Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)
goldenen Stickereien versehenes Kleid aus rotem Samt – von einem Rot wie Eleas Haarsträhnen. Sie hatte ihr blondes Haar mit einem aufwendigen Knoten zu einer kunstvollen Hochfrisur drapiert, auf der Eleas Augen staunend haften blieben. Sie musste unwillkürlich an Maéls Worte denken, als er diese eindrucksvolle Frau zum ersten Mal erwähnte. Das ist also Belana. Sie ist wirklich eine Haarkünstlerin. Was wird sie erst mit meinen Haaren anstellen?! Die Frau blickte von Maél zu Elea und dann wieder entsetzt und mit hasserfülltem Blick zu dem Mann. Schließlich drehte sie sich aufgebracht zu ihrem Herrn um. „Was geht hier vor, mein König? Seht Ihr etwa zu, wie dieser seelenlose Kerl dieses arme Mädchen schlägt?“, stellte sie mit fester Stimme König Roghan zur Rede und funkelte ihn dabei aus ihren braunen Augen zornig an. Der König räusperte sich erst etwas verlegen, bevor er zu sprechen begann. „Beruhigt Euch, Belana! Ihr seid mir einen Wimpernschlag zuvor gekommen. Ich hätte Maél schon Einhalt geboten. Hier wird niemand geschlagen.“
„ Und wie kommt diese unschöne Schwellung in das Gesicht dieser jungen Frau?“ Belana drehte sich zu Elea um und sah ihr jetzt direkt in die strahlenden, grünen Augen. Ihr Blick wanderte von dort sogleich bewundernd zu Eleas außergewöhnlicher Haarpracht. „Elea, darf ich Euch meine Erste Hofdame vorstellen. Das ist Belana. Sie wird, solange Ihr unser... ähm... Gast seid, dafür sorgen, dass Ihr Euch bei uns auf dem Schloss... wohl fühlt. Nicht wahr, Belana?“, sagte der König mit einer Stimme, in der eine gewisse Unsicherheit herauszuhören war. Es war offensichtlich, dass Belana, auch wenn sie nicht die Königin war, sich Freiheiten gegenüber dem morayanischen Herrscher herausnehmen durfte, die einer Hofdame üblicherweise nicht gebührten. Sie war eine starke Persönlichkeit. Darüber hegte Elea nicht den geringsten Zweifel. Selbst Darrach gab in ihrer Anwesenheit sein abschätziges Lächeln auf und machte ein ausdrucksloses Gesicht. Belana hatte inzwischen Eleas Arme aus Maéls eisernem Griff gelöst, der es nur widerwillig und mit einem Knurren zuließ. Sie hatte Elea beschützend den Arm um die Schulter gelegt und baute sich mit eiskaltem Blick vor Maél auf, der ihren Blick ebenso frostig erwiderte. „Was seid Ihr nur für ein Ungeheuer. Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich denken, dass in Euch ein Dämon steckt.“ Zu Elea gewandt sagte sie mit sanfter Stimme: „Ihr braucht Euch jetzt nicht mehr vor ihm zu fürchten. Hier bei mir seid Ihr in Sicherheit.“
Belana hatte schon mit Elea an ihrer Seite den Männer den Rücken zugedreht, als Darrach ihr gebieterisch Einhalt gebot. „Halt, Belana! Ihr müsst Euch noch einen Augenblick gedulden. Wir müssen uns noch von einer Kleinigkeit überzeugen. Wir haben noch nicht das Mal gesehen.“ Jetzt schaltete sich auch Jadora ein: „Mein König, sie hat das Mal. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Es sieht in der Tat wie eine Rosenknospe aus. Ich denke...“ Jadora kam nicht weiter, da Belana ihm ins Wort fiel. „Vielen Dank, Hauptmann Jadora, dass Ihr Euch für Elea einsetzt. Wenigstens gibt es einen Mann, von den hier anwesenden, der sich ehrenhaft gegenüber einer Frau verhält. – König Roghan, ich werde nicht erlauben, dass das Mädchen vor Euch und all den Männern hier entblößt wird.“
Belana schaute erwartungsvoll zu Roghan, der nach kurzem Zögern zu Darrachs Verdruss verlauten ließ: „Darrach, ich denke darauf können wir jetzt verzichten. Ich vertraue auf Hauptmann Jadoras Aussage. Elea hat für heute schon genug Unannehmlichkeiten über sich ergehen lassen müssen. Alles Weitere können uns Maél und Jadora berichten. Wir sollten jetzt erst einmal alles Erdenkliche tun, damit sie sich nicht mehr wie eine Gefangene, sondern wie ein Gast fühlt. Und dafür ist Belana genau die Richtige. – Elea, wir werden morgen im Laufe des Tages unser Gespräch in meinem Arbeitszimmer fortsetzen. Nehmt ein Bad und esst! Ihr seht ziemlich mitgenommen und ausgehungert aus. Dann schlaft Euch in einem richtigen Bett aus. Belana wird Euch zu Eurem Zimmer bringen.“ Belana nickte dem König zufrieden zu, während Elea noch tausend spitze Erwiderungen durch den Kopf gingen. Diese schluckte sie zähneknirschend hinunter. Sie sah noch ein letztes Mal in Maéls Augen. Aus ihnen schlug ihr eine Kälte entgegen, die sie glaubte, auf ihrer Haut zu fühlen. Völlig unerwartet warf er ihr
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