Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)

Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)

Titel: Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
Vom Netzwerk:
verschwinden, habe ich gesagt“, knurrte er sie an. Hinter ihr vernahm Elea aufgeregte Stimmen. Wahrscheinlich hatten sie sie entdeckt. Endlich stand sie vor ihm. Sie musterte ihn zugleich besorgt und neugierig. Doch was sie erkennen konnte, war bei weitem nicht so schlimm, wie sie es sich vorgestellt hatte. Nach seinem wilden, animalischen Gebrüll hatte sie ein haariges Monster erwartet. Sein Oberkörper war jedoch noch genauso unbehaart wie vor seiner Verwandlung. Allerdings waren seine Muskeln, die ohnehin schon beeindruckend waren, noch ausgeprägter. Sein Gesicht zeigte die größten Zeichen der Verwandlung. Seine Augen standen noch schräger als sonst. Aus seinem schwarzen Auge schimmerte ein weißes Licht. Die spitzen Ohren waren deutlich gewachsen. Auf dem Boden zu seinen Füßen entdeckte Elea zu ihrem Erstaunen ein paar zerrissene Seile. „Wenn Ihr fertig seid mit Eurer Begutachtung, dann verschwindet schleunigst! Von den meisten Seilen habe ich mich schon befreit. Die Kette schaffe ich auch noch, wenn ich mich anstrenge. Je wütender Ihr mich macht, desto stärker bin ich. Also gehorcht und verschwindet! Sonst mach’ ich mich doch noch an Eurer Kehle zu schaffen.“ Erst jetzt, als er mit ihr sprach, fielen Elea seine langen, spitzen Eckzähne auf, die sie jedoch genauso wenig in Angst und Schrecken versetzten wie die anderen Veränderungen. Elea überlegte angestrengt, wie sie das Gespräch beginnen könnte, ohne ihn unnötig in Rage zu bringen. „Ich weiß gar nicht, warum Jadora nicht wollte, dass ich Euch so sehe. Ich finde Ihr seht hundertmal harmloser aus als der Mistkerl, dem ich meinen letzten Pfeil durch seinen verfluchten Hals geschossen habe.“ Maél schnaubte verächtlich und gab einen knurrenden Laut von sich. „Und mit Eurem Knurren könnt Ihr mir auch keine Angst einjagen. Das kenne ich schon seit unserer ersten Begegnung. Ich bin eigentlich nur gekommen, um zu sehen, wie es Euch geht und ob das Gift aus Eurem Körper ist.“
    „ Wie soll es schon einer blutrünstigen Bestie gehen, die angekettet ist und nicht das Blut kriegen kann, nach dem es sie dürstet,“ zischte er sie in dem hasserfüllten Ton an, der Elea noch sehr gut von den ersten Tagen ihrer Bekanntschaft in Erinnerung geblieben war. „Ich sehe schon. Ihr wollt mir unbedingt Angst machen. Also gut. Vielleicht ist es für Euch eine Genugtuung, dass mir heute Nacht, als Ihr mit dieser fremden Stimme nach mir und meinem Blut geschrien habt, schon etwas mulmig zumute war.“ Elea kam sich vor, als spräche sie mit einem schmollenden Kind, das sie aufzumuntern versuchte. Maél begann plötzlich, wie wild sich in der Kette zu winden. „Jadora, hol dieses verdammte Weib, sonst vergesse ich mich noch!“, schrie er mit sich überschlagender Stimme zum Lagerplatz hinüber und funkelte Elea zähnefletschend an. Es hat tatsächlich keinen Sinn. Ich muss bis später warten. „Jadora, Ihr braucht mich nicht zu holen“, rief sie dem sich eilig nähernden Hauptmann zu. „Ich komme schon.“ Zu Maél gewandt, sagte sie: „Ich sehe ein, dass es jetzt unmöglich ist, sich mit Euch vernünftig zu unterhalten. Ich hoffe nur, dass Ihr später wieder der Mann seid, dessen nettere Seiten ich in den letzten Tagen kennengelernt habe. Und damit meine ich nicht Euer altes Aussehen, sondern Euer Verhalten mir gegenüber.“ Nach diesen Worten drehte sie sich um und schritt erhobenen Hauptes zu dem auf halber Strecke wartenden Jadora. Maél reagierte darauf mit einem martialischen Schrei, der Elea kurz zusammenzucken ließ. Als sie kurz darauf bei Jadora ankam, nahm dieser sie gleich tadelnd in Empfang. „Jadora, ich dachte, ich könnte ihm zu verstehen geben, dass seine Verwandlung nichts an meiner Einstellung ihm gegenüber geändert hat. Er meint wohl, ich renne schreiend vor ihm weg, nur weil ihm ein paar Reißzähne und die Ohren gewachsen sind.“
    „ Ihr findet also nicht, dass er etwas von einer Bestie an sich hat?! – Das passt zu Euch.“
    „ Ja. Vor allem vielleicht auch deshalb, weil ich mich mit meinen absonderlichen Haaren auch wie ein Monster fühle.“ Es entstand eine Pause. Kurz darauf waren die beiden am Lagerplatz angekommen, wo bereits zwei Kaninchen am Spieß gedreht wurden. Jadora schaute das Mädchen nachdenklich an. „Ich muss zugeben, Ihr habt recht. Trotzdem: Solange er noch nicht vollständig zurückverwandelt ist, kann man mit ihm kein vernünftiges Gespräch führen, was ja unter normalen Bedingungen schon

Weitere Kostenlose Bücher