Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elefanten vergessen nicht

Elefanten vergessen nicht

Titel: Elefanten vergessen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
herum. Starb vor zwei oder drei Jahren und war erst zweiundsechzig. Ein Jammer, so jung zu sterben.«
    »Sie sind selber auch ganz schön in der Welt herumgekommen, nicht wahr?«, sagte Mrs Oliver. »Indien. Hongkong, dann Ägypten, und Südamerika.«
    »O ja, ich bin viel herumgekommen.«
    »Ich erinnere mich«, sagte Mrs Oliver, »als ich nach Indien reiste, waren Sie mit einer Offiziersfamilie dort, nicht wahr? Bei einem General Sowieso. Hieß er nicht – einen Moment, mir fällt der Name nicht ein –, hieß er nicht Ravenscroft?«
    »Nein, nein, Sie verwechseln das. Sie meinen die Barnabys. Bei denen war ich. Sie kamen auf Besuch zu ihnen. Stimmt’s? Sie hatten eine Reise gemacht und haben sie besucht. Sie war eine alte Freundin der Barnabys. Er war Richter.«
    »Ja, natürlich«, antwortete Mrs Oliver. »Es ist alles ein bisschen schwierig. Man bringt die Namen so leicht durcheinander.«
    »Zwei nette Kinder hatten sie«, fuhr Mrs Matcham fort. »Natürlich besuchten sie in England die Schule. Der Junge kam nach Harrow und das Mädchen nach Roedaen, so hieß es, glaub ich, und ich ging zu einer andern Familie. Tja, heute ist alles anders. Es gibt auch nicht mehr so viele Ammen wie früher. Obwohl die Ammen hin und wieder auch Scherereien machten. Mit unserer habe ich mich ja gut verstanden, als ich bei den Barnabys war. Von wem sprachen Sie doch gerade? Den Ravenscrofts? Ich erinnere mich an sie. Ich habe nur den Ort vergessen, wo sie wohnten. Nicht weit von uns weg. Die Familien kannten sich. Es ist lange her, aber ich erinnere mich genau. Nachdem die Kinder in die Schule kamen, blieb ich noch bei Mrs Barnaby. Hab ihre Kleider in Ordnung gehalten, gestopft und so weiter. Ich war noch da, als die schreckliche Sache passierte. Jetzt meine ich nicht die Barnabys, sondern die Ravenscrofts. Ja, das werde ich nie vergessen. Natürlich war ich persönlich nicht beteiligt, aber es war doch eine furchtbare Tragödie, nicht?«
    »Das dürfte wohl stimmen.«
    »Es passierte, als sie schon nach England zurückgefahren waren, Miss Ariadne, ein gutes Stück später, glaube ich. Sie waren so ein nettes Paar. Wirklich sehr, sehr nett, und es war ein solcher Schock für sie.«
    »Ich kann mich im Moment wirklich nicht erinnern«, sagte Mrs Oliver.
    »Ich weiß. Man vergisst so vieles. Ich selber ja nicht. Aber es hieß, sie sei immer etwas seltsam gewesen. Schon als Kind hat sie mal ein Baby aus dem Kinderwagen genommen und es in den Fluss geworfen. Eifersucht, hieß es.«
    »Sprechen Sie – meinen Sie Lady Ravenscroft?«
    »Nein, natürlich nicht. Ach, Sie erinnern sich nicht so gut wie ich. Es war die Schwester.«
    »Ihre Schwester?«
    »Ich bin mir heute nicht mehr sicher, ob es ihre Schwester war oder seine. Angeblich war sie lange Zeit in einem Nervensanatorium gewesen. Seit sie elf oder zwölf Jahre alt war. Dann hieß es, sie wäre wieder in Ordnung, und sie wurde entlassen. Sie heiratete einen Offizier. Und dann gab es Schwierigkeiten. Und als Nächstes hörte man, dass sie wieder in so eine Anstalt gesteckt worden war. Man wird da gut behandelt, wissen Sie. Nette Zimmer und so weiter. Und sie sind immer wieder hingegangen und haben sie besucht, der General oder seine Frau. Die Kinder wurden von jemand anderem aufgezogen, man hatte wohl Angst. Jedenfalls hieß es zum Schluss, dass sie wieder in Ordnung wäre. So kehrte sie zurück und lebte mit ihrem Mann, und dann starb er. Das Herz. Sie war sehr verstört und kam zu ihrem Bruder – oder war es ihre Schwester –, um bei ihnen zu leben, sie schien sich da sehr wohl zu fühlen. Und wie gern sie die Kinder hatte! Es war nicht der kleine Junge, glaube ich, der war in der Schule. Es war das kleine Mädchen. Ein anderes kleines Mädchen, das an dem Nachmittag zum Spielen kam. Ach, ich kann mich an die Einzelheiten nicht mehr erinnern. Es ist so lange her! Manche haben behauptet, sie wäre es gar nicht gewesen. Sie glaubten, die Amme hätte es getan, aber die Amme liebte die Kinder und war völlig verstört. Sie hatte sie aus dem Haus fortnehmen wollen. Sie meinte, sie seien da nicht sicher. Aber natürlich glaubte man ihr nicht, und dann passierte das, und soviel ich weiß, dachten sie, es müsste die Amme – wie hieß sie bloß – gewesen sein. Der Name fällt mir einfach nicht ein. Jedenfalls, da hatten sie’s!«
    »Und was geschah mit der Schwester, ob nun vom General oder von Lady Ravenscroft?«
    »Nun, sie wurde von einem Arzt weggebracht und schließlich nach

Weitere Kostenlose Bücher