Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)
gebreitet, da war das Mädchen bereits eingeschlafen. Er schmiegte sich eng an ihren Rücken und legte, wie gewohnt seinen Arm schützend um ihren Körper. Er war unfähig, noch irgendeinen klaren Gedanken zu fassen, nach den überwältigenden Erlebnissen dieser Nacht. Ihrem leisen, regelmäßigen Atem lauschend überließ er sich nur wenig später ebenfalls seinem lange verdienten Schlaf.
Kapitel 12
Elea kam langsam zu sich mit einem Geräusch in ihren Ohren, als würde sie direkt neben einem Bach liegen, der vor sich hin plätscherte. Sie konte mit ihrer Hand jedoch deutlich Stoff fühlen und das, worauf sie lag, war nicht hart, sondern so angenehm weich, dass es sich genau ihrem Körper anpasste. Sie roch auch keinen feuchten Waldboden oder verbrannte Erde, wie es häufig der Fall war, wenn sie nahe am heruntergebrannten Lagerfeuer schlief. Was sie roch, war der aufregendste Duft dem sie jemals begegnet war. Sie glaubte, ihn bereits zu kennen. Aber jetzt - in diesem Moment - war er so intensiv wie noch nie, so überwältigend, als badete sie darin. Sie räkelte sich genussvoll seufzte lautstark. Mit einem Schlag hörte das vermeintliche Gluckern des Baches auf. An dessen Stelle trat ein lautes Poltern, dem sogleich ein Fluchen folgte. Elea schlug die Augen auf und musste sofort feststellen, dass sie sich gar nicht unter freiem Himmel an einem Bach befand, sondern in einem Bett, nur wenige Schritte von Maél entfernt, der in einer riesigen Wasserlache stand und sie vorwurfsvoll ansah. Eleas Blick blieb sehnsüchtig auf seinem nackten muskulösen Oberkörper haften, auf dem sich Wassertropfen seines nassen Haars perlten. „Musst du mich so erschrecken?!“, beklagte er sich. „Ich habe geschlafen. Wie soll ich dich denn da erschrecken?“, verteidigte sich Elea. „Du hast plötzlich so wolllüstig geseufzt,... da dachte ich...“ Elea war inzwischen beschwingt aus dem Bett gesprungen und hüpfte barfuß zu Maél in die Lache. „Was bedeutet wolllüstig?“, wollte sie neugierig wissen und blickte ihm unschuldig in sein blaues und schwarzes Auge. Maél sah sie entgeistert an und stöhnte laut auf. Aber auf ihre Frage wollte er offenbar nicht eingehen. Er drehte sich um und zog sich eilig an. „Hast du mich, während ich schlief, in die Herberge getragen?“
„ Ja! Wer denn sonst?!“, antwortete er mürrisch. „Ich werde dir frisches Wasser zum Waschen holen gehen.“ Elea hatte sich schon ihr Hemd und ihre Hose ausgezogen und stand nur in ihrer spärlichen Unterwäsche vor ihm, als er sich fertig angezogen wieder zu ihr umdrehte. „Das brauchst du nicht. Ich nehme dein Wasser. Es riecht so herrlich nach deiner Seife.“ Sie wollte sich gerade noch ihrer beiden letzten Kleidungsstücke entledigen, da hielt Maél ihr auch schon die Arme fest und zischte ihr in unfreundlichem Befehlston zu: „Warte damit, bis ich gegangen bin! – Wenn du mit dem Waschen und Anziehen fertig bist, dann komm hinunter in die Wirtsstube. Ich gehe schon mal Arok satteln. Jadora und die anderen scheinen auch schon wach zu sein. Nach dem Essen brechen wir auf.“
„ Und was ist mit Kyra? Darf ich mich von ihr und ihrer Familie noch verabschieden? Oder kannst du es nicht abwarten, bis wir unseren Weg nach Moray wieder aufgenommen haben?“, wollte Elea empört wissen. „Meinetwegen. Aber fass dich kurz!“ Darauf ergriff er mit finsterer Miene sein Gepäck und verließ Elea mit eiligen Schritten. Ja! Ja! Verschwinde nur schnell, du Meister der Selbstbeherrschung! Elea kämpfte gegen die aufsteigende Wut in ihr über Maéls schroffe, abweisende Haltung an. Sie hatte nicht die Absicht, sich in den wenigen, ihnen noch verbleibenden Tagen bis Moray mit ihm zu streiten. Sie wollte lieber sanft sein, in der Hoffnung, dass er sich nicht wieder vor ihr verschloss. Allein der Gedanke, dass in Moray alles zwischen ihnen vorbei sein sollte, ließ in ihrer Kehle einen Kloß heranwachsen, der so gewaltig war, dass sie ihn nur schwer hinunterschlucken konnte. Schwermütig zog sie sich ihr Unterhemd über den Kopf. Ihr Blick fiel auf den Stein und auf das, was darunter war: eine Brandblase, an deren Rand die Haut stark gerötet war und die in Form und Größe den Brandmalen auf Maéls Oberkörper nicht unähnlich war. Rasch wusch sie sich und trug etwas von Breannas Wundsalbe auf die verbrannte Haut. Nach dem Ankleiden packte sie ihren Rucksack und ging hinunter in die Wirtsstube, wo sie ihre Reisebegleiter schon kauend
Weitere Kostenlose Bücher