Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)
Brülllaute von sich und riss wie ein Irrer an der Kette. Elea nahm kurzerhand ein Hemd aus ihrem Rucksack und wickelte es sich so über ihr Kopftuch, dass ihre Ohren bedeckt waren. Dann zog sie das Schlaffell mit Maéls typischen Geruch, den sie so lieben gelernt hatte, noch über sich, um sein Gebrüll nicht zu hören. Sein Schreien erreichte aber immer noch ihre Ohren. Immerhin konnte sie die Worte, die er schrie, nicht mehr verstehen.
Als Elea die Augen aufschlug war bereits helllichter Tag. Ihr Körper bestand nur aus Schmerzen. Dies wurde ihr in dem Moment schonungslos bewusst, als sie sich unter Maéls Schlaffell zu strecken begann. Die schwere Stille um sie herum, ließ sie jedoch mit einem Mal die Schmerzen vergessen. Maéls nächtliches Schreien war verstummt. Ruckartig schnellte ihr Oberkörper in die Höhe, sodass ihr nun doch ein lauter Schmerzensschrei entglitt. Als sie zu ihm hinüber sah, erschrak sie im ersten Moment, da seine Augen sie fixierten. Sie schälte sich stöhnend aus dem Schlaffell und wollte gerade zu ihm hinüber gehen, als Jadora auf sie zukam und sie zurückhielt. „Es ist noch zu früh. Wartet noch ein paar Stunden.“
„ Aber er ist doch ruhig und er schaut zu mir herüber. Ich will zu ihm gehen. Ich will wissen, wie es ihm geht.“
„ Noch nicht, Elea! Seine Rückverwandlung hat erst angefangen. Wenn Ihr nicht Euer Leben lang im Schlaf von seinem Anblick verfolgt werden wollt, dann wartet noch. Außerdem sollte ich mich mal um Eure Verletzungen kümmern. Die haben wir gestern bei der Aufregung um Maél vollkommen vergessen. Die Männer sind alle beschäftigt. Zieht die Jacke aus, dann kann ich mir mal Euren Rücken ansehen. Elea kniete sich protestlos hin und zog die Jacke aus. Jadora zog scharf die Luft ein, als er das blutdurchtränkte Hemd sah. „Ich fürchte, der Stoff Eures Hemdes hat sich mit dem getrockneten Blut auf den Wunden verklebt. Es wird höllisch weh tun, wenn ich den Stoff herunterziehe.“
„ Ich lege mich auf den Bauch. Dann könnt Ihr das verklebte Blut mit Wasser aufweichen“, schlug Elea vor. Jadora schüttete vorsichtig etwas Wasser aus seinem Wasserschlauch auf die verklebten Stellen. Während das Wasser auf ihrem Rücken einwirkte, blickte Elea zu Maél, der sie immer noch aus den Augen gelassen hatte. Wenn Jadora fertig ist, werde ich zu ihm gehen. Da können mich keine zehn Pferde daran hindern!
Der Hauptmann machte sich bald daran, den Stoff langsam von Eleas Rücken zu lösen, und dies ohne ihr einen einzigen Schmerzensschrei zu entlocken. Elea kam sofort wieder auf die Knie und entledigte sich der blutbefleckten Kleidungsfetzen. Sie nahm ein frisches Unterhemd aus ihrem Rucksack, das sie sich schützend vor die Brust hielt und gab Jadora die kleine Tasche. „Da müsste ein Tiegel drin sein, auf dem Wundsalbe steht. Damit könnt Ihr die Wunden einsalben.“
Jadora schüttelte von Zeit zu Zeit immer wieder den Kopf. „Die Narben werden Euch Euer Leben lang erhalten bleiben“, sagte er bekümmert. „Und es sind nicht die ersten und werden auch nicht die letzten bleiben“, kommentierte sie sein Bedauern unbeeindruckt. „Na ja. Eurer Schönheit werden sie jedenfalls keinen Abbruch tun.“ Elea drehte sich zu ihm um und schaute ihn verärgert an. In dem Moment jedoch, als Jadora zu einer Reaktion auf Eleas Blick hin ansetzen wollte, fing Maél an, sich heftig in seiner Verschnürung zu bewegen, ohne jedoch einen Ton von sich zu geben. Nach einem kurzen Innehalten salbte Jadora die Wunden auf Eleas Rücken zu Ende ein und ließ sich immer wieder kopfschüttelnd über die vielen Blutergüsse auf ihrem Körper aus. Nach getaner Arbeit kleidete sie sich mit vorsichtigen Bewegungen wieder an. Sie hatte ein ungutes Gefühl, was Maéls Stimmung anging. Jadora hatte bereits angedeutet, dass er nicht gerade über das Lüften seines Geheimnisses erfreut sein würde. Sie musste unbedingt mit ihm reden und ihn irgendwie besänftigen. Als Jadora sich von ihrem Schlafplatz abwandte und sich in Richtung Pferde in Bewegung setzte, nutzte sie die Gelegenheit und rannte, so schnell es ihre Verletzungen zuließen, auf den gefesselten Mann zu. Schon auf halber Strecke vernahm sie seine immer noch tiefer und rauer klingende Stimme. „Bleibt, verdammt nochmal, wo Ihr seid! Ich will Euch nicht sehen und reden will ich schon gar nicht mit Euch!“ Elea verlangsamte ihr Tempo, ließ sich aber nicht davon abhalten, sich ihm zu nähern. „Ihr sollt
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