Elefanten vergessen nicht
länger«, sagte Celia. »Ich fing an nachzudenken. Ich schnappte so merkwürdige Sachen auf, von Leuten, die mich manchmal ziemlich mitleidig ansahen. Andere wieder waren neugierig. Man fängt an, Dinge zu entdecken, über Leute, die man trifft, die man kennt, die die Familie gekannt haben. Ich möchte nicht so weiterleben. Sie glauben, es sei mir nicht richtig ernst damit, aber ich will wirklich die Wahrheit wissen. Ich kann mit ihr fertigwerden! – Sie haben Desmond gesehen, nicht wahr?«, fragte sie übergangslos. »Er hat Sie aufgesucht. Er erzählte es mir!«
»Ja. Er war bei mir. Sollte er das nicht?«
»Er hat mich nicht gefragt.«
»Und wenn er Sie gefragt hätte?«
»Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, ob ich es ihm hätte verbieten oder ob ich ihn hätte ermutigen sollen.«
»Ich würde Ihnen gern eine Frage stellen, Mademoiselle. Ich möchte wissen, ob es in Ihrem Herzen etwas gibt, das Ihnen mehr bedeutet als alles andere.«
»Was meinen Sie damit?«
»Wie Sie sagten, hat mich Desmond Burton-Cox besucht. Ein sehr attraktiver und liebenswerter junger Mann. Es war ihm sehr ernst mit dem, was er sagte, sehr ernst. Und das ist nun das Wichtige. Wollen Sie wirklich heiraten? Wenn ja – welchen Unterschied kann es für Desmond oder Sie bedeuten, ob es ein gemeinsamer Selbstmord war oder etwas ganz anderes?«
»Sie glauben, dass es tatsächlich etwas anderes war?«
»Ich weiß es noch nicht«, sagte Poirot. »Aber ich habe Grund zu der Annahme, dass es möglich ist. Es gibt verschiedene Punkte, die sich nicht mit der Theorie eines Doppelselbstmordes vereinbaren lassen. Aber die Polizei ist sehr genau, Mademoiselle Celia, sehr genau. Sie hat alles Beweismaterial zusammengetragen und festgestellt, dass es nur gemeinsamer Selbstmord gewesen sein kann.«
»Aber man hat nie ein Motiv gefunden, das meinen Sie doch?«
»Ja«, gab Poirot zu, »das meine ich.«
»Und Sie kennen den Grund auch nicht?«
»Ich bin mir nicht sicher«, sagte Poirot. »Ich fürchte, es könnte etwas sehr Schmerzliches dabei herauskommen, und deshalb frage ich Sie, ob Sie nicht lieber Vergangenes vergangen sein lassen wollen. Da ist ein junger Mann, den Sie gern haben und der Sie gern hat. Ihnen geht es doch um die Zukunft, nicht um die Vergangenheit.«
»Erzählte er Ihnen, dass er ein adoptiertes Kind ist?«
»Ja.«
»Sagen Sie selber, was geht sie das eigentlich an? Warum geht sie zu Mrs Oliver und belästigt sie mit ihren Fragen? Sie ist nicht seine leibliche Mutter.«
»Mag er sie?«
»Nein«, antwortete Celia. »Im Ganzen gesehen, würde ich sagen, lehnt er sie ab. Er mochte sie noch nie.«
»Sie hat Geld für ihn ausgegeben, für die Schule, für seinen Unterhalt und so weiter. Glauben Sie denn, sie hängt an ihm?«
»Ich glaube, nicht. Ich glaube, sie wollte einfach ein Kind haben anstelle ihres eigenen. Ihr Kind war bei einem Unfall umgekommen, und deshalb wollte sie eines adoptieren. Ihr Mann war kurz vorher gestorben. Alle diese Daten zu behalten ist so schwierig.«
»Ich weiß, ich weiß. Aber etwas möchte ich gern erfahren.«
»Ja, bitte?«
»Ist er finanziell unabhängig?«
»Ich weiß nicht genau, was Sie damit meinen. Er kann bestimmt für mich, für eine Frau sorgen. Soviel ich weiß, wurde ihm bei der Adoption etwas Geld überschrieben. Eine ausreichende Summe. Natürlich kein Vermögen.«
»Könnte sie keine finanziellen Druckmittel ausüben?«
»Sie meinen, ihm das Geld sperren, wenn er mich heiratet? Ich glaube nicht, dass sie damit gedroht hat oder dass sie’s überhaupt könnte. Das ist sicher alles von den Ämtern bei der Adoption geregelt worden. Die machen da einen Riesenwirbel, soviel ich weiß.«
»Noch etwas möchte ich Sie fragen, was außer Ihnen vielleicht niemand weiß. Eventuell noch Mrs Burton-Cox. Wer war seine wirkliche Mutter?«
»Glauben Sie, das könnte einer der Gründe für ihre Schnüffelei sein? Keine Ahnung. Möglicherweise war er unehelich. Diese Kinder werden doch meistens zur Adoption freigegeben, nicht? Sie könnte über seine wirkliche Mutter oder seinen Vater etwas wissen. Aber dann hat sie’s ihm nicht erzählt. Soviel ich weiß, hat sie ihm nur das übliche Zeug erzählt, was man so sagt. Dass es genauso schön ist, adoptiert zu sein, weil es ein Beweis ist, dass man sich das Kind wirklich gewünscht hat, und so weiter. Eine Menge dummes Geschwätz.«
»Kennt er oder kennen Sie irgendwelche Blutsverwandte?«
»Ich glaube nicht, dass er wen kennt. Es
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