Elefanten vergessen nicht
umgebracht hat?‹«
»Das sagte sie zu dir? Das verlangt sie von dir?«
»Ja.«
»Und sie kannte dich nicht? Ich meine, sie wusste nur, dass du Schriftstellerin bist, und sah dich auf der Party?«
»Ja. Wir waren uns noch nie begegnet, und ich wollte, ich hätte sie nie getroffen.«
»Fandest du das nicht außergewöhnlich?«
»Ich würde nichts ungewöhnlich finden, was diese Frau sagt. Sie ist – wenn ich es so sagen darf – eine ganz besonders ekelhafte Person.«
»Ja. Eine ganz besonders ekelhafte Person!«
»Und wirst du ihren Sohn heiraten?«
»Nun, wir haben es uns überlegt. Ich bin mir nicht sicher. Du wusstest, wovon sie sprach?«
»Ich weiß, was jeder weiß, der deine Familie kannte.«
»Dass meine Eltern, nachdem Vater aus Indien zurückkam, ein Haus auf dem Land kauften und sie eines Tages gemeinsam auf dem Klippenpfad spazieren gingen. Dass man sie beide dort erschossen auffand. Ein Revolver lag neben ihnen. Er gehörte meinem Vater. Anscheinend hatte er zwei Revolver im Haus. Es war nicht festzustellen, ob es ein Selbstmordabkommen war oder ob mein Vater meine Mutter tötete und sich dann erschoss oder ob meine Mutter meinen Vater erschoss und sich anschließend selbst umbrachte. Aber das kennst du ja alles.«
»So ungefähr«, sagte Mrs Oliver. »Es dürften jetzt zwölf, fünfzehn Jahre her sein.«
»Ungefähr, ja.«
»Und du warst damals zwölf oder vierzehn.«
»Ja…«
»Viel weiß ich nicht darüber«, meinte Mrs Oliver. »Ich war damals nicht in England. Ich war auf einer Vortragsreise in den USA. Ich las es nur in den Zeitungen. Man hatte dem Fall in der Presse viel Platz eingeräumt, weil es schwer war, die Tatsachen festzustellen – es schien kein Motiv zu geben. Deine Eltern waren immer glücklich zusammen gewesen. Ich erinnere mich, dass man das erwähnte. Es interessierte mich, weil ich deine Eltern schon kannte, als wir alle noch viel jünger waren, besonders deine Mutter kannte ich gut. Wir waren zusammen in der Schule. Danach trennten sich unsre Wege. Ich heiratete, und sie heiratete und ging weg, soweit ich mich erinnere, nach Indien, mit ihrem Soldaten-Ehemann. Aber sie bat mich, Patin eines ihrer Kinder zu sein. Deine Patin. Da deine Eltern im Ausland lebten, sahen wir uns viele Jahre lang nur wenig. Dich sah ich gelegentlich.«
»Ja. Du besuchtest mich öfter im Pensionat. Daran erinnere ich mich. Du füttertest mich köstlich mit ganz herrlichen Sachen.«
»Du warst ein ungewöhnliches Kind. Du mochtest gern Kaviar.«
»Das tue ich immer noch«, antwortete Celia. »Obwohl ich ihn nicht oft vorgesetzt bekomme.«
»Ich war erschüttert, als ich es in der Zeitung las. Man wusste sehr wenig. Kein Motiv. Nichts Auffälliges. Keine Streitigkeiten. Nichts deutete auf eine Gewalteinwirkung von außen hin. Ich war schockiert darüber«, sagte Mrs Oliver, »und dann vergaß ich es. Ein paar Mal überlegte ich noch, was die Ursache gewesen sein könnte, aber da ich nicht in England war – sondern wie gesagt auf einer Reise durch die USA –, vergaß ich das Ganze. Ein paar Jahre später sah ich dich wieder, und natürlich sprach ich mit dir nicht darüber.«
»Ja«, sagte Celia, »ich war dir dafür dankbar.«
»Das ganze Leben lang«, sagte Mrs Oliver, »stößt man auf sehr merkwürdige Dinge, die Freunden oder Verwandten passieren. Bei Freunden hat man natürlich oft eine Vermutung, was dahinterstecken könnte. Wenn es aber lange her ist, dass jemand von ihnen sprach oder man sie traf, tappt man völlig im Dunkeln, und niemand ist mehr da, dem man seine Neugier über diese Sache zeigen darf.«
»Du warst immer sehr nett zu mir«, sagte Celia. »Du schicktest mir hübsche Geschenke, ein besonders hübsches, als ich einundzwanzig wurde.«
»Das ist die Zeit, wo man ein bisschen Extrageld braucht«, antwortete Mrs Oliver, »weil man gerade dann so viel unternehmen und haben will.«
»Ja, ich habe dich immer für einen verständnisvollen Menschen gehalten und nicht für – nun, du weißt schon, wie die Leute oft sind. Fragen einen aus und wollen alles über einen wissen. Du hast nie Fragen gestellt. Du hast mich oft ins Theater mitgenommen oder zum Essen eingeladen und mit mir geredet, als ob alles in Ordnung wäre und du eben nur eine entfernte Verwandte wärest. Das hab ich sehr genossen. Ich habe in meinem Leben so viele Schnüffler kennen gelernt.«
»Ja. Jeder hat früher oder später Ähnliches durchzustehen«, sagte Mrs Oliver. »Aber du siehst jetzt,
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