Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)
Drachenhöhle zu finden. Bei Schnee und Kälte ist es aber fast unmöglich, sich dort längere Zeit aufzuhalten, vor allem in den höheren Lagen.“ Jadora hatte sich mittlerweile auch zu ihnen gesellt und hatte die ganze Zeit Maéls laut geäußerten Gedankengang neugierig gelauscht. Als dieser kurz innehielt, nutzte er die Gelegenheit und mischte sich ein. „Aha. Ihr wisst also inzwischen, wie ihr Eleas Drachen finden könnt. Wie denn das?“ Maél nahm erst jetzt von Jadora Notiz und bedachte ihn mit einem mürrischen Blick. „Jadora, wir brechen sofort auf. Sag das deinen Männern!“ Daraufhin packte er seine und Eleas Sachen, ließ die beiden wortlos zurück und steuerte auf Arok zu. Elea erzählte dem Hauptmann von ihrem Traum, während sie noch genüsslich und gutgelaunt eine ihrer Waffeln verspeiste.
Allein bei seinem Pferd gab sich Maél seinen ganz persönlichen, problembehafteten Gedanken hin. Er glaubte in Wirklichkeit nicht daran, dass es jemals jemand gelingen würde, ihn von Darrachs Bann zu befreien, geschweige denn, ihn unschädlich zu machen. Er wollte jedoch Eleas Gefühlsaufruhr besänftigen, indem er Zuversicht und Optimismus vermittelte. Immerhin hatten ihn aber seine Erkenntnisse zu der Gewissheit geführt, dass es der einzig richtige Weg war, Elea mit dem Drachen zusammenzubringen, so wie es ihre Bestimmung vorsah. Er würde ihr sicherlich bei der Beherrschung ihrer Gabe weiterhelfen können und vielleicht sogar Kenntnisse von ihrer wahren Herkunft haben. Genügend äußerliche Hinweise darauf gab es ja. Für ihn zählte nur, Elea vor Roghan und Darrach und - irgendwann später vielleicht - vor ihm selbst in Sicherheit zu bringen. Er wusste, dass er sich in der kommenden Woche mit mehreren Problemen gleichzeitig auseinandersetzen musste. Darrach durfte nie erfahren, dass er durch Elea in der Lage war, andere Gefühle als Hass und Verachtung zu empfinden. Ebenso durfte der Zauberer nie zu der Erkenntnis gelangen, dass sie über übernatürliche Fähigkeiten verfügte. Und zu guter Letzt blieb noch die zu klärende Frage, warum Elea unbedingt unberührt sein musste.
Am frühen Nachmittag ließ Maél für eine kurze Rast anhalten. Wenig später fing es zu regnen an. Elea zog ihre Lederkapuze über ihr Kopftuch. Sie hätte auch gerne noch ihren Umhang umgelegt, aber Maél verbot es ihr in seinem typischen Befehlston, da sie ihn im trockenem Zustand zum Schlafen benötigten.
Die abendliche Dunkelheit begann schon, über die acht Menschen hereinzubrechen, als Maél und Jadora endlich einen geeigneten Lagerplatz fanden. Sie hatten eine kleine Baumgruppe mit einer großen Tanne entdeckt, deren dichtes Nadelgeäst halbwegs trockene Schlafplätze bot. Zur Freude von Elea und zum Bedauern der Krieger entfiel jedoch das abendliche Festmahl aus frisch erlegten Gänsen mangels genügend trockenen Holzes. Die Männer mussten sich also wohl oder übel mit Brot begnügen, während Elea sich noch genüsslich ihrem Vorrat an Waffeln hingab. Alle saßen eng aneinandergedrängt unter der Tanne, um nicht noch nasser zu werden. Die Krieger waren an jenem Abend genauso still wie Maél schon den ganzen Tag, was Elea aber nicht sonderlich beunruhigte. Sie schob seine Schweigsamkeit darauf zurück, dass er sich mit dem beschäftigte, was sie in Moray erwartete und wie er Darrach überlisten könnte. Plötzlich durchbrach Jadora die Stille, während er zu dem schwarzen Nachthimmel empor sah. „Bei solch einem Wetter sollte eine junge Frau nicht die Nacht im Freien verbringen. Du hättest meinen Rat befolgen und zumindest ein Zelt damals mitnehmen sollen, als wir noch in Moray waren. Wenn sie Fieber bekommt, dann ist es deine Schuld“, sagte der Hauptmann vorwurfsvoll. Zu Elea gewandt, forderte er sie auf, ihn ihre Hände fühlen zu lassen. „Ich wusste es! Sie sind schon wieder eiskalt! Und was gedenkst du dagegen zu unternehmen. Wir sind alle ausgefroren und unsere Kleider sind mehr nass als trocken.“
„ Ich werde das tun, Jadora, was ich schon die ganze Reise über gemacht habe. Ich werde sie wärmen, was denn sonst“, erwiderte Maél unwirsch. „Ja, dann viel Glück! Die Schlaffelle sind ebenfalls kaum zu gebrauchen.“ Maél ignorierte den letzten Kommentar des Hauptmannes. Er sah zu Elea hinüber, die ihm ein schelmisches Lächeln schenkte. Er spürte, dass sie denselben Gedanken hatte. Auch er musste lächeln, als er das Bild vor Augen hatte, wie Elea in klatschnassen Kleidern und vor Kälte
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