Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)
Schutzmechanismus darstellten, durch den sich ihr Körper wieder erholen konnte. Er musste unwillkürlich an ihre erste Ohnmacht denken, in Albins Haus. Zu diesem Zeitpunkt war ihre Gefühlswelt wahrscheinlich zum ersten Mal in ihrem Leben aus den Fugen geraten: erst die niederschmetternde Offenbarung ihrer Bestimmung, dann ihre Flucht vor ihm und nicht zuletzt seine Misshandlungen und Demütigungen.
Auf Dauer wurde ihm das Sitzen ohne die Möglichkeit, sich anzulehen, unbequem. Also begab er sich mit ihr auf den Armen zum Lager. Arok folgte ihnen auf ein Wort von Maél hin. Jadora kam sofort mit besorgtem Gesicht auf ihn zu gelaufen. „Wir haben schon mal das Nachtlager hergerichtet. Ich dachte mir schon, dass wir mit ihr in diesem Zustand nicht weiterreiten können. Was ist nur mit ihr? So habe ich sie noch nie erlebt!“
„ Ich weiß auch nicht. Sie ist vor Aufregung und Erschöpfung einfach wieder eingeschlafen.“
„ Ja. Und wenn sie später aufwacht, dann ist sie wieder das blühende Leben. Kommt dir das nicht seltsam vor?“
„ Ja. Normal ist es sicherlich nicht. Aber was ist bei ihr schon normal?!... Ich glaube, ich habe eine Erklärung dafür gefunden.“ Maél blieb etwas abseits vom Lagerfeuer stehen. Jadora hatte ihn begleitet und sah ihn erwartungsvoll an. „Bring mir unsere Felle! Ich werde sie hier etwas abseits von uns hinlegen, damit sie in Ruhe schlafen kann.“
„ So tief, wie sie schläft, würde sie nicht mal ein Gewitter wecken, auch wenn es direkt über ihr wäre.“ Mit diesem Kommentar begab sich der Hauptmann zu Arok, um die Felle zu holen. Anschließend breitete er Eleas Umhang auf dem Boden aus. Der Hauptmann kam wieder einmal aus dem Staunen nicht heraus, als er sah, mit welcher Behutsamkeit und Zärtlichkeit er die schlafende Frau auf dem Fell bettete. Ihm entging auch nicht, dass der jüngere Mann sich nur widerwillig von ihr trennte, um sich mit ihm ans Lagerfeuer zu setzen. „Wenn das Wetter mitspielt, werden wir in sieben, spätestens acht Tagen in Moray sein“, sagte Maél wie zu sich selbst. Er atmete tief ein und stieß die Luft wieder laut aus. Jadora studierte eingehend sein Gesicht. „Was ist, Jadora, was starrst du mich so an?“
„ Ich hätte es niemals für möglich gehalten, dich einmal leiden zu sehen, wie ein Hund, und das wegen einer Frau. – Wie hat sie das nur geschafft, aus dir einen so empfindsamen und zärtlichen Mann zu machen – zumindest ihr gegenüber? Und dass deine Wandlung von jetzt auf nachher vor sich ging, ist mindestens genauso erstaunlich.“ Jadora machte eine Pause, um zu sehen, ob Maél auf seine Worte reagieren wollte. Dieser rieb sich jedoch nur kräftig mit seinen Händen das Gesicht und begann sich anschließend die Haare zu raufen. Als Jadora merkte, dass Maél nicht die Absicht hatte, etwas zu erwidern, fuhr er fort. „Und deine Selbstbeherrschung angesichts ihres Liebreizes ist beispiellos. Wenn ich an deiner Stelle wäre, könnte ich mich sicherlich nicht zurückhalten – Befehl hin oder her. Genau genommen, kenne ich keinen Mann, der das könnte. Nein. Ich muss mich korrigieren. Einen ehrenhaften Mann gibt es, der es könnte: Prinz Finlay.“ Finlay! Der hat mir gerade noch gefehlt! „Jadora, du hast gar keine Vorstellung, was für eine Anstrengung mich meine Zurückhaltung schon gekostet hat, und von Zeit zu Zeit immer noch kostet.“ Der Hauptmann musste daraufhin leise lachen.
„ Ja, ja, ich weiß genau, was du meinst. Es ist etwas ganz anderes, eine Frau zu begehren, die man auch liebt. Und lieben tust du sie, das sieht ein Blinder. – Ich bin gespannt, wie du in Moray die Rolle des kaltherzigen und skrupellosen Menschenjägers ihr gegenüber vor den anderen spielen wirst“, gab Jadora schmunzelnd zu bedenken. „Das ist meine geringste Sorge. Diese Rolle werde ich wohl ohne Schwierigkeiten spielen können. Dazu muss ich nur Darrach ins Gesicht sehen.“ Jadora stand auf und ging einen Laib Brot aus seiner Satteltasche holen, den er mit Maél teilte. „Jetzt erzähl schon! Ich bin neugierig auf deine Erklärung für Eleas ständigen Erschöpfungszustände.“ Maél drehte sich zu Elea um, die etwa zehn Schritte von ihm entfernt lag und deren leises Atmen er aus dieser Entfernung hören konnte. Er zögerte noch, denn er wusste nicht, ob er Jadora tatsächlich von Eleas Gaben erzählen sollte. Allerdings, wenn es jemand gab, dem er vertrauen konnte, dann war es der Hauptmann, der ihn offensichtlich trotz seiner
Weitere Kostenlose Bücher