Galopp antrieb. Erst als es bereits stockfinster war, erwachte Elea aus ihrem verdienten Schlaf. Vollkommen orientierungslos hob sie den Kopf an, um zu sehen, wo sie sich befand. Die Männer hatten das Lager errichtet, ohne dass sie davon etwas bemerkt hatte. Ein paar Schritte entfernt konnte sie noch die vor sich hin glimmende Glut des Feuers erkennen, um das ein paar Fellberge gruppiert waren, aus denen lautes Schnarchen zu vernehmen war. Sie legte ihren Kopf wieder ab, drehte ihn etwas zur Seite und sah direkt in Maéls schlafendes Gesicht. Obwohl es zu dunkel war, um irgendwelche Details zu erkennen, hegte sie jedoch nicht den geringsten Zweifel daran, dass er es war. Plötzlich spürte sie ein ungewohntes Gewicht auf ihrer rechten Brust ruhen - allerdings mit drei Lagen Hemdstoff und einer Lederschicht dazwischen: Maéls Hand. Darüber hinaus war er es diesmal, der sein linkes Bein besitzergreifend über ihre gelegt hatte. Seine eiserne Selbstbeherrschung kam ihm offenkundig im Schlaf abhanden. Elea musste schmunzeln. Ihr Blick wanderte wieder zu seinem Gesicht. Am liebsten hätte sie es gestreichelt. In ihren Erinnerungen an ihre nackten Umarmungen in der Höhle schwelgend, zuckte sie jäh zusammen, als ihr die von Maél entdeckten Höcker auf ihrem Rücken wieder einfielen. Maél begann, sich daraufhin zu regen. Mit einem Mal zog er seine Hand und sein Bein von ihr weg. Verlegen räusperte er sich und fragte leise: „Bist du wach, Elea?“
„ Ja. Schon eine ganze Weile. Wie hat es sich denn angefühlt, meine Brust die ganze Zeit zu halten? War es schön?“, wollte sie mit belustigtem Ton wissen. Maél schoss mit dem Oberkörper in die Höhe und rieb sich das Gesicht. Elea erlöste ihn jedoch von der Beantwortung ihrer peinlichen Frage, da ihr im Moment das Problem der Höcker auf ihrem Rücken bedeutender erschien. Sie erhob sich pfeilschnell und begann nervös, ihren Rücken unter den Kleidern abzutasten. „Was ist denn los?“
„ Ich war letzte Nacht so schockiert über deine Geschichte von Darrach, dass ich völlig diese Höcker vergessen habe. Ich will wissen, ob sie noch gewachsen sind. Wahrscheinlich verwandle ich mich allmählich in einen Drachen“, sagte sie aufgeregt. Ein amüsiertes Lächeln umspielte nun Maéls Lippen, was Elea zum Glück nicht sehen konnte. Er stand ebenfalls auf. „Lass mich mal nachsehen!“ Er schob
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