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Electrica Lord des Lichts

Electrica Lord des Lichts

Titel: Electrica Lord des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Henke
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allein gegen seine Schulter. Fernab des Weges preschten sie auf dem Pferd durch unwegsames Waldgebiet, wobei Cayden jeden Stock und jeden Stein zu kennen schien. Nach einer Weile erreichten sie einen entlegenen Platz nahe am Bach. Auf dieser Seite des Schlosses war Sue nie zuvor gewesen. Cayden sprang vom Pferd und umfasste ihre Taille, um sie hinunterzuheben.
    Befangen rieb sie sich die Hände am Rock. „Ich möchte dir danken.“
    „Wofür?“
    Er reichte ihr seinen Arm und führte sie zu einer von Efeu überwucherten Öffnung in der Mauer. Erstaunt fand sich Sue in einem versteckten Wildgarten wieder. Umrundet von hohem Mauerwerk, welches weitläufig das Grundstück von Duart Castle umfasste. Sue hatte sich hier immer wohlgefühlt. Selbst nachdem das Feuer einen Großteil des oberen Turms zerstört hatte, verlor dieser Ort seinen Zauber nicht.
    „Dass du mir das Leben gerettet hast. Und das gleich zwei Mal.“
    „Nichts anderes wäre mir in den Sinn gekommen.“
    „Ich verstehe. Es ist die Pflicht eines Clanoberhauptes.“
    „Das war nicht der einzige Grund“, entgegnete er mit gerunzelter Stirn.
    Zu gern hätte sie gewusst, was in ihm vorging. Meine Güte, sie verlor schon wieder die Fassung. Erneut kam ihr die Welt um sie herum fremdartig vor, fast wie aus einem Traum. Gleich so, als hätte sie lange Zeit in der Dunkelheit verbracht. Und irgendwie war es auch so. Caydens Erscheinen hatte sie aufgeweckt, auch wenn vieles zwischen ihnen ungeklärt war. Doch seine Abweisung hatte so echt gewirkt. Die Kälte in seinem Gesicht, der Stoß, mit dem er sie von sich geschubst hatte. Es war der Schmerz in ihr, der echt war.
    Nun wirkte Cayden zuversichtlich. Nahezu entspannt wie jemand, dem eine Last von den Schultern genommen wurde.Gleichzeitig strahlte er nach wie vor eine mysteriöse Erhabenheit aus, deren Ursprung Sue möglicherweise nie wirklich erschließen würde. Zumindest erklärte sich einiges mit der Tatsache, dass er kein Mensch war.
    Fahrig griff sie in ein Gebüsch, rieb ein Blatt zwischen den Fingern. Das hier war das wahre Leben und sie würde sich wieder einfinden. Sie musste es einfach. Plötzlich bemerkte sie, wie Cayden neben ihr auf einem Knie in die Hocke ging. Sue schlug die Hand vor den Mund, sonst hätte sie vor Erstaunen aufgeschrien. „Was hat das nun wieder zu bedeuten?“ Sie versuchte, die Fassung zu bewahren. Natürlich ahnte sie, was seine feierliche Haltung zu bedeuten hatte.
    „Ich gedenke, dich zu meiner Frau zu machen, Sue Beaton. Möchtest du als Lady Maclean von Duart Castle den Rest deines Lebens an meiner Seite verbringen?“
    Einen Moment verschlug es ihr die Sprache. Sich in Form eines Heiratsantrages mit ihr zu versöhnen, war schon ziemlich exzentrisch. Anderseits passte es zu Cayden. Überwältigt betrachtete sie eine Weile sein Gesicht, das ihr fast so vertraut war wie ihr eigenes.
    „Heirate mich, Sue“, fügte er hinzu und wirkte ein wenig unsicher.
    Sie fuhr zusammen. Ihr Herz setzte für einen Moment aus, um dann unkontrolliert weiterzustolpern. Sie legte die Hände auf ihren Bauch, weil von dort eine heiße Welle aufstieg. „Ich kann nicht, ich meine … ich bin … ich werde …“ Sie wandte den Blick ab, weil ihre Wangen brannten. Rasch wandte sie den Blick zur Seite. Mein Gott. Wie sollte sie seinen Antrag annehmen? Sie hatte ihm nicht vertraut, sondern verbohrt darauf beharrt, dass er sie verlassen wollte. Insgeheim hatte sie sich danach gesehnt, seine Frau zu werden. Doch als er ihr offenbarte, was er war, hatte sie ihm nicht geglaubt. Weil sie nicht konnte. Oder nicht wollte?
    Cayden legte seinen Zeigefinger auf ihren Mund. „Es ist schwer zu verstehen, wenn sich einem das Unmögliche als Wahrheit offenbart.“ Seine Stimme klang weich, sein Blick ruhte voller Zuversicht auf ihr.
    „Schau mich an, Cayden. Ich bin eine einfache Frau, die glaubte, mehr vom Leben erwarten zu dürfen, als ihr zusteht. Doch als es darauf ankam, dir zu vertrauen, dir zu glauben, habe ich versagt. Dort unten im Dorf ist mein Platz und ich bin dankbar, dass man mich wieder aufgenommen hat. Mehr darf ich nicht erwarten.“ Sue kämpfte die Tränen nieder, weil ihre Worte sie erst auf die aussichtslose Lage hingewiesen hatten. Diese tragische Wendung des Schicksals war unerträglich. Dass sie ihn liebte, stand außer Frage, jede Faser ihres Seins wollte es in die Welt hinausschreien. Doch es nutzte ihr nichts. Er war unsterblich und ihr Leben würde flugs vergehen. Vor ihrem

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