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Eleanor Rigby

Eleanor Rigby

Titel: Eleanor Rigby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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sie zu retten, seien zwecklos. Er sagt, nur Frauen können gerettet werden, und aus diesem Grund werden ein paar mehr Frauen als Männer geboren - damit wir Menschen Hoffnung haben. Das sei durch Statistiken belegt.«
    Ich fragte: »Aber er hat noch nie eine Frau richtig missbraucht?« Was ist mit mir?
    »Nein. Er ist impertinent, aber nicht aggressiv. Zumindest glaubten wir das. Aber einen Monat bevor ich Sie durch Google gefunden habe, war eine Frau hier, die Herrn Kertesz' Zudringlichkeit irgendwann leid war. Eines Abends näherte sich Herr Kertesz ihr auf dem Heimweg, um ihr seine Predigt zu halten. Sie wehrte ihn mit ein paar Taekwondo-Tritten ab, und danach zeigte sie ihn an. Das hat mich gefreut. Wir waren froh, endlich etwas gegen ihn in der Hand zu haben. Nachdem wir ihn verhört hatten, hat er uns von Ihnen erzählt. Ich hab nicht erwartet, dass Sie tatsächlich herkommen würden.«
    »Das ist fast dreißig Jahre her. Was kann ich denn heute noch sagen oder tun, das irgendwelche juristischen — oder überhaupt irgendwelche — Konsequenzen hätte?«
    »Vielleicht nichts.«
    »Aber jetzt bin ich hier.«
    »Ja.«
    »Rainer, ich glaube, wir hätten dieses Gespräch auch am Telefon führen können.«
    »Im Grunde genommen schon.« »Ich muss kurz nachdenken.«
    Ich war erleichtert, dass Klaus kein Vergewaltiger war, aber wie gesagt: Was war mit mir? Es war offensichtlich, dass Bayer Kertesz so lange an der langen Leine lassen wollte, bis er sich selbst ein Bein stellte, und wenn man dadurch einen Vergewaltiger von der Straße holte, sollte mir das recht sein. Aber was sollte ich damit anfangen, dass er ein religiöser ... was? Ein religiöser ... Stricher war? »Bleiben von diesen Frauen überhaupt welche stehen und lassen sich auf ein Gespräch ein?«
    »Wie gesagt, er ist ein gut aussehender Mann, und er zeigt Interesse an ihnen.«
    »Und was passiert dann?«
    »Ich glaube, den Frauen wird klar, dass sie nicht als Individuen behandelt werden, sondern nur als Teil von Herrn Kertesz' Krankheit. Irgendwas an seinen Sprüchen lässt sie misstrauisch werden.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Wenn Sie ihm begegnen, werden Sie es selbst sehen.«
    Was ich zu sehen erwartete, war ein älterer Jeremy, der nicht diverse bäuerliche Pflegefamilien in British Columbia durchlitten hatte, der keine MS hatte und keine gute Miene zu dem bösen Spiel machte, das das Leben mit ihm trieb. Ich sagte: »Wenn wir wieder in Ihrem Büro sind, können Sie mir dann noch andere Fotos von Klaus zeigen?«
    »Das kann ich gleich tun.«
    Er zog das Vinyl-Fotoalbum aus seinem ledernen Aktenkoffer. Damit ich es flach auf den Tisch legen konnte, schob er unsere Mineralwassergläser beiseite. Ich hatte ungefähr ein Dutzend Fotos vor der Nase, die Klaus im Lauf der letzten zehn Jahre zeigten. Das Alter hinterließ bei ihm kaum Spuren, die einzige wahrnehmbare Veränderung waren die sich vertiefenden Stirnfalten und die Linien, die von seinen Nasenflügeln zu seinem Mund verliefen.
    »Hat er Ähnlichkeit mit Ihrem Jeremy?«
    »Ja. Allerdings. Er sieht praktisch ganz genauso aus.«
    »Wie fühlen Sie sich beim Anblick der Fotos?«
    Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich den Eindruck, analysiert zu werden. Es war, als würde irgendetwas Fremdes meine Äußerungen und mein Verhalten überwachen, aufzeichnen und auf einem Bewertungsformular Kategorien zuordnen, die ich mir gar nicht vorstellen will. Wie passend, dass das ausgerechnet in Wien geschah.
    »Wie ich mich dabei fühle? Idiotisch, weil ich mich überhaupt nicht an diesen Kertesz erinnern kann. Und traurig, weil ich Jeremy so verdammt vermisse. Aber vor allem - wissen Sie was? Es macht mir Hoffnung, weil ich jetzt weiß, woher Jeremy wirklich stammt.«
    »Sie möchten Herrn Kertesz also immer noch treffen?«
    »Mehr als je zuvor.«
    »Sie haben keine Angst?«
    »Ich? Nein.«
    »Vielleicht nicht davor, körperlich belästigt zu werden, aber ...«
    »Aber was?«
    Rainer zuckte mit den Schultern. »Enttäuscht zu werden vielleicht?«
    »Inwiefern?«
    »Indem Herr Kertesz Ihre Erinnerung an Jeremy womöglich irgendwie schmälert.«
    »Nein. Das kann ich nicht glauben. Nicht, bevor ich den Mann getroffen habe.«
    Ich muss allerdings zugeben, dass ich das Gefühl hatte, ich hätte gerade den Geist aus der Flasche befreit.
    Rainer sagte zu mir: »Nun, dann sollen Sie Ihren Willen haben.«
    Ich sagte: »Gut.«
    In dem Moment blitzte der Raum weiß auf, und der stechende Kopfschmerz, der mich

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