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Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)

Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)

Titel: Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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noch ungehalten. Im Nu hatte sie jeweils eine dicke Strähne links und rechts an Eleas Kopf zu einem Zopf geflochten. Aus dem Beutel, den sie immer an einem Band um ihre Hüfte mit sich trug und aus dem sie die geheimnisvolle Phiole verwahrte, holte sie eine goldglänzende Schnur hervor. Damit band sie die beiden Zöpfe an Eleas Hinterkopf zusammen.
    „ Jetzt könnt Ihr mit dem König das Abendmahl einnehmen.“ Als Elea sich daran macht, die Stiefel anzuziehen, die sie unordentlich neben dem Bett liegen lassen hatte, schaute Belana entgeistert auf die junge Frau. „Warum zieht Ihr Eure plumpen Stiefel an?“
    „ Belana, erstens hatte ich noch keine Gelegenheit, die Schuhe anzuprobieren. Zweitens mache ich nach dem Essen mit Finlay einen Spaziergang durch den Schlossgarten. Da sind mir meine warmen Stiefel wesentlich lieber.“ Elea erhob sich schwungvoll vom Bett und holte von der Truhe noch ihren Wolfsfellumhang. Belana war wegen des erneuten Missachtens ihrer Aufforderung unfähig, irgendein Wort zu sagen. Sie war wie versteinert und schaute mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen und geöffnetem Mund in das sie freundlich anlächelnde Gesicht Eleas. Dem Mädchen tat Belana auf einmal leid. Sie nahm sie in die Arme und drückte sie herzlich. „Belana, beruhigt Euch wieder! Ich bin Euch dankbar für alles, was Ihr bis jetzt für mich getan habt. Ihr kümmert Euch um mich, als wäre ich Eure eigene Tochter. Ihr dürft aber nicht vergessen, dass wir aus zwei verschiedenen Welten kommen. Ich bin in der Natur aufgewachsen. Ich habe nie Dinge getan, die für Mädchen typisch waren. Im Gegenteil, ich habe mich sogar mit meinen beiden Brüdern geprügelt, wenn mein Vater nicht gerade mit mir Bogenschießen war oder ich mich im Wald herumgetrieben habe. Das Kleid, das ich heute trage, ist das erste Kleid, das ich jemals getragen habe. Und die kunstvolle Frisur, die Ihr mir heute Morgen gemacht habt, hat, wenn man bedenkt, wie widerspenstig meine Haare sind, doch recht lange gehalten, findet Ihr nicht?“ Belana war sichtlich gerührt über Eleas sanfte Worte. Sie streichelte ihre Wange und nickte einsichtig der jungen Frau zu. Zu Finlay gewandt sagte sie mit belegter Stimme: „Prinz Finlay, lasst Euren Vater nicht länger warten!“ Finlay wollte gerade von Elea gefolgt das Zimmer verlassen, als Belana ihm noch hinterher rief: „Und passt mir gut auf Elea auf!“
    Bevor Elea aus ihrem hellen Zimmer in das dämmrige Licht des Flures trat, zog sie sich die Kapuze über ihren Kopf. Finlay führte sie zielstrebig durch das Labyrinth der Gänge. Er sprach kein Wort. Ihn schien irgendetwas zu beschäftigen. Die einzigen Laute, die er ab und zu von sich gab, waren ein nervöses Hüsteln. Das Schweigen wurde Elea immer unangenehmer. Deshalb blieb sie abrupt stehen und fragte sie ihn auf den Kopf zu: „Finlay, Euch beschäftigt doch irgendetwas! Ihr scheint jetzt so bedrückt, wo Ihr Euch doch gerade noch vor Lachen am liebsten auf den Boden geworfen hättet. Was ist los?“ Der junge Mann blieb stehen und betrachtete sie ausgiebig mit einem prüfenden Blick. „Maéls und Jadoras Schilderungen von Eurer Person und Euren Fähigkeiten haben mich bereits in Erstaunen versetzt. Aber das, was ich eben über irgendwelche Höcker auf Eurem Rücken gehört habe... Und ganz zu schweigen davon, wie Ihr Euch erst Belana erfolgreich widersetzt und dann besänftigend und gefühlvoll auf sie eingewirkt habt... Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll,... ihr seid... zweifelsohne einzigartig in den beiden Königreichen. Mir ist nie eine Frau, wie Ihr es seid, begegnet und schon gar nicht von so außergewöhnlicher Schönheit.“ Finlay war im Laufe seines Redeschwalls in einen schwärmerischen Ton verfallen, der Elea äußerst unangenehm war. Ich habe es gewusst. Mein Aussehen macht nur Probleme. „Finlay, eines lasst Euch gesagt sein! Wir können nur Freunde werden, wenn Ihr kein Wort über meine verfluchte Schönheit oder über andere an mir angeblich so bewundernswerte Eigenschaften verliert“, sagte Elea in verärgertem Ton und zog sich dabei ihren Fellumhang enger um die Schultern. Finlay atmete tief durch. „Wie Ihr wünscht. Ich möchte jedoch, wenn Ihr erlaubt, der Liste von Maél und Jadora noch eine Eurer Eigenschaften hinzufügen: Bescheidenheit. Die macht aus Euch erst recht eine beispiellose Frau.“ Der Ernst in seinen Worten und der fast traurige Ausdruck, der auf seinem Gesicht lag, verursachte Elea ein schlechtes

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