Elefanten vergessen nicht
Verbindung und erzählen ihr, was die Mutter des jungen Mannes, den sie heiraten möchte, von Ihnen verlangt hat. Sie werden herausbekommen, ob sie wirklich daran denkt, diesen Mann zu heiraten, und ob sie eine Ahnung oder der junge Mann ihr erzählt hat, was seine Mutter eigentlich will. Da wären noch andere interessante Punkte: zum Beispiel, wie das Mädchen über ihre künftige Schwiegermutter denkt. Und drittens könnten Sie«, schloss Poirot, »und dazu rate ich Ihnen…«
»Ich weiß«, unterbrach Mrs Oliver, »ein Wort!«
»Nichts tun«, beendete Poirot seinen Satz.
»Genau! Das wäre das Einfachste und Vernünftigste. Nichts zu unternehmen. Ein starkes Stück, einfach hinzugehen und einem Mädchen, das noch dazu mein Patenkind ist, zu berichten, was ihre künftige Schwiegermutter herumerzählt und worüber sie die Leute ausfragt. Aber…«
»Ich weiß«, warf Poirot ein, »es ist die menschliche Neugier.«
»Ich möchte wissen, warum dieses abscheuliche Weib zu mir kam und das sagte«, antwortete Mrs Oliver. »Solange…«
»Ja«, sagte Poirot, »solange können Sie nicht ruhig schlafen. Sie würden nachts aufwachen und – wie ich Sie kenne – auf die verrücktesten und seltsamsten Ideen kommen, die Sie wahrscheinlich kurz darauf zu einer hochinteressanten Kriminalgeschichte verarbeiten würden. Zu einem Kriminalroman, zu einem Thriller. Zu allem Möglichen.«
»So betrachtet, könnten Sie Recht haben.« Mrs Olivers Augen begannen zu blitzen.
»Lassen Sie es sein«, mahnte Poirot. »Es wäre ein sehr schwieriges Unternehmen. Es scheint mir keinen triftigen Grund dafür zu geben.«
»Aber ich würde mich gern überzeugen, dass es keinen triftigen Grund gibt!«
»Menschliche Neugierde«, sagte Poirot. »Ein interessantes Gebiet.« Er seufzte. »Wenn ich denke, was wir ihr im Lauf der Geschichte verdanken. Neugier! Ich weiß nicht, wer sie erfunden hat. Man sagt sie gewöhnlich den Katzen nach. Aber ich möchte behaupten, dass in Wirklichkeit die Griechen die Neugier erfanden. Sie wollten wissen. Vor ihnen wollte, soweit ich informiert bin, keiner viel wissen. Man wollte nur wissen, wie man sich in dem Lande, in dem man lebte, verhalten musste, um nicht geköpft oder gerädert zu werden oder sonst etwas Unerfreuliches zu erleben. Aber man gehorchte, oder man gehorchte nicht. Sie wollten nicht wissen, warum. Seit damals wollen so viele Leute das Warum wissen, und deshalb ist so viel passiert. Heute gibt es Schiffe, Flugzeuge, Eisenbahnen und Atombomben, Penicillin und Mittel gegen alle möglichen Krankheiten. Ein kleiner Junge schaut zu, wie der Dampf den Deckel eines Wasserkessels auf dem Herd hebt, und schon haben wir die Eisenbahn, die in direkter Linie zu Eisenbahnerstreiks und Ähnlichem führt. Und so weiter und so weiter.«
»Sagen Sie mir nur eins«, fragte Mrs Oliver, »finden Sie, dass ich eine schreckliche Schnüfflerin bin?«
»Nein«, antwortete Poirot. »Im Großen und Ganzen halte ich Sie nicht für eine sehr neugierige Frau. Aber ich kann Sie mir gut vorstellen, wie Sie bei einer literarischen Party in Panik geraten, weil Sie sich gegen zu viel Liebenswürdigkeiten und Lob zur Wehr setzen müssen. Deshalb gerieten Sie in dieses Dilemma und entwickelten eine starke Abneigung gegen die Person, die Sie da hineinriss.«
»Ja. Ein schreckliches Weib. Sehr unangenehm!«
»Dieser lang zurückliegende Mord an einem Ehepaar, das angeblich gut miteinander auskam und sich nie stritt – man hat nie den Grund erfahren, sagen Sie?«
»Sie wurden erschossen. Ja, sie wurden erschossen. Es könnte ein Selbstmordabkommen gewesen sein. Ich glaube, die Polizei nahm das zunächst auch an. Natürlich kann man so viele Jahre danach nichts mehr feststellen.«
»O doch!«, behauptete Poirot. »Ich meine, ich könnte was rausfinden.«
»Wirklich? Mithilfe all der aufregenden Freunde, die Sie haben?«
»Nun, ich würde nicht gerade sagen, durch sie. Natürlich gibt es Freunde, die etwas wissen, die bestimmte Berichte beschaffen könnten, die Niederschriften, die damals über den Fall gemacht wurden. Ich könnte Zutritt zu bestimmten Protokollen bekommen.«
»Sie finden was heraus«, rief Mrs Oliver hoffnungsvoll, »und erzählen es mir dann.«
»Ja«, sagte Poirot, »jedenfalls könnte ich Ihnen alle Fakten zu dem Fall beschaffen. Allerdings wird das ein bisschen Zeit beanspruchen.«
»Wenn Sie das tun – ich hätte wirklich gern, Sie täten’s –, unternehme ich selbst auch etwas. Ich besuche
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