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Elefanten vergessen nicht

Elefanten vergessen nicht

Titel: Elefanten vergessen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Lateinisch klingt es nach Krone, aber es ist ein Herzanfall. Jedenfalls hat er so was gehabt, war aber kuriert. Sie war ziemlich nervös. Sie war immer schon neurotisch gewesen.«
    »Ja, daran erinnere ich mich«, sagte Mrs Oliver. »Natürlich kannte ich sie nicht sehr gut, aber …«, fragte sie plötzlich, »trug sie damals eine Perücke?«
    »Also weißt du, daran kann ich mich nicht genau erinnern. Sie hat ihre Perücke immer getragen. Eine von ihnen, meine ich.«
    »Ich finde nur«, sagte Mrs Oliver. »Irgendwie hab ich das Gefühl, dass man kaum eine Perücke aufsetzt, wenn man sich oder seinen Mann erschießen will, meinst du nicht auch?«
    Die beiden Damen besprachen diesen Punkt lebhaft.
    »Was glaubst du nun wirklich, Julia?«, fragte Mrs Oliver dann.
    »Nun, wie gesagt, liebe Ariadne, man macht sich seine Gedanken. Es wurde allerhand geredet, das ist ja immer so.«
    »Über ihn oder sie?«
    »Es hieß, da sei eine junge Frau im Spiel gewesen, weißt du. Sie soll als seine Sekretärin gearbeitet haben. Er hat in Indien seine Memoiren geschrieben – ein Verlegerauftrag, glaube ich –, und er hat ihr immer diktiert. Einige behaupten – ach, du weißt schon, was manchmal geredet wird –, dass er vielleicht… was angefangen hat mit dem Mädchen. Sie war nicht mehr ganz jung. Über dreißig, und sah nicht besonders gut aus. Es gab keinen Skandal, aber man kann nie wissen. Manche Leute glaubten, er hätte seine Frau erschossen, weil er das Mädchen heiraten wollte. Aber ich hab’s nie geglaubt.«
    »Was hast du denn geglaubt?«
    »Also, natürlich habe ich mir schon Gedanken über sie gemacht.«
    »Du meinst, dass auch von einem Mann die Rede war?«
    »In Indien soll mal was gewesen sein. Sie soll sich mit einem jungen Mann eingelassen haben, viel jünger als sie. Und ihrem Mann hat das nicht gefallen, es gab einen kleinen Skandal. Ich hab vergessen, wo das war. Jedenfalls war es lange her, und ich glaube nicht, dass irgendwas draus wurde.«
    »Du glaubst nicht, dass hier in der Gegend geklatscht wurde? Keine besonderen Beziehungen zu irgendjemandem in der Nachbarschaft? Es gab keinen Beweis für Streitereien zwischen ihnen?«
    »Nein. Natürlich habe ich damals auch alles über den Fall gelesen. Man sprach viel darüber, weil man das Gefühl hatte, es könnte eine tragische Liebesgeschichte dahinterstecken.«
    »Das traf aber nicht zu, denkst du? Sie hatten doch Kinder. Celia, meine Patentochter.«
    »Ja, natürlich, und einen Sohn. Er war noch sehr jung und irgendwo auf der Schule. Das Mädchen war erst zwölf nein, älter. Sie war bei einer Familie in der Schweiz.«
    »Es gab keine – keine Geisteskrankheiten in der Familie?«
    »Ach, du denkst an den Jungen – ja, das könnte möglich sein. Man hört die merkwürdigsten Dinge. Da war doch der Junge, der seinen Vater erschoss – irgendwo bei Newcastle, glaube ich. Das war Jahre vorher. Du weißt schon. Er war sehr deprimiert, und zuerst wollte er sich angeblich erhängen, als er auf der Universität war, und dann fuhr er nachhause und erschoss seinen Vater. Keiner wusste genau, warum. Jedenfalls, bei den Ravenscrofts war das nicht der Fall. Nein, da bin ich ganz sicher. Ich kann mir nicht helfen, ich denke…«
    »Ja, Julia?«
    »Ich kann mir nicht helfen, ich denke immer, es müsste ein Mann dahinterstecken.«
    »Du meinst, dass sie…«
    »Nun – also, es wäre einfach möglich, weißt du. Zum Beispiel, wegen der Perücken.«
    »Ich sehe nicht ganz ein, was die Perücken damit zu tun haben.«
    »Nun, sie wollte sich hübscher machen.«
    »Ich denke, sie war fünfunddreißig?«
    »Mehr, mehr! Sechsunddreißig, glaube ich. Sie hat mir einmal die Perücken gezeigt, mit der einen sah sie wirklich sehr attraktiv aus. Und sie verwendete auch viel Make-up. Das fing alles erst an, als sie hierher kamen. Sie war eine gut aussehende Frau.«
    »Du meinst, sie könnte jemanden kennen gelernt haben, einen Mann?«
    »Das habe ich immer vermutet«, erklärte Mrs Carstairs. »Siehst du, wenn ein Mann was mit einem Mädchen hat, merken es die Leute für gewöhnlich, weil die Männer so was nicht so gut verbergen können. Aber eine Frau – ich könnte mir schon vorstellen, dass sie jemanden kennen lernte, und keiner hat davon erfahren.«
    »Glaubst du das wirklich, Julia?«
    »Nein, eigentlich nicht«, gestand Julia. »Weil ich finde, dass die Leute es doch immer rausbringen, nicht wahr? Das Personal weiß es, der Gärtner oder der Busfahrer. Oder ein Nachbar. Und

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