Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)
Ihr ihn mögt trotz seiner Kaltherzigkeit. Also wäre es für Euch sicherlich auch nicht erfreulich, wenn er stirbt.“
„ Ich kenne den Weg bereits. Er wird für Euch unerfreulich und erst recht für Maél, wenn er wieder er selbst ist. Wahrscheinlich wird er mich töten, wenn er wieder bei klarem Verstand ist, weil ich Euch davon erzählt habe. – Also gut. Man kann ihn retten, indem man ihm Menschenblut zu trinken gibt.“ Es entstand eine Pause, weil Elea zunächst darüber schockiert war. Deswegen wird er also „Blutbestie“ genannt. Sie fasste sich jedoch wieder recht schnell und sagte entschlossen zu Jadora. „Gut. Ich werde ihm von meinem Blut zu trinken geben, wenn es ihn rettet.“ Sie hatte bereits das kleine Messer aus dem Beutel genommen und wollte sich in die Handfläche schneiden, als Jadora sie jäh davon abhielt. „Das ist noch nicht die ganze Geschichte. Wenn er Euer Blut getrunken hat, dann wird er sich in eine wilde, blutrünstige Bestie verwandeln, die man kaum unter Kontrolle halten kann.“ Bei diesen Worten lief es Elea eiskalt den Rücken hinunter und sie überkam ein Gefühl, als ob ihre Kehle zugeschnürt würde. „Aber er verwandelt sich doch dann wieder zurück in den Mann, den ich kenne, oder nicht?“, fragte Elea zögernd nach. „Ja. Aber je mehr Blut er trinkt, desto länger hält die Verwandlung an. Wir müssten ihn auf jeden Fall mit allen Seilen, die wir zur Verfügung haben fesseln. Außerdem habe ich noch eine Kette dabei.“
Elea schaute Jadora entsetzt an. „Ihr braucht mich nicht so anzuschauen. Wenn ich mit Maél unterwegs bin, habe ich immer eine Kette bei mir. Bei ihm weiß man ja nie.“ Elea schluckte den Kloß in ihrer Kehle hinunter. „Gut. Dann machen wir es so.“ Jadora räusperte sich schon wieder. Elea kannte den Mann inzwischen gut genug, um zu wissen, dass es immer noch einen Haken gab. Sie schaute ihn erwartungsvoll an. „Eine Sache müsst Ihr jedoch noch wissen. Wenn Ihr ihm von Eurem Blut zu trinken gebt, dann wird er Euch überall finden, egal, in welchem versteckten Winkel des Königreiches ihr Euch gerade aufhaltet.“ Elea sah ihn verständnislos an. „Das kann er mit seinem übernatürlichen Geruchssinn ja sowieso schon. Das ist doch nichts Neues.“
„ Doch Elea, das ist etwas ganz anderes. Als wir Euch das erste Mal aufgespürt haben, da wussten wir von einem Spion des Königs, wo wir in etwa suchen mussten. Aber mit Eurem Blut in seinem Körper kann er Euch überall finden ohne den geringsten Hinweis. In einem seiner nicht häufig vorkommenden schwachen Momente hat er es mir einmal beschrieben. Euer Blut bleibt wohl irgendwie in seinem Körper und treibt ihn auf unerklärliche Weise zu Euch. Dies ist auch der Grund, warum ich meine Männer nicht dazu zwingen werde, ihm von ihrem Blut zu geben. Sie fürchten und hassen ihn mehr als die Pest. Sie hätten keinen ruhigen Moment mehr in ihrem Leben – mit dem Wissen, dass er sie überall aufspüren könnte. Ich hasse ihn zwar nicht, aber lieben tue ich ihn auch nicht gerade. Mir wäre auch alles andere als wohl dabei, ihn von meinem Blut zu trinken zu geben.“ Jadora schwieg erneut einen Moment, damit Elea auf seine folgenschwere Erklärung reagieren konnte. Sie sah ihn aber nur verunsichert an, sodass er fortfuhr. „Überlegt es Euch also gut, ob Ihr ihm von Eurem Blut zu trinken geben wollt?“ Elea schluckte schwer und atmete tief ein, bevor sie dem Hauptmann antwortete: „Je eher wir es tun, desto schneller ist der ganze Albtraum zu Ende. Los! Fesselt ihn!“ Jadora nickte ihr zu und rief seine Krieger zu sich. Er erzählte ihnen von ihrem Plan, worüber sie sichtlich nicht erfreut waren. Nackte Angst stand in ihrem Gesicht geschrieben. Dennoch trugen sie ihn zu einem Baum etwa siebzig Schritte vom Lager entfernt, den Jadora ihnen zeigte. Morgad sammelte sämtliche Seile ein und Jadora holte eine lange Eisenkette aus einer seiner vielen Satteltaschen. Dann stellten sie ihn an den Baum gelehnt auf die Beine und banden ihn von unten angefangen daran fest. Zum Schluss wickelte Jadora die Kette um ihn, wobei er es nicht versäumte, Maéls Hals mit ihr eng an den Baum zu binden. Die beiden Ringe an den Enden der Kette befestigt er mit zwei großen Haken, die er mit dem Knauf seines Schwertes tief in den Baum hämmerte. Maél regte sich während der gesamten Prozedur kein einziges Mal. Nur als Jadora die Kette an seinem Hals noch enger zog, stöhnte er kurz auf. Bei diesem Anblick liefen
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