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Elefanten vergessen nicht

Elefanten vergessen nicht

Titel: Elefanten vergessen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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bezüglich einer Affäre, die längst vorbei und erledigt ist, zu Ihnen komme.«
    »Mich interessiert besonders«, antwortete Spence, »was Sie daran so interessiert. Ich dachte zuerst, dass es Ihnen gar nicht ähnlich sieht, in der Vergangenheit herumzustochern. Hängt es mit einer Sache zusammen, die sich jetzt ereignet hat, oder ist es einfach plötzliche Neugier wegen einem ungeklärten, rätselhaften Fall?«
    Er schaute ihn über den Tisch hinweg an.
    »Garroway«, fuhr er fort, »der damals noch Inspektor war, leitete die Untersuchung in der Mordsache Ravenscroft. Da er ein alter Freund von mir ist, hatte ich keine Schwierigkeiten, mit ihm Verbindung aufzunehmen.«
    »Und er war so freundlich, heute hierher zu kommen«, fügte Poirot hinzu, »nur weil ich ungerechtfertigterweise neugierig bin wegen einer Affäre, die längst vergangen und erledigt ist.«
    »Nun, das möchte ich nicht sagen«, meinte Garroway. »Wir alle haben an bestimmten Fällen, die lange zurückliegen, Interesse. Hat Lizzie Borden ihre Eltern wirklich mit einer Axt getötet? Manche Leute glauben das immer noch. Wer tötete Charles Bravo und warum? Es gibt die verschiedensten Theorien, die zumeist nicht sehr fundiert sind. Aber immer noch versuchen die Leute, Alternativerklärungen zu finden.«
    Er sah mit seinen kühnen, klugen Augen zu Poirot hinüber. »Und Monsieur Poirot hat, wenn ich mich nicht irre, gelegentlich eine Vorliebe gerade für Morde bewiesen, die weit zurückliegen.«
    »Dreimal bestimmt«, meinte Superintendent Spence. »Einmal, glaub ich, weil eine junge Kanadierin ihn darum bat!«
    »Stimmt«, sagte Poirot. »Ein Mädchen aus Kanada, sehr impulsiv, sehr leidenschaftlich, sehr energisch. Sie war hergekommen, um einen Mord zu untersuchen, für den ihre Mutter zum Tode verurteilt worden war, aber sie starb, bevor das Urteil vollstreckt wurde. Die Tochter war überzeugt, dass ihre Mutter unschuldig war.«
    »Und Sie glaubten das auch?«
    »Als sie mir zuerst von dem Fall erzählte, nicht. Aber sie war sehr überzeugend und ihrer Sache sicher.«
    »Es ist für eine Tochter doch nur natürlich, zu wollen, dass ihre Mutter unschuldig ist. Sie versucht alles, um Beweise für ihre Unschuld zu erbringen«, sagte Spence.
    »Aber es war ein bisschen mehr als das«, antwortete Poirot. »Sie machte mir klar, was für ein Typ von Frau ihre Mutter war.«
    »Eine Frau, die eines Mordes nicht fähig ist?«
    »Nein«, sagte Poirot, »ich glaube nicht, dass es überhaupt jemanden gibt, der des Mordes absolut nicht fähig ist. Man muss nur wissen, um welche Art Mensch es sich handelt und was ihn so weit gebracht hat. Aber in diesem speziellen Fall hat die Mutter niemals ihre Unschuld beteuert. Sie schien ganz zufrieden mit ihrer Verurteilung zu sein. Das kam mir zunächst merkwürdig vor. War sie eine Fatalistin? Es schien nicht so. Als ich nachzuforschen begann, wurde mir klar, dass sie es nicht war, sondern eher das Gegenteil.«
    Garroway hörte aufmerksam zu. Er lehnte sich über den Tisch und spielte mit einem Stückchen Semmel.
    »Und war sie unschuldig?«
    »Ja«, sagte Poirot. »Sie war unschuldig.«
    »Und das hat Sie überrascht?«
    »Nicht zum Zeitpunkt, als mir das klar wurde«, sagte Poirot. »Da waren ein paar Punkte – einer besonders –, die bewiesen, dass sie nicht schuldig gewesen sein konnte. Wenn man die kannte, brauchte man sozusagen nur noch auf die Speisekarte schauen, was sonst noch draufstand.« [siehe: Das unvollendete Bildnis]
    Die gegrillte Forelle wurde serviert.
    »Da war noch ein Fall, bei dem Sie die Vergangenheit wieder aufgerollt haben, wenn er auch ein bisschen anders lag«, fuhr Spence fort. »Ein Mädchen, das auf einer Party erzählte, sie sei Zeugin eines Mordes gewesen.« [siehe: Schnewittchen-Party]
    »Auch da musste man – sozusagen – rückwärts, statt vorwärts gehen«, erklärte Poirot.
    »Und hatte das Mädchen den Mord wirklich gesehen?«
    »Nein, es war das falsche Mädchen. Diese Forelle ist köstlich«, fügte er anerkennend hinzu.
    »Sie machen hier ausgezeichnete Fischgerichte«, sagte Superintendent Spence und nahm von der angebotenen Sauce.
    »Eine herrliche Sauce«, meinte er dann. In stillschweigendem Genießen der Speisen vergingen die nächsten drei Minuten.
    »Als Spence mich besuchte«, nahm Chefsuperintendent Garroway das Gespräch wieder auf, »und mich fragte, ob ich mich an den Fall Ravenscroft erinnerte, war ich erstaunt und erfreut zugleich.«
    »Sie haben nicht alles

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