Electrica Lord des Lichts
damals von der Krankheit befallen worden. Doch er bot der Geißel die Stirn und überlebte, weil er jung und stark war. Ein heilkundiger Mönch hatte ihm seine Vermutungen über die Ausbreitung der Seuche mitgeteilt. Ein paar Katzen waren rasch eingefangen und problemlos im Hof von Duart Castle ausgesetzt. Der Rest erledigte sich von allein. Diese schlaue List hatte Baron Luthias auf ihn aufmerksam werden lassen. Nicht ohne Stolz hatte Black dem Bericht und darauf folgenden Auftrag eines Boten des Meisters gelauscht.
Vielleicht gab es einen entfernten Verwandten, mit dem Luthias noch eine Rechnung offen hatte. Ihm sollte es gleich sein. Mithilfe des Barons war er inzwischen ein angesehener Bürger in seinem Bezirk. Niemandem käme es in den Sinn, den Sheriff für den Ausbruch einer Seuche verantwortlich zu machen. Luthias hatte er seinen Posten zu verdanken und ihn würde noch mehr erwarten, wenn sein Dienstherr seine Geschäfte in Lochdon abgewickelt hatte. Das war es, was Black unter einer angemessenen Entlohnung für die Dienste als Söldner des Empires verstand. Gefasst richtete er sich auf und griff nach einer Serviette, mit der er sich das Blut von den Ohren wischte. Er hängte die Sprechmuschel an ihren Platz zurück und blieb einen Moment davor stehen. Bald würde Baron Luthias in Lochdon eintreffen. Bis dahin blieb noch Zeit, sich um seine persönlichen Belange zu kümmern. Mit einer Gattin an der Seite könnte er dem hohen Besuch einen würdigen Empfang bereiten. Vielleicht sollte er der alten Meggie Beaton in den nächsten Tagen einen weiteren Besuch abstatten.
Das Glaskuppeldach über seinem Labor ermöglichte Cayden den bestmöglichen Ausblick. Er hob das reich verzierte Fernrohr ans Auge und blickte über das Meer. In der Ferne tauchte die mächtige Takelage von Captain Smiths Fregatte am Horizont auf. Die Segel bauschten sich trotzig gegen den rauen Atlantikwind im Schein des letzten Rots der untergehenden Sonne. Cayden schob das Teleskoprohr zusammen und machte sich auf den Weg.
Das leicht armierte Schmugglerschiff erreichte sogar voll beladen eine Geschwindigkeit von fünfzehn Knoten. Es würde in kurzer Zeit am Treffpunkt anlegen. Die versteckt gelegene Höhle aus Basaltgestein am unteren Klippenrand vom Schloss diente als Anlegestelle. Sie reichte nicht besonders weit, diente allenfalls als kurzfristige Lagerstätte für Schmugglerware jeder Art. Ein wertvolles Wissen für jeden Schotten, dem es gelungen war, sein Leben in den unruhigen Zeiten nach Culloden im eigenen Land fortzusetzen. Glücklicherweise waren die Westküste sowie die Inseln der Hebriden weitgehend von der Vertreibung der gälisch sprechenden Bevölkerung verschont geblieben. Was nicht zuletzt daran lag, dass es in der Region mehr Felsen als Weiden gab, wodurch sich das Erfolg versprechende Geschäft mit der Schafzucht naturgemäß zerschlagen hatte. Dadurch blieben auch die Auswirkungen der zunehmenden Industrialisierung desEmpires weitgehend fern. Vielleicht hatte der Rest der Welt die Menschen hier vergessen. Ein Umstand, der ihm zweifelsohne gelegen kam, denn Handel mit Schmugglern konnte ohne lästige Bürokratie abgewickelt werden.
Captain Joe Smith war so wuchtig und kantig wie ein Stück Bauholz. Seine hochgekrempelten Ärmel offenbarten bläuliche Tätowierungen. Abbilder von ebenso zweifelhaftem Ursprung wie sein Name, der sicher nicht sein eigener war. Joe verstand sein Geschäft, wodurch sich für Cayden seit Jahren die Gelegenheit bot, sich mit dem Schmuggler in der einsamen Bucht zu treffen. Bislang war es der königlichen Marine nicht gelungen, Smith und seine Crew dingfest zu machen. Die Planken ächzten unter seinen schweren Schritten, als er mit einem verschnürten Paket auf Cayden zukam.
„Euer Lordschaft, mein Lieblingskunde. Seid gegrüßt.“
In Smiths Sprache bedeutete das: Ein Kunde, der viel bestellt und verlässlich bezahlt. Keine alltägliche Geschäftsabwicklung in seinem Metier.
„Ich hoffe, die Geschäfte laufen nach Euren Vorstellungen“, entgegnete Cayden.
Smith wiegte seinen Kopf. „Sicher, solange uns kein offizielles Handelsschiff in die Quere kommt. Die Britannia liegt zwei Tage hinter uns, beliefert die Festungsinsel. Sollen jede Menge Häftlinge inhaftiert sein, seit Euer neuer Sheriff seinen Posten bezogen hat.“
„Black ist ein tüchtiger Mann.“ Er ließ den Blick über die mit Planen verdeckte Ladung schweifen, unter der er neben zahlreichen Kisten einige zylindrische
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