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Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)

Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)

Titel: Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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erwarteten. Kaum hatte sie sich zu ihnen an den Tisch gesetzt, da kam auch schon die Frau des Wirtes herbeigeeilt und fragte sie, was sie essen wollte. Elea lächelte ihr freundlich zu und bestellte Milch, Brot und Käse. Sie hatte die Worte noch nicht ganz ausgesprochen, da platzte es aus der Frau auch schon heraus. „Mädchen, was habt Ihr für grüne Augen! So ein strahlendes, sattes Grün habe ich noch nie gesehen. Diese Augen sind im ganzen Königreich sicherlich einzigartig!“ Elea antwortete nichts darauf. Sie schenkte der Frau nur ein gequältes Lächeln, weil ihr die Angelegenheit peinlich war. Die anderen Gäste, die in ihrer Nähe saßen, sahen bereits neugierig in ihre Richtung und reckten den Hals, um einen Blick auf ihre Augen zu erhaschen.
    Maél saß am anderen Ende des Tisches. Seine Stirnzunzeln wurden immer tiefer und länger. Er forderte die Wirtsfrau schroff auf, endlich Elea das Essen zu bringen. Sein Blick, mit dem er Elea kurz in die Augen sah, sprach Bände. Ihm machte es sichtlich schwer zu schaffen, wenn sich andere über ihre anmutige Erscheinung ausließen. Bisher waren sie auf ihrer Reise so gut wie keinen Menschen begegnet - außer Kyra und ihrer Familie, die sich sehr diskret und zurückhaltend verhalten haben, was diesen Punkt anbelangte. Maél wurde aber in der Wirtsstube schonungslos bewusst, dass sich das am Hofe von König Roghan schlagartig ändern würde. Allein die Vorstellung, wie die Männer sie dort gierig anstarren würden, brachte sein Blut zum Kochen.
    Dass Elea bei Mael mitreiten würde, war für beide eine unausgesprochene Selbstverständlichkeit – trotz seiner übler Laune am Morgen. Sie wartete bereits mit ihrem Rucksack bei Arok, als er zu ihr geschritten kam und sie mit einem intensiven Blick betrachtete, der in ihrem Bauch wieder einen Schwarm Schmetterlinge erwachen ließ. Nachdem er aufgestiegen war, reichte er ihr ohne zu zögern seine Hand.
    Der kurze Ritt zu Kyra und ihrer Familie verlief genauso schweigsam wie schon das Frühstück in der Herberge. Dort angekommen ließ sich Elea sofort von Arok hinuntergleiten, während Maél sich, wie von dem Mädchen erwartet, nicht von der Stelle rührte. Dafür stieg Jadora ab. Er wollte es sich nicht entgehen lassen, sich zusammen mit ihr von der gastfreundlichen Familie zu verabschieden. Seitdem sie den Marktplatz verlassen hatten, wo sie sich noch mit Reiseproviant eingedeckt hatten, steckte in ihrem Hals ein Kloß. Irgendwie hatte sie das Gefühl, sie würde sich von ihrer eigenen Familie verabschieden, von der sie sich an dem schicksalhaften Tag, an dem ihre Bestimmung ihren Anfang genommen hatte, nicht hatte verabschieden können. Kyra liefen dicke Tränen die Wangen hinunter, als sie die junge Frau innig in den Armen hielt. Auch Elea musste mit den Tränen kämpfen, vor allem als Femi sie umarmte und zu ihr sagte: „Du wirst immer unsere große Elea sein, die unsere kleine Elea in die Welt geholt hat. Wir werden immer an dich denken.“ Auf die zaghafte Frage Kyras hin, ob sie sich denn irgendwann mal wiedersehen würden, antwortete Elea mit belegter Stimme, dass sie es nicht glaube und dass sie sie alle in ihrem Herzen behalten und nie vergessen würde. Kyra gab ihr noch zwei Bündel. In einem war Kuchen vom Vortag und in dem größeren hatte sie ihr zwei warme Hemden und eine warme Hose eingepackt.
    Elea winkte ihnen vom Sattel aus so lange zu, bis sie sie von der Senke aus nicht mehr sehen konnte. Mit einem Mal konnte sie ihre Tränen nicht länger zurückhalten. Sie fragte sich plötzlich immer wieder, was an jenem Morgen in Albins Haus geschehen sein musste, nachdem sie ohnmächtig in Maéls Armen zusammengebrochen war. Wie hatte ihre Familie wohl reagiert, als er sie ihnen gewaltsam wegnahm? Elea konnte nicht sprechen und nicht aufhören zu weinen. Maél spürte ihren Kummer und versuchte sie zu trösten, indem er ihre Hände, die auf seinem Bauch ruhten, mit seiner freien Hand festhielt. So ritten sie eine ganze Zeit lang, bis Elea zu ihrer Fassung wieder zurückgefunden hatte.
    Nachdem die Tagesmitte längst überschritten war, fasste Maél sich endlich ein Herz und brach das lange Schweigen. „Elea, geht es dir besser? Warum hat dich der Abschied von Kyra und ihrer Familie so mitgenommen? Du kennst sie doch kaum.“
    „ Sie haben mich die zwei Tage, die ich bei ihnen war wie ein Familienmitglied in ihrer Mitte aufgenommen und mich so an meine Familie erinnert. Ich musste plötzlich daran denken,

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