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Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)

Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)

Titel: Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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unsanft ihr Gepäck an die Brust. Die beiden Frauen waren gerade im Begriff, die wenigen Stufen des Thronpodestes hinabzusteigen, als sich schon wieder ein Neuankömmling mit energischen Schritten näherte. Es war ein Mann etwa im gleichen Alter von Maél. Er war ebenso athletisch wie Maél. Nur war er von kräftigerer Statur und dafür etwas kleiner. Noch bevor der Mann, die Stufen, die zum Thronsessel hinaufführten, erreicht hatte, wusste Elea, wer er war: Prinz Finlay. Er war seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten. Er hatte dasselbe hellbraune Haar, das er ebenso wie sein Vater kurz trug, und dieselben rehbraunen Augen. Er trug weder Kettenhemd noch Brustpanzer, aber ein Schwert an einem Gürtel, den er um seine lange Jacke aus dunkelbraunem Leder gegurtet hatte. Auf seinem Rücken trug er einen Bogen und einen Köcher. Seine Kleidung war ebenfalls durchnässt und in seinem Gesicht waren mehrere Tage alte Bartstoppeln zu sehen. Finlays Erscheinung erinnerte viel mehr an einen Jäger als an einen Prinzen. Belana, die inzwischen mitten auf den Stufen angehalten hatte, nickte dem jungen Mann, der ebenfalls stehen geblieben war, freundlich zu. Dieser erwiderte ihren stummen Gruß, ließ seinen Blick jedoch auf Elea ruhen, die er unverhohlen musterte. Elea konnte in seinem Gesicht lesen wie in einem offenen Buch. Als erstes spiegelte seine Miene Entsetzen wider, da die unübersehbare, blau verfärbte Schwellung in Eleas linker Gesichtshälfte jede weitere Wahrnehmung an ihr erst einmal in den Hintergrund rücken ließ. Sein Blick schweifte verächtlich zu Maél und kehrte dann wieder zu ihr zurück. Sein Gesicht nahm nun einen Ausdruck an, den Elea inzwischen nur allzu gut kannte, und von dem sie wusste, dass er ihr nur Probleme verhieß. Er bewunderte ganz offensichtlich ihre Schönheit und dies auf recht unverhüllte Weise. Er ließ seine Augen länger als notwendig über ihren Körper hinweggleiten, der durch das wie eine zweite Haut anliegende Leder bestens zur Geltung kam. Zum Glück hatte Belana anscheinend ebenfalls den Eindruck, dass seine indiskrete Musterung zu weit ging. Ohne ein Wort zu sagen, nickte sie ihm nochmals zu, diesmal allerdings nicht mehr mit einem freundlichen Lächeln, sondern mit einem tadelnden Blick und schritt mit Elea die letzten Stufen hinunter.
    Elea wollte im Moment nichts lieber tun, als sich nach dem aufreibenden Tag in die Obhut dieser starken Frau zu begeben. Diese gab ihr fast ein Gefühl von Geborgenheit, aber nur fast. Belana würde zwar für sie wie eine Löwin für ihre Jungen kämpfen. Dies änderte aber nichts daran, dass sie sich mitten in der Höhle des Löwen befand.
     
     

Kapitel 3
     

    Prinz Finlay war gerade dabei, die letzte Stufe zu dem Podest zu nehmen, auf dem sein Vater in schillernder Kampfausrüstung thronte, als dieser sämtlichen Dienern den Befehl erteilte, die Thronhalle zu verlassen. Nur einer Handvoll Krieger, Angehörigen seiner Leibgarde, war es erlaubt zu bleiben. Sie bezogen an den Zugängen zu der Halle Posten und wachten mit steinerner Miene über ihren Herrscher. Finlay blieb an der freien Seite neben Maél stehen. Auf der anderen stand immer noch Jadora. Seinen Vater würdigte er zunächst keines Blickes, da er unverwandt den eiskalten Blick seines einstigen, besten Freundes erwiderte. „Was ist nur aus dir geworden, Maél? Allmählich glaube ich, dass Belana recht damit hat, dass du keine Seele hast. – Was hast du nur mit diesem Mädchen angestellt?!“, klagte er ihn an. „Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig, Finlay. Ich handle im Auftrag deines Vaters. Weder der König noch Darrach haben verlangt, dass ich dieses widerspenstige Weib mit Samthandschuhen anfassen soll.“
    „ Schweig, Maél! Du wirst in Kürze Gelegenheit haben, einen umfassenden Bericht abzugeben“, herrschte der König Maél in missbilligendem Ton an, den er jedoch beibehielt, als er sich seinem Sohn zuwandte: „Lass mich zuerst den Grund für den seltenen Besuch meines Sohnes erfahren.“ Finlay nickte seinem Vater zur Begrüßung knapp zu. „Ich war zufällig in der Stadt, um Vorräte einzukaufen, als ich von der Rückkehr deines Häschers hörte, der in Begleitung einer übel zugerichteten jungen Frau heimgekehrt sein soll. Ich muss gestehen, dass mit dieser Nachricht meine Neugier geweckt war. Ich frage mich, Vater, was für eine Rolle diese junge Frau in deinen Plänen spielen soll. Findest du nicht?“ Der zugleich anklagende und herausfordernde Ton

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