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Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)

Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)

Titel: Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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mehr oder weniger passiv führen ließ. Wie soll ich mich nur verhalten? Soll ich sofort Darrachs Befehl gehorchen und den fürsorglichen Beschützer spielen und dabei Gefahr laufen, sie so sehr zu verwirren, dass sie sich zu einer verräterischen Handlung hinreißen lässt? Oder soll ich weiterhin die Rolle ihres skrupellosen Entführers spielen? Er musste sich jetzt schnell entscheiden, da die beiden Frauen nicht mehr weit waren. Belana war kurz stehen geblieben, um Elea gut zuzureden. Maél ließ rasch seinen Blick über die versammelten Krieger schweifen. Alle standen ausnahmslos mit offenem Mund und mit vor Faszination und Bewunderung überquellenden Augen bewegungslos da. Nur Finlay schien sich unter Kontrolle zu haben. Er beobachtete besorgt die beiden Frauen und warf ihm einen unsicheren Blick zu. Er kennt sie schon besser, als ich dachte. Wahrscheinlich hat er keine Gelegenheit ausgelassen, ihr seine Gesellschaft aufzudrängen. Dieser Mistkerl! Maél rang sich schließlich dazu durch, Darrachs Befehl zu gehorchen. Er baute darauf, dass Elea viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt war, als dass sie sein verändertes Verhalten überhaupt wahrnehmen würde. Sie stand seiner Meinung nach ohnehin kurz vor einer Ohnmacht. Vielleicht wäre eine solche sogar ihre und seine Rettung in dieser vertrakten Situation.
    Er hatte sich inzwischen an die Seite des Wagens begeben, wo eine Holzkiste als Einstiegshilfe stand. Belana blieb mit Elea vor dem Wagen stehen und bedachte ihn sogleich mit verächtlichen Blicken. Aus dem Augenwinkel konnte er sehen, wie sich Finlay mit schnellen Schritten näherte. Maél versuchte möglichst emotionslos in Eleas Augen zu sehen, die seinen Blick auf ähnlich ausdruckslose Weise erwiderte. Er war gerade im Begriff, ihr seine Hand zum Besteigen des Wagens zu reichen, als Belana ihn angiftete: „Wagt es nicht, sie zu berühren! Es ist schon schlimm genug, dass sie mit Euch zusammen auf diesem Wagen fahren muss! Finlay wird Ihr behilflich sein.“ Maél verkniff sich einen bissigen Kommentar und knurrte stattdessen die Erste Hofdame nur an. Er trat jedoch zur Seite, damit Finlay Elea auf den Wagen hoch heben konnte, da sie scheinbar unfähig war, noch einen einzigen Schritt zu tun – geschweige denn einen Schritt hoch auf die Kiste zu machen. Dort setzte Finlay sie auf der Bank ab. Mit ihren krampfhaft zu Fäusten geballten Händen auf dem Schoß und einem starren Blick geradeaus saß sie mit steifem Rücken auf dem Wagen. Für die Außenstehenden machte sie den Eindruck, als bekäme sie von dem, was um sie geschah, nichts mit.
     

    In dem Moment, als sie zusammen mit Belana das Zimmer verließ, begann sich auch schon Eleas Mut und fester Wille, ihre Zurschaustellung in aufrechter Körperhaltung über sich ergehen zu lassen, in Luft aufzulösen. Mit jedem Schritt, den sie machte, wurde ihre innere Beklemmung ein Stück größer. Belana redete in dem Labyrinth aus Gängen und Treppen unentwegt auf sie ein, um sie zu beruhigen, jedoch ohne Erfolg. Als Belana dann die Tür zum Schlosshof öffnete, sodass das laute Stimmengewirr der Krieger an Eleas Ohren drang, wollten ihre Beine im ersten Moment keinen Schritt weitergehen. Erst als die ältere Frau sie behutsam an die Hand nahm und in den Hof hinausführte, setzte sie sich wieder wie eine Marionette in Bewegung. Elea befand sich in einem Zustand, in dem sie sich noch nie zuvor in ihrem Leben befunden hatte. Sie hatte keine Kontrolle über ihren Körper, während ihre Sinneswahrnehmung einwandfrei und schonungslos arbeitete. Es schien so, als ob die Verbindung zwischen Bewusstsein und Körper durchschnitten worden wäre. Auch wenn man es ihr nicht ansah, bemerkte sie durchaus, wie die vielen Männer verstummten, als sie sie erblickten. Der zugleich entgeisterte und faszinierte Blick der Krieger, ließ in ihrer Kehle, wie schon so oft in den letzten Wochen, einen Kloß heranwachsen, an dem sie zu ersticken drohte. Sie konnte kaum Luft holen. Sie trottete neben Belana her, als würde ein Bann über ihr liegen. Endlich kamen sie bei einem Pferdewagen an, vor dem Maél stand und sie ausdruckslos anstarrte. Belana blieb mit ihr direkt am Einstieg des Wagens stehen. Aber wie sollte sie auch nur einen Fuß hoch auf die Kiste bekommen?! Maél wollte ihr anscheinend beim Einsteigen helfen, aber Belana fauchte ihn sofort an, dies zu unterlassen. Glücklicherweise tauchte Finlay plötzlich auf, hob sie einfach in den Wagen hoch und setzte sie wie ein

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