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Electrica Lord des Lichts

Electrica Lord des Lichts

Titel: Electrica Lord des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Henke
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wieder zum Turm hinauf. Dieses Mal blieb Babu weit zurück. Sie kümmerte sich nicht darum. Ebenso wenig wie um die Seitenstiche, die ihr zunehmend den Atem raubten.
    Als sie keuchend ins Labor stürmte, taumelte Cayden nach hinten und stürzte an einem Tisch vorbei auf den Boden. Ein widerwärtiges Grinsen verzog Luthias deformierte Mundwinkel. Es sah nicht danach aus, als wollte der Baron noch weitere Zeit verschwenden. Blutige Fangzähne kamen zum Vorschein. Sein Säbel setzte zum tödlichen Hieb an.
    „Haltet ein oder ich lasse sie fallen“, rief Sue so laut sie konnte.
    Baron Luthias hielt im Schlag inne und fuhr herum. Bei Sues Anblick schnalzte er abfällig mit der Zunge. Der Anblick der Urne hingegen ließ seine Gesichtszüge entgleiten.
    „Alice, meine Geliebte.“ Der sehnsuchtsvolle Ausruf stand in deutlichem Widerspruch zu dem monströsen Anblick des Barons.
    Er fasste sich und machte Anstalten, auf sie zuzustaksen. „Du törichtes Ding. Gib mir sofort die Urne!“
    Innerlich bebte Sue vor Angst. Er war schneller, als sie schauen konnte, und würde sie vermutlich erreicht haben, bevor sie die Arme zum Wurf gehoben hatte. Dennoch gelang es ihr, einen Haken zu schlagen und zur gegenüberliegenden Wand zu laufen, in der einige Schießschächte das dicke Mauerwerk freilegten. Die Arme des Barons schlugen ins Leere, sodass er beinahe das Gleichgewicht verloren hätte. Während hinter ihr metallene Schritte wieder die Verfolgung aufnahmen hoffte sie inständig, die Öffnungen mochten groß genug für ihr Vorhaben sein. Mit dem Boden voraus schob sie die Urne in den Schacht. Keramik kratzte auf blankem Gestein. Ein kräftiger Hieb würde reichen, um sie durchzustoßen, sodass sie auf der anderen Seite hinabfallen würde. Einmal auf den Felsen zerschollen, wäre die Asche unwiederbringlich verloren.
    „Einen Schritt weiter und die Asche Eurer teuren Alice wird in alle Winde verstreut werden.“ Zitternd hielt Sue ihre Hand auf der Urne, bereit, jeden Moment zuzudrücken.
    Baron Luthias erstarrte. Entsetzen malte sich in der missgestalteten Miene ab.
    Cayden schnellte hinter Luthias auf den Tisch und setzte zum Sprung an. Mit beiden Füßen trat er ihm in den Rücken. Die Metallscharniere seiner Stelzenbeine quietschten unter der Wucht, mit der sein Körper zu Boden geschleudert wurde. Cayden landete hinter seinem Gegner, spurtete zurück und stellte sich breitbeinig über ihn. Ohne Zögern hob er sein Schwert, ließ es niedersausen und durchbohrte die Brust des Blutbarons. Ein rasch größer werdender Blutfleck durchtränkte die Vorderseite seines Gewandes.
    „Ihr überrascht mich also doch.“ Blut spritzte aus Luthias Mund.
    Obwohl er vermeintlich besiegt auf dem Boden lag, noch dazu aufgespießt wie eine Schweinehälfte beim Schlachter, brachte er es noch fertig, Sue vor Angst erbeben zu lassen.
    Cayden beugte sich vor, erwiderte den Blick seines Gegners und stemmte sich mit beiden Armen auf den Schwertknauf. Die Klinge durchdrang weiter die Brust des Vampirs, dort, wo das Herz lag, bis sie am unteren Ende gegen den Holzboden kratzte.
    Mit einem tierischen Fauchen fletschte Luthias die Zähne, schlug mit den Armen um sich. Die Augen weit aufgerissen, versuchte er nach dem Schwert zu greifen. Seine Hände umklammerten die blanke Schneide. Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor. Das Weiß in seinen Augen färbte sich blutrot. Er riss den Kopf hoch, versuchte, mit den Reißzähnen nach Cayden zu schnappen.
    „Du … kannst … mich … nicht … töten!“, gurgelte der Baron.
    Mit regloser Miene drehte Cayden das Schwert in Luthias Wunde. Ein gequälter Schmerzenslaut erscholl, doch der Verdammte wollte nicht sterben.
    Fassungslos starrte Sue auf den Baron. Ihr Verstand weigerte sich zu glauben, was sie sah. Mit durchbohrtem Herz, zur Bewegungslosigkeit am Fußboden festgenagelt, griffen die klauenartigen Hände an den Schaft des Schwertes, um es sich aus der Brust zu ziehen. Der Mann müsste tot sein. Stattdessen schien er nicht mal Schmerzen zu erleiden. Das war es also, was Cayden ihr versucht hatte zu erklären. Sie hatte keine Vorstellung, was Unsterblichkeit bedeutete, abgesehen von den Abschnitten über den heiligen Geist in der Bibel. Woher sollte sie wissen, dass es Wesen wie Baron Luthias auf Erden gab? Und Cayden. Ihr wurde schwindelig. Krampfhaft schluckte sie den Knoten im Hals hinunter. Sie musste sich zwingen zu akzeptieren, was sie mit eigenen Augen sah, auch wenn es noch so sehr dem

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