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Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)

Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)

Titel: Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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die Augenlider wieder zusammen. Trotz ihrer Bewegungsunfähigkeit war sie in der Lage, die gewaltige Anspannung unter den Menschen zu fühlen. Sie fuhren so nah an den Menschen vorbei, dass Elea auch einzelne Zurufe verstehen konnte. Sie erkannten sie als die Frau, die Maél vor etwa einer Woche nach Moray gebracht hatte. Zunächst ließen sie sich natürlich schockiert oder fasziniert über ihr rot glühendes Haar aus. Es dauerte jedoch nicht lange, da bewunderten sie ihre Schönheit.
    Das Gedränge an der Hauptstraße, die in einer geraden Linie die Stadt in zwei Hälften teilte, wurde immer größer, sodass die Krieger ihre Lanzen wie eine Schutzbarriere gegen die drängelnden Menschen einsetzten und sie mit lauten Zurufen zum Zurückweichen zwangen. Maél legte für einen kurzen Moment seine Hand auf ihre linke Schulter und drückte sie behutsam, ähnlich wie damals, als seine glühende Hand beruhigend auf ihrem Bein lag, während sie dem ekelerregenden Anführer der Wegelagerer auflauerten. Er war gedanklich bei ihr. Das konnte sie spüren. Aber sie war sich nicht sicher, ob es ihr helfen würde. Momentan sah es nicht danach aus. Sie versuchte, bei geschlossenen Augen, den ohrenbetäubenden Lärm der Menschen um sich herum auszublenden, was ihr jedoch nicht gelang. Beim Laufen fiel es ihr immer leicht, störende Dinge, wie unangenehme Gedanken oder Ängste zu vergessen, während sie ihren Fokus einzig und allein auf ihren Körper und seine Funktionen ausrichtete. An diesem Abend war jedoch alles ganz anders. Ihr Körper hatte bereits kapituliert und diente nur noch als Gefäß ihrer Sinne, die bestens arbeiteten. Zu allem Übel kam der königliche Reitertrupp nur langsam voran, da die Krieger die vielen neugierigen Morayer immer wieder zurückdrängen mussten, damit die Straße für den Wagen passierbar wurde. Elea hörte nicht auf, ihre Augenlider zusammenzudrücken, so dass sie ihr schon schmerzten. Sie unternahm vergebens den Versuch, sich schöne Erlebnisse mit Maél in Erinnerung zu rufen, um damit für sich warme, beruhigende Energie aufzubauen. Die Angst und Panik in ihr waren jedoch viel zu groß, als dass sie Platz für schöne Empfindungen ließen.
    Nachdem sie eine Weile der Straße gefolgt waren, bog der Zug nach rechts ab. Der tumultartige Geräuschpegel von Hunderten von Menschen, die auf dem Drachonya-Platz den Zug erwarteten, wurde immer lauter. Während die Straße durch überall an den Hauswänden aufgehängte Fackeln erleuchtet war, bewegten sich die Reiter auf einen Punkt zu, der sich ihnen in einer unheimlichen Schwärze am Ende der Straße entgegenstreckte. Maél überkam plötzlich eine fürchterliche Ahnung. Besser hätte Roghan Eleas leuchtendes Haar wohl kaum in Szene setzen können.
    Die Reitergruppe betrat nach einer Weile einen lichtlosen Drachonya-Platz. In jenem Moment gab es über der Stadt nicht eine einzige Lücke in dem nächtlichen Wolkenhimmel, um den Lichtschein des Mondes durchzulassen. Während die Krieger den Weg zum Ziel erahnen mussten, blieben Maéls Augen nichts verborgen. Am Ende des Platzes war ein großes Podest aufgebaut, auf dem König Roghan seine Ankündigung zu machen beabsichtigte. Durch die Menschenmenge ging ein Raunen, als der Wagen mit Elea und ihrem rot leuchtenden Haar in die schmale von Menschen gebildete Gasse fuhr. Maél konnte aus dem Lärm des Volkes Eleas flache und hektische Atmung herausfiltern. Er legte ihr beruhigend die Hände auf ihre Schultern und begann, sie sanft zu massieren. Auf dem Podest war inzwischen eine Fackel entzündet worden, um dem herannahenden Zug den Weg zu weisen. Maél ließ seine Blicke weiter umherschweifen. Er erblickte acht hohe Pfosten, die weit über der Menschenmenge hinaus ragten. Auf ihnen befanden sich riesige Feuerbecken. Das Raunen und laute Gemurmel der Menschen schwoll immer wieder erneut an, da immer mehr neue Morayer die rot glühende Lichtkugel mit den blitzenden Lichtreflexen zu Gesicht bekamen. Elea hatte inzwischen ihre Lider einen Schlitz weit geöffnet. Die hinter ihrem rötlichen Lichtschein lauernde Dunkelheit viel ihr sofort auf. Sie wagte noch immer nicht, die Augen vollständig zu öffnen.
    Endlich gab König Roghan den Befehl zum Anhalten. Der Wagen fuhr jedoch noch weiter. Langsam löste Maél seine Hände von Eleas Schultern. In dem lauten Stimmengewirr der Menschen hörte die junge Frau immer wieder das Wort Hexe fallen. Ihre Beklemmung und Panik wurden dadurch nur noch größer. Plötzlich

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