Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)
ständigen Unfreundlichkeit dennoch mochte - warum auch immer. Dass Elea eine Drachenreiterin war, hatte sie ihm ja bereits selbst erzählt. Maél sah Jadora mit durchdringendem Blick in die Augen. Dieser bemerkte seine Skepsis. „Komm schon, Maél! Du kannst mir vertrauen. Ich weiß nicht, was noch bedeutsamer und heikler sein kann als deine Liebe zu dem Mädchen“, ermutigte er Maél. Maél atmete tief durch und begann zu sprechen. „Na schön! Elea hat gewisse Gaben... Ich weiß nicht, wieviele, ob sie irgendwie miteinander verbunden sind oder ob sie etwas mit ihrer Bestimmung, als Drachenreiterin die Welt zu retten, zu tun haben. Ich habe zwei mit eigenen Augen gesehen beziehungsweise am eigenen Leib gespürt.“ Maél erzählte Jadora von den Fischen, die als Barriere das Absinken Eleas im See verhinderten, sodass er sie retten konnte. Er erzählte von ihrer Fähigkeit, sich mit Tieren zu verständigen. Schließlich sprach er von den warmen Wellen und heißen Strömen, die sie aus schönen Gefühlen in ihrem Innern schöpfen konnte und ihm geschickt hatte. Er offenbarte dem Hauptmann mehr als er eigentlich vorhatte, aber irgendwie tat es ihm gut mit jemandem über die bedeutungsvollen Begabungen zu sprechen, die in dieser zarten, jungen Frau steckten. Jadora hörte ihm stumm mit wachsendem Staunen zu. Er wagte es nicht, Maél zwischendurch Fragen zu stellen, da er befürchtete, dass dieser in seinem Redefluss sonst gestört wurde und nicht weiter erzählen würde.
Während Maéls Erzählungen vertrieben sich die fünf übrigen Krieger die Zeit mit Würfeln. Dabei rauchten sie wieder einmal ihre Gemeinschaftspfeife. Der Abend dämmerte schon, als Jadora sich endlich traute, Maél anzusprechen, nachdem dieser bereits seit einer Weile schwieg. „Und ihr Gefühlsausbruch von vorhin, wie erklärst du dir diesen?“
„ Der Abschied von Kyra und ihrer Familie hat sie schon etwas mitgenommen. Aber da muss noch etwas anderes sein, von dem ich nicht weiß, was es ist. Eine magische Energiewelle habe ich diesmal jedenfalls nicht auf mich einwirken gespürt. – Jadora, diese beiden Gaben hatte sie schon als dreizehnjähriges Mädchen, jedoch viel schwächer ausgeprägt und nicht mit den tiefgreifenden Konsequenzen, wie ihre plötzlichen Ohnmachtsanfälle. Erst seitdem sie mit uns unterwegs ist, sind ihre Gaben so stark geworden.“
„ Vielleicht solltest du eher sagen, seitdem sie mit dir unterwegs ist!“, gab Jadora zu bedenken. „Was willst du damit sagen?“, erwiderte Maél in alarmiertem Tonfall. „Das liegt doch auf der Hand. Du hast gesagt, sie könne diese Energie aus schönen Gefühlen schöpfen. Was ist deiner Meinung das stärkste schöne Gefühl?“, fragte ihn Jadora schulmeisterlich. Maél musste nicht nachdenken. Ihm viel es urplötzlich wie Schuppen von den Augen. „Liebe! - Wieso bin ich nicht schon längst selbst darauf gekommen?! Je stärker ihre Liebe zu mir wurde, desto größer wurde ihre Fähigkeit daraus diese magische Energie aufzubauen.“ Maél rieb sich vor Nervosität abwechselnd die Nasenwurzel und raufte sich die Haare. „Nachdem du mir das mit den Gefühlen erzählt hast, wundert es mich nicht, dass sie sich auch so gut in die Gefühle anderer zu versetzen versteht. “
„ Das trifft aber nicht auf alle Gefühle zu. Sie hat große Probleme, sich in die körperlichen Empfindungen eines Mannes hinein zu versetzen, wenn dieser weiblichen Reizen permanent ausgesetzt ist“, sagte Maél in zugleich leidendem und anklagendem Ton. Jadora musste daraufhin erneut lachen. „Oh ja. Das kann man wohl sagen! Das liegt zweifelsohne daran, dass sie den Umgang mit Männern nicht gewohnt ist, so behütet und isoliert wie sie aufgewachsen ist.“ Wie mit sich selbst redend, fügte Maél noch hinzu: „Dazu kommt, dass sie bis vor kurzem nicht um ihre Schönheit wusste und sich entsprechend ungezwungen verhalten hat. Und jetzt, wo sie es weiß, schert sie sich nicht drum. Sie verhält sich weiterhin so ungehemmt wie zuvor.“ Maél hatte plötzlich das Gefühl, sich genug Jadora geöffnet zu haben. Er hatte keine Lust mehr zu reden und erst recht nicht, sich seine tiefsinnigen Spekulationen über die Liebe und das körperliche Verlangen anzuhören, wohin ihn das zuletzt angeschnittene Thema aller Wahrscheinlichkeit hinführen würde. Ihn zog es viel mehr zu dem warmen Körper der Frau, die er liebte, aber nicht lieben durfte. Er wünschte dem Hauptmann abrupt eine gute Nacht und legte sich zu
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