Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)
zu verglühen“, antwortete er mit ernster Stimme. „Elea, ich will ehrlich zu Euch sein. Ich glaube nicht, dass Euer Tee ihm helfen wird.“
„ Wir müssen es zumindest versuchen. Wieso hat ihn dieses Stück Eisen vergiftet? Breanna hat mir von so etwas nie erzählt.“
„ Ich weiß es auch nicht. Ihr habt sicherlich auch schon bemerkt, dass an ihm etwas ist, das nicht menschlich ist: seine helle sonnenempfindliche Haut, seine spitzen Ohren oder sein schwarzes Auge. Und das sind nur Dinge die offensichtlich sind. Darüber hinaus hat er Fähigkeiten, die weit über das Menschliche hinausgehen.“ Während Elea Weidenrindenstücke in das kochende Wasser schüttete, setzte sie ihre Befragung neugierig fort. „Was denn für Fähigkeiten?“ Jadora räusperte sich etwas verlegen, rückte dann aber mit der Sprache heraus. „Seine Sinneswahrnehmung ist um ein Vielfaches stärker ausgeprägt als Eure oder meine. Er sieht viel besser. Er kann sogar im Dunkeln alles genauso sehen wie bei Tag. Sein Geruchssinn ist so stark, dass er Euch schon zweimal anhand Eures Duftes in einem Wald ausfindig machen konnte. Außerdem weiß ich, dass Eisen in seinem Körper wie Gift wirkt.“ Elea hörte aufmerksam den Worten Jadoras zu, ohne etwas zu erwidern. Sie widmete sich dem Weidenrindensud, von dem sie etwas in einen Becher füllte. Nachdem er etwas abgekühlt war, gab sie Maél mit Jadoras Hilfe davon zu trinken. Die Hälfte des Suds gelangte irgendwie in seinen Magen, die andere hustete er wieder heraus oder sie lief ihm aus dem Mund. Jetzt hieß es einfach nur abwarten. Sie zog ihm zusammen mit Jadora die schweißnasse Tunika aus, damit sein glühender Körper besser abkühlen konnte. Außerdem nahm sie ihr Kopftuch herunter und tränkte es mit Wasser, um seine Stirn zu kühlen. Nachdem einige Zeit verstrichen war, nahm sie das Gespräch, das sie zuvor mit dem Hauptmann geführt hatte, wieder auf. „Also er hat mich zu Hause gefunden, indem er meinem Geruch gefolgt ist. Aber welchem Geruch von mir ist er denn gefolgt?“
„ Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass er sich eine ganze Zeit lang in Eurem Zimmer aufgehalten hat. Da muss er irgendetwas gefunden haben, was ihn auf Eure Spur gebracht hat.“
„ Und er sieht bei Nacht genauso gut wie bei Tag“, dachte Elea laut nach. Plötzlich sah sie von Maél auf Jadora und von Jadora wieder auf Maél. Ihre Augen wurden immer größer, als sie zu der Erkenntnis gelangte, dass er in jener Nacht, in der sich seine wundersame Wandlung vollzog, doch mehr von ihrem nackten Körper gesehen haben musste, als er vorgab. Der Hauptmann schien ihren Gedankengang mitverfolgt zu haben und nickte ihr mit vielsagendem Blick zu. Maéls Aufstöhnen riss die junge Frau aus ihren Gedanken. Schnell goss sie noch von dem Sud in den Becher, um ihm davon einzuflößen. „Kennt Ihr ihn gut, Jadora?“
„ Besser als die meisten, aber bei weitem nicht gut genug. Er hat seine Geheimnisse.“
Die Krieger hatten sich inzwischen um das Feuer niedergelassen und aßen wieder Fleischreste und altes Brot. Elea bekam keinen Bissen hinunter, ebenso wenig Jadora.
Nach einer Weile wurde deutlich, dass der Weidenrindensud keine Wirkung erzielte. Maéls Körper glühte immer noch. Er fühlte sich sogar noch heißer an. Elea sah Jadora verzweifelt an. Die ersten Tränen hatten bereits wieder ihren Weg aus den Augen gefunden und rollten gemächlich ihre Wangen hinunter. Jadora schluckte schwer, als er das weinende Mädchen betrachtete. Sie musste ihn wirklich gern haben. Ebenso hatte er in Maéls Verhalten Veränderungen beobachtet, die für den bisher so gewalttätigen und hartherzigen Mann völlig untypisch waren. Seine Augen folgten ihrer Hand, die Maéls Hand ergriff und sie zärtlich streichelte immer wieder leise vor sich hin schluchzend. Ihm brach fast das Herz, diese zarte junge Frau so leiden zu sehen, und noch dazu wegen eines Mannes, der sie geschlagen und gedemütigt hatte. Er räusperte sich zum zweiten Mal an diesem Abend, um seiner belegten Stimme für das, was er jetzt sagen würde, die notwendige Kraft zu verleihen. „Es gibt eine Möglichkeit, ihn zu retten.“ Elea konnte kaum glauben, was sie da hörte. „Warum sagt Ihr das erst jetzt? Wie können wir ihn retten?“, hakte Elea ungeduldig nach. „Es ist ein gefährlicher und nicht unbedingt – wie soll ich sagen - erfreulicher Weg.“
„ Meine Güte, Jadora, jetzt redet doch nicht so lange um den heißen Brei herum. Mir scheint, dass
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