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Electrica Lord des Lichts

Electrica Lord des Lichts

Titel: Electrica Lord des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Henke
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widersprach, was sie kannte oder sich je vorzustellen vermocht hatte.
    Tatsache war, dass ein übermächtiger Feind seiner tödlichen Wunde trotzte. Voller Entsetzen fragte sie sich, wie man etwas vernichten konnte, das unsterblich war. War Unsterblichkeit gleichzusetzen mit unzerstörbar? Es musste einen Weg geben, ihn zu vernichten. Ihre Gedanken rasten, während ihre Hand immer noch den Boden der Urne umfasst hielt.
    Über die Schulter rief Cayden einen Befehl in Walojas Richtung. Der Zigeuner fuhr zusammen, eilte aber direkt auf eine Art Schaltanlage an der Wand zu. Unter vollem Körpereinsatz drehte er an einem armdicken Messingring, der an die Lenkfunktion in Caydens Wagen erinnerte. Dampfend und zischend setzte sich der Mechanismus des turmartigen Gebildes in Gang.
    Mechanisches Geklapper ertönte, an der Wand leuchteten verschiedene Lichter auf, während die Anzeigenadeln auf den Skalen ausschlugen. Pfeifend trat Dampf aus den Verbindungsstücken der Kupferrohre, die sich an der Maschinerie entlang, schlängelten. Die beiden losen Kabel, welche Sue zuvor im Labor hatte liegen gesehen, gerieten unweit vor ihr in Bewegung. Wie zwei enthauptete Schlangen zuckten sie unkontrolliert über den Boden. Funken sprühten aus ihren faserigen Enden, wenn diese einander berührten und wie unter einem kräftigen Schlag wieder auseinandergerissen wurden.
    Sie versuchte sich an die Aufzeichnungen zu erinnern, in denen die Electrica beschrieben stand. Diese Energie mit der Kraft eines Blitzes konnte anscheinend durch diese beiden Dinger geleitet werden wie Wasser in einer Regenrinne. Um was auch immer es sich genau handelte, erschien es ihr bedrohlicher als jede Waffe. Cayden hatte Waloja aufgefordert, diese Maschine einzuschalten, folglich wusste er mit diesen beiden Feuerspeiern umzugehen. Ohne nachzudenken rannte Sue auf die sich windenden Kabel zu. Nach ein paar Versuchen gelang es ihr, sie mit beiden Händen zu ergreifen. Ein brennendes Vibrieren zog durch ihre Haut wie ein Vorgeschmack auf das, was an den offenen Enden hervortrat.
    Waloja schrie entsetzt auf.
    „Arme auseinander!“ Cayden Befehl hallte durch den Raum.
    Instinktiv gehorchte Sue und hielt die beiden Kabel weit von ihrem Körper weg, als würde sie zwei Kampfhähne voneinander fernhalten wollen. Cayden konnte ihr nicht entgegenkommen, ohne Luthias aus den Augen zu lassen. Sie musste ihm diese beiden Dinger bringen. Hastig lief sie los, doch etwas schlängelte sich um ihr Bein und hätte sie beinahe zu Fall gebracht. Der Schreck fuhr ihr durch die Glieder, als wenn man auf einer Treppe noch eine Stufe erwartete, wo keine mehr war. Ihr Atem ging stoßweise, ihre Arme wurden schwer unter dem Gewicht der unaufhörlich schlängelnden Kabel. Beherzt trat sie das Hindernis beiseite.
    Caydens Miene zeigte Erstaunen und Sorge zugleich. Behutsam nahm er ihr die beiden Kabel ab. Unter ihm stieß Luthias ein animalisches Fauchen aus, das die Luft vibrieren ließ. Panisch zerrte er fester an dem Schwert in seiner Brust.
    Sue wich zurück. Ihr lief es eiskalt den Rücken hinunter bei Caydens Anblick. Mit gebleckten Zähnen, die Augen schwarz wie die Nacht, glich er einem angriffswütigen Wolf. Er spreizte die Beine weiter, als wollte er vermeiden, Luthias Körper zu berühren. Mit einem diabolischen Gesichtsausdruck beugte sich Cayden vor. Zischend bohrten sich die bürstenähnlichen Metallenden in Luthias Hals. Sein Schrei klang wie der eines unirdischen Raubvogels. Hoch und verzerrt drohte er, Sues Trommelfelle zum Bersten zu bringen. Luthias Körper zuckte unter gewaltigen Krämpfen. Funken stoben aus den Metallverstrebungen seiner Stelzen. Cayden kämpfte um das Gleichgewicht, während er mit zusammengebissenen Zähnen die Kabelenden an den sich windenden Baron gedrückt hielt.
    Entsetzlich lange Augenblicke später richtete sich Cayden auf. Er hielt diese grauenvollen Dinger mit ausgestreckten Armen von sich. Erst als Waloja die Maschine ausstellte, legte er die surrenden Kabel nieder.
    Er stemmte einen Fuß auf Luthias Brust. Schwer atmend starrte er auf den am Boden Liegenden hinab. Der Gestank von verbranntem Fleisch füllte den Raum. Luthias Hände fielen leblos zur Seite. Die zu Klauen verkrampften Finger lösten sich, sein Kopf kippte zur Seite. Sue bemerkte, wie sich seine Lippen bewegten. Er versuchte, etwas zu sagen, doch stattdessen brachte er nur ein Keuchen hervor. Bestimmt nur ein Reflex. Ein letztes Anspannen der Muskeln, bevor das Leben ihn

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