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Electrica Lord des Lichts

Electrica Lord des Lichts

Titel: Electrica Lord des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Henke
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Yards weiter plötzlich anhielt. Staubwolken stoben auf. Die Zugpferde wieherten unter dem ruckartigen Anziehen der Zügel.Kleine Quasten an den Fenstervorhängen wackelten, als die Tür aufgeschlagen wurde. Sue trat einen Schritt zurück, doch Caydens lange Beine schwangen sich bereits über das Trittbrett hinweg auf den Boden.
    Sein Anblick raubte ihr für einen Moment den Atem. Sie war so erleichtert, ihn zu sehen, dass sie sich unwillkürlich an den Hals fasste. In gewohnt eleganter Aufmachung kam er auf sie zu. Sein Gehrock schwang um seine Oberschenkel, seine Miene war unergründlich. Sues Herzschlag pulsierte gegen die enge Verschnürung des Mieders. Sie biss sich auf die Lippen, suchte fieberhaft nach passenden Worten, um ihm das zu sagen, was sie sich vorgenommen hatte. Doch ihr Hals war wie zugeschnürt. In einiger Entfernung blieb er stehen, lüftete seinen Hut und verneigte sich galant.
    „Wohin des Weges, Madam?“
    Sein Blick war geheimnisvoll und tief, wie das Wasser des Loch Linnhe. Schauder zogen über Sues Rücken. Bemüht huldvoll erwiderte sie seinen Gruß mit einem Nicken. „Ich wollte Sean besuchen.“
    „Welch ein glücklicher Zufall. Dann führt uns derselbe Weg zum Ziel.“
    Stutzig geworden blickte sie sich zur Abbiegung um, welche die Kutsche hätte einschlagen müssen.
    Cayden bemerkte ihren Blick. „Wie ich hörte, schlagen Seans Heilkräfte gut an bei deiner Tante.“
    Irritiert über seinen beiläufigen Umgangston, räusperte sich Sue. Sie hatte sich ihre erste Begegnung nicht mit einer abendlichen Unterhaltung mitten in der ländlichen Idylle vorgestellt. „Seine Fähigkeiten sind außerordentlich“, erwiderte sie. Langsam stieg Unmut auf. Anscheinend hatte er vor, so zu tun, als wäre nichts zwischen ihnen gewesen.
    Cayden lächelte. „Sein besonderes Merkmal. Sobald er eine Krankheit wittert, scheint sich sein Gebrechen in Luft aufzulösen. Er hat schon als kleiner Junge die gebrochenen Flügel von Wildvögeln geschient. Ich habe nie erlebt, dass ein Tier unter seinen Händen gestorben ist. Er ist ein Feenkind mit einer besonderen Gabe.“ Ein Funkeln zog durch seine Augen.
    Natürlich war ihr Sean wichtig und sie hätte sich auch gern weiter über ihn unterhalten. Doch war das nicht der geeignete Zeitpunkt. „Warum habe ich so lange nichts von dir gehört?“, platzte es aus ihr hinaus.
    Seine Augenbrauen hoben sich sacht. „Ich war beschäftigt. Nun bin hier, um dich zu holen.“
    Ihr Missmut verflog auf der Stelle. Sie schnappte nach Luft. Damit hatte sie nicht gerechnet, wenn sie es sich auch insgeheim gewünscht hatte. „Du kannst nicht einfach auftauchen und glauben, ich folge dir auf ein Wort.“
    „Ich hatte noch keine Gelegenheit, dich zu bitten, mich zu begleiten“, erwiderte er. „Also?“
    „Aber ich …“ Sie musterte sein Gesicht, suchte nach einem Hinweis auf seine Gefühle.
    Er nickte ihr auffordernd zu. „Ich würde dir gern etwas zeigen“, bat er mit ruhiger Stimme.
    Sue nickte. Schließlich nahm er ihr die eigene Entscheidung ab. Sean zu besuchen war ohnehin nur ein Vorwand gewesen. Wie selbstverständlich legte er seine Hand auf Sues Rücken. Obwohl es im Moment keinen Anlass gab, sie zu stützen wie beim letzten Mal, als er das tat, ließ sie es geschehen. Er konnte kaum ihre butterweichen Knie bemerkt haben. Ein seltsames Gefühl beschlich sie, während sie so vertraut nebeneinander hergingen wie Freunde auf einem Spaziergang. Und vielleicht waren sie nicht mehr als das, ob es ihr gefiel oder nicht. Ihre Neugierde war geweckt, obwohl sie nicht wusste, was sie davon halten sollte. Eine angenehme Vertrautheit überkam sie, während sie verstohlen sein Profil musterte. Sie fand nichts außer makellosen Gesichtskonturen. Sie schluckte, weil sein Anblick sie zutiefst berührte.
    Cayden gab dem Kutscher ein paar Anweisungen, bevor er das mitgeführte Pferd von der Hinterseite der Kutsche wegführte und schwungvoll aufsaß.
    Er zog sie hinter sich auf den Sattel. Nachdem sie zum dritten Mal keine Antwort bekommen hatte, gab sie auf zu fragen, was er vorhatte. Eigentlich war es ihr einerlei, denn sie spürte den Wind in ihrem Haar und seinen warmen Rücken, gegen den sie sich presste. Der Hengst galoppierte den gewundenen Weg zum Schloss entlang. Welch eine Leichtigkeit, wenn man nicht zu Fuß mit Wäsche beladen hinaufsteigen musste. Sie schlang die Arme fester um seinen Leib, schließlich wollte sie nicht hinunterfallen. Ihr Kopf legte sich wie von

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