Elefanten vergessen nicht
Schwierigkeiten, ein Taxi zu kriegen. Alle fuhren vorbei. Ach ja, so was ist wirklich lästig. Mrs Oliver hat doch Ihre Adresse, nicht wahr?«
»Ich gebe sie Ihnen«, sagte Poirot, nahm eine Visitenkarte aus seiner Tasche und reichte sie ihr.
»Ach ja, ja. Sie sind Monsieur Hercule Poirot. Sie sind Franzose?«
»Belgier.«
»Ach ja, Belgier! Ja, ja. Ich verstehe. Es hat mich sehr gefreut, Sie kennen zu lernen, und ich bin voller Hoffnung. Meine Güte, jetzt muss ich aber ganz, ganz schnell gehen.«
Sie schüttelte Mrs Oliver warm die Hand, dann Poirot und verließ das Zimmer. Kurz darauf schlug die Haustür zu.
»Also, was sagen Sie dazu?«, rief Mrs Oliver.
»Was meinen Sie?«
»Sie ist weggelaufen«, empörte sich Mrs Oliver. »Einfach davongelaufen. Sie haben sie erschreckt.«
»Ja«, antwortete Poirot. »Ich glaube, das haben Sie ganz richtig gesehen.«
»Sie wollte, dass ich Celia aushorche, über eine Art Geheimnis, das sie da vermutet, aber eine wirklich genaue Untersuchung will sie nicht, oder?«
»Offenbar«, sagte Poirot. »Interessant. Sehr interessant. Sie ist doch gut situiert, glauben Sie nicht?«
»Möchte ich annehmen. Ihre Garderobe ist kostspielig, sie wohnt in einer teuren Gegend… es ist schwer zu sagen. Sie gehört zu den Frauen, die immer was wollen und einen herumkommandieren. Sie sitzt in einem Haufen von Komitees. Es ist nichts verdächtig an ihr, meine ich. Ich habe ein paar Leute gefragt, niemand mag sie besonders. Aber sie ist eine aktive Person, die sich für Öffentlichkeitsarbeit interessiert, für Politik und solche Sachen.«
»Was stimmt dann nicht mit ihr?«, fragte Poirot.
»Sie finden, irgendetwas ist mit ihr nicht in Ordnung? Oder mögen Sie sie bloß nicht, so wie ich?«
»Ich glaube, sie hat etwas zu verbergen und möchte nicht, dass es ans Licht kommt«, erklärte Poirot.
»Aha. Und werden Sie es herausfinden?«
»Natürlich, wenn ich kann. Es wird nicht leicht sein. Sie ist auf dem Rückzug. Sie war auf dem Rückzug, als sie von hier wegging. Sie fürchtete sich vor den Fragen, die ich ihr stellen wollte. Ja. Sehr interessant.« Poirot seufzte. »Wir werden noch weiter zurückgehen müssen, als wir dachten.«
»Was, wieder eine Reise in die Vergangenheit?«
»Ja. In mehr als einem Fall gibt es einen Punkt in der Vergangenheit, den man herausbekommen muss, ehe man zum Geschehen selbst zurückkehren kann. Und was wäre das? Ja, es ist fünfzehn Jahre her, zwanzig Jahre, die Szene spielt in einem Haus in Overcliffe. Ja. Wir müssen wieder zurückspulen.«
»Na, das wär’s dann wohl«, sagte Mrs Oliver. »Also, was können wir tun? Wie steht’s mit Ihrer Liste?«
»Die Polizeiberichte enthielten eine gewisse Menge an Informationen über alles, was im Haus gefunden wurde. Sie erinnern sich, dass unter den Sachen vier Perücken waren.«
»Ja«, antwortete Mrs Oliver, »und Sie meinten, dass vier Perücken zu viel wären.«
»Es schien mir ein bisschen übertrieben. Außerdem gab man mir ein paar vielleicht recht nützliche Adressen. Unter anderem die eines Arztes, der uns weiterhelfen könnte.«
»Meinen Sie den Hausarzt?«
»Nein, den nicht. Es ist ein Arzt, der bei einer Untersuchung über ein tödlich verunglücktes Kind aussagte. Es war von einem älteren Kind oder von jemand anders gestoßen worden.«
»Etwa von der Mutter?«
»Möglicherweise. Oder von jemandem, der damals im Haus war. Ich kenne den Teil Englands, wo es passierte, und Chefsuperintendent Garroway fand den Mann, mithilfe eigener Informationen und durch ein paar Journalistenfreunde von mir, die an diesem Fall besonders interessiert sind.«
»Und Sie werden ihn aufsuchen? Er muss jetzt ein sehr alter Herr sein.«
»Ich werde nicht ihn besuchen, sondern seinen Sohn, der auch Spezialist für Geisteskrankheiten ist. Ich habe eine Empfehlung an ihn. Er könnte in der Lage sein, mir etwas Interessantes zu erzählen. Außerdem wurden Nachforschungen in finanzieller Hinsicht angestellt.«
»Was wollen Sie damit sagen?«
»Nun, es ist noch einiges zu klären. Bei vielen Verbrechen spielt Geld eine Rolle. Wer hatte Geld zu verlieren, wer zu gewinnen? Das müssen wir herausfinden.«
»Im Falle Ravenscroft dürfte die Polizei es doch festgestellt haben.«
»Anscheinend war alles ganz normal. Sie hatten beide ein Testament gemacht und das Geld dem Ehepartner vermacht. Keiner profitierte davon, weil ja beide starben. Sodass die einzigen Nutznießer die Tochter Celia waren und ein jüngerer
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