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Eleanor Rigby

Eleanor Rigby

Titel: Eleanor Rigby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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Auftauchen alles verändert hat.«
    »Stellt Ralph Lauren etwa eiserne Lungen her?«

~49~
    Zurück zu dem, was vor einer Woche geschehen ist. Zurück zu mir, wie ich tief in der Nacht in mein Wohnzimmer gehe, nach E-Mails schaue und Herrn Bayers Nachricht mit einem Icon daran entdecke, das auf eine angehängte Datei hinweist. Zurück zu mir, wie ich ein paarmal tief Luft hole, bevor ich auf den Download-Knopf klicke.
    Ich wusste, was mich erwartete, und nach zwanzig endlosen Sekunden hatte ich den verdächtigen Wiener vor mir, Klaus Kertesz, unübersehbar der Vater von Jeremy - älter, behaarter und europäischer aussehend auf diese Weise, die man nicht richtig in Worte fassen kann, aber er war es. Ich muss in jener Nacht in der römischen Disco wirklich sehr betrunken gewesen sein, um dieses Gesicht zu vergessen. Beim ersten Blick darauf überkam mich ein Gefühl, als wäre ich umgekippt und hätte mir den Kopf am Küchentresen gestoßen. Meine Ohren brannten.
    Ich weiß nicht mal, ob es gut oder schlecht war, in das Gesicht von Klaus Kertesz zu schauen. Er ist Jeremys Vater, aber er ist auch - nun, ein Vergewaltiger, ein Stalker oder wer weiß was. Das Einzige, was mir dazu einfiel, war, meinen Glücksmeteoriten in die Hand zu nehmen, meine Botschaft von oben, und ihn nicht wieder loszulassen.
    Inzwischen ist eine Woche vergangen, aber ich habe Herrn Bayer immer noch nicht angerufen und ihm auch keine angemessene Antwort gemailt. Ich habe die Arbeit geschwänzt, vor meinem Computer gesessen, diese Worte geschrieben und dabei mit dem Gesicht von Klaus Kertesz herumgespielt. Ich habe ihn dünner, jünger und mehr wie Jeremy aussehen lassen. Immer wieder schaue ich mir Fotos von meinem Sohn an - es ist nicht leicht, meine eigenen Züge darin zu erkennen. Ich komme mir vor wie dieser eine Scrabble-Stein ohne Buchstaben. Ich bin ein Styroporflöckchen aus einer Verpackung. Ich bin eine Serviette bei McDonald's. Ich bin ein Stück Klarsicht-Klebeband. Prinz William kann von Glück sagen, dass er seine Mutter so eindeutig in seinem eigenen Gesicht wiederfindet.

~50~
    Ich habe noch gar nicht erwähnt, welchen Anteil meine Familie an Jeremys Pflege hatte - oder Donna. Ich hatte geglaubt, sie würden öfter bei mir aufkreuzen, aber sobald der Reiz des Neuen nachließ, wurden ihre Besuche seltener. Es gab einen lustigen Moment, als William einmal am Telefon sagte: »Nur zur Sicherheit, Lizzie: Könnte es sein, dass dein Junior nur auf dein Geld aus ist?«
    »Du meinst, er würde meinen Kopf in eine Toast-Tüte aus Plastik stecken, um an meine geschmacklose Eigentumswohnung zu kommen? Bitte!«
    »Man kann nie wissen.«
    »William, es ist nicht mal ein neuer BMW für ihn drin. Vielleicht irgendwelcher Glitzertand oder ein bisschen Modeschmuck. Keine Ahnung. Ich habe noch nie jemanden gehabt, für den ich Geld ausgeben konnte. Das ist Neuland für mich.«
    Eine Stunde später klingelte das Telefon. Leslie war dran. »Was höre ich da? Du kaufst Jeremy teuren Schmuck?«
    Mutter war als Pflegerin höchst ungeeignet. »Immer wenn ihr Kinder krank wart, habe ich euch ein paar Stunden lang vor die Tür gesetzt, und dann wart ihr so gut wie neu. Schick ihn einfach an die frische Luft.« Sie meinte es gut, aber die immer schlimmer werdenden, unkontrollierbaren Symptome seiner Krankheit waren zu viel für sie. Dennoch wollte sie Jeremy unbedingt ihren Freundinnen vorstellen, aber da sie dabei die Blamage meiner frühen Schwangerschaft hätte enthüllen müssen, zögerte sie es hinaus. Sie spielte mit dem Gedanken, ihn als »lange verschollenen Neffen« auszugeben, aber William, Leslie und ich redeten ihr das schnell wieder aus.
    Schließlich brachte sie ihre Freundin Sheila mit, die total unter ihrer Fuchtel stand. Die Frau stellte die ganze Zeit keine einzige Frage zu Jeremys Vergangenheit. Ich kann mir gut vorstellen, welch überzuckerte Version der Realität Mutter ihr präsentiert hat. Jeremy war natürlich hinreißend, und zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass Mutter vielleicht sogar stolz auf mich war. Diese Empfindung war so neu und verstörend für mich, dass ich in mein Schlafzimmer gehen, die Tür schließen und mich erst mal hinsetzen musste, um sie zu analysieren und auszukosten. Als ich ins Wohnzimmer zurückkehrte, packte Jeremy gerade die Kartonladungen von Geschenken aus, die Mutter ihm mitgebracht hatte — lauter teures Designerzeug. Sie ist zwar nicht knauserig, aber sie wirft das Geld auch nicht einfach zum

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