Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)

Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)

Titel: Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
Vom Netzwerk:
schließlich folgte der Rest der Krieger ebenfalls in Zweiergruppen. Finlay hatte sich direkt an die letzte Zweiergruppe gehängt, immer noch nah genug, um ihm – in seiner vollen Größe auf dem Wagen stehend – einen Pfeil verpassen zu können.
    Sie passierten das Tor, die einzige Öffnung in der gewaltigen, mit Zinnen umsäumten Wehrmauer, auf die gerade der Halbmond sein helles Licht warf. Ein kalter Wind brachte die Banner auf den Türmen der Festung zum peitschenden Flattern. Elea nahm immer noch alles um sich herum wahr, aber in einem Körper, der ihr nicht gehorchen wollte. Sie spürte sehr wohl den frostigen Wind, der von Zeit zu Zeit mit eisigen Stichen über ihr Gesicht hinweg fegte. Ebenso war sie sich der Anwesenheit Maéls hinter ihrem Rücken bewusst.
    Jetzt, da Elea die erste Hürde, den von Kriegern nur so wimmelnden Innenhof, genommen hatte, war der gewaltige Kloß in ihrer Kehle zu einer erträglicheren Größe geschrumpft, sodass sie wenigstens wieder besser atmen konnte. Sie versuchte sich von dem, was noch kommen würde, abzulenken, indem sie sich - gefangen in ihrer Starre – auf die Umgebung konzentrierte. Viel konnte sie bei der Dunkelheit zwar nicht erkennen, jedoch mehr als an jenem von dickem Nebel eingehüllten Tag bei ihrer Ankunft in Moray.
    Maél stand hinter ihr wie ein Fels, ohne sich von dem Hin- und Hergeschaukle des Wagens aus dem Gleichgewicht bringen zu lassen. Sie fuhren auf einem Weg den Berg hinunter, der sich als einziger Zugang zu der Festung an ihm entlangschlängelte. Auf beiden Seiten am Wegesrand waren brennende Fackeln in den Boden gerammt worden, deren Flammen der Dunkelheit entgegenzüngelten. Der Weg führte bis zu der Brücke, die ebenfalls von unruhig flackerndem Licht umhüllt war, und setzte sich dann am anderen Ufer des Gerghs bis zu den Stadtmauern fort. Sie hatten die Brücke noch nicht ganz erreicht, da konnte Elea schon tumultartigen Lärm von der Stadt herkommend vernehmen, sodass der geschrumpfte Kloß in ihrer Kehle unvermittelt wieder anschwoll und ihre Hände sich erneut zu harten Fäusten schlossen. In dem Moment, als der Wagen auf die Brücke fuhr, spürte sie plötzlich Maéls heißen Atem in ihrem Nacken, der hinter ihr in die Hocke gegangen war. „Elea, versuche dich nur auf deinen Atem zu konzentrieren, so wie du es immer beim Laufen machst. Und atme vor allem immer tief ein. Am besten schaust du nur auf den Krieger vor dir. Und wenn dir die Menschen um dich herum zu viel werden, dann schließe die Augen. Ich bin bei dir. Gib mir irgendein Zeichen, dass du mich verstanden hast!“, flüsterte Maél ihr halb ins Ohr. Elea nickte kaum merklich und versuchte, seiner Aufforderung gleich nachzukommen. Er erhob sich darauf wieder und schaute zu Darrach nach vorne, der mit versteinertem Blick der Stadt entgegen sah. Dann blickte er sich zu Finlay um, dessen Aufmerksamkeit ausschließlich auf den Wagen und die darauf befindlichen Personen gerichtet war. Ihm war es gelungen, sich noch vor der Brücke an zwei Zweiergruppen vorbeizudrängeln, als er beobachtet hatte, wie Maél sich Elea genähert hatte.
    Der Lärm der Menschenmenge, die den Zug vor dem Stadttor erwartete, nahm immer mehr zu. Elea zwang sich nur auf ihren Atem zu achten. Sie atmete tief ein und lange wieder aus. Sie musste unwillkürlich an die Geburt der kleinen Elea denken, als sie Kyra zeigte, wie sie atmen sollte. Diese schöne Erinnerung gab ihr wieder Kraft, leider aber nur für kurze Zeit. Ihr wurde schonungslos klar, dass das nur ein Vorgeschmack auf das war, was sie in der Stadt und erst recht auf dem Drachonya-Platz zu erwarten hätte. Das Stadttor war hinter der gewaltigen Menschenansammlung kaum zu erkennen. Plötzlich kam durch laute und rüde Befehle Bewegung in die rumorende Masse. Eine stattliche Anzahl von Kriegern drängte mit ihren Lanzen oder Schwertern die Menschen zur Seite, sodass eine enge Gasse entstand, durch die der königliche Zug wie durch ein Nadelöhr in das Innere der Stadtmauer verschwand. Für einen kurzen Moment öffnete Elea die Augen, was sich als ein Fehler erwies. Ihr Magen krampfte sich so sehr zusammen, dass er nur noch ein hartes Etwas war, während ihre Atmung mehrere jagende Herzschläge aussetzte. Kein einziger Bewohner Morays schien sich, Roghans bevorstehende Verkündigung und ihre Zurschaustellung entgehen lassen zu wollen. Sogar Kinder hatte sie unter der Menschenmenge in diesem kurzen Augenblick erkennen können. Blitzartig presste sie

Weitere Kostenlose Bücher