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Elefanten vergessen nicht

Elefanten vergessen nicht

Titel: Elefanten vergessen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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bat, Ihnen in der Sache behilflich zu sein.«
    »Ich weiß, dass ich sehr viel von Ihnen verlange«, sagte Poirot, »aber es gibt gewichtige Gründe dafür.«
    »Noch nach so vielen Jahren?«
    »Ja. Natürlich kann ich sehr gut verstehen, wenn Sie sich an diese bestimmte Geschichte nicht mehr genau erinnern.«
    »Ich glaube, doch. Ich bin, wie Sie vielleicht gehört haben, an ganz bestimmten Aspekten meines Berufs interessiert, und zwar schon seit vielen Jahren.«
    »Ihr Vater war eine Kapazität auf dem Gebiet.«
    »Ja, sein Beruf war seine Leidenschaft. Er hatte eine Menge Theorien, einige bestätigten sich glänzend, andere enttäuschten. Sie sind also nur an einem bestimmten Fall von Geisteskrankheit interessiert?«
    »Ja, an Dorothea Preston-Grey.«
    »Ich war damals noch ein junger Mann, aber schon sehr mit den Arbeiten meines Vaters vertraut. Allerdings, meine und seine Theorien deckten sich nicht immer. Ich verstehe nicht, was Ihnen an dem Fall Dorothea Preston-Grey oder Mrs Jarrow, wie sie nach ihrer Verehelichung hieß, so besonders wichtig ist.«
    »Sie ist ein Zwilling.«
    »Allerdings. Das war damals gerade das spezielle Studiengebiet meines Vaters. Er hatte den Plan, das Leben von eineiigen Zwillingen zu beobachten, die entweder in gleicher Umgebung aufwuchsen oder dank besonderer Umstände in völlig verschiedener. Er wollte prüfen, inwieweit sie sich ähnlich blieben und ob sich ihr Lebenslauf glich. Zwei Brüder, die fast ihr ganzes Leben getrennt voneinander verbracht hatten, und doch schienen zur selben Zeit dieselben Dinge zu passieren… außerordentlich aufschlussreich. Aber dieser Aspekt interessiert Sie nicht, soviel ich weiß.«
    »Nein«, sagte Poirot, »mir geht es bei dieser Sache um einen anderen Punkt… um den Unfall eines Kindes.«
    »Es passierte in Surrey. Eine sehr hübsche Gegend. Mrs Jarrow war gerade verwitwet und hatte zwei kleine Kinder. Ihr Gatte verunglückte tödlich. Als Folge davon war sie…«
    »Geistig gestört?«, fragte Poirot.
    »Nein, das glaubte man nicht. Durch den Tod ihres Mannes hatte sie einen schweren Schock, sie litt sehr unter dem Verlust und erholte sich nach Ansicht ihres Hausarztes nicht zufrieden stellend. Er war mit den Fortschritten, die ihre Genesung machte, nicht recht einverstanden. Sie schien auch nicht so mit ihrer Trauer fertigzuwerden, wie er es gern gesehen hätte. Sie reagierte sehr eigenartig. Jedenfalls wollte er einen Spezialisten zuziehen und holte meinen Vater, der fand, dass ihr Zustand gewisse Gefahren in sich berge, und empfahl, sie eine Zeit lang zur Beobachtung in eine geeignete Klinik zu bringen. Besonders, nachdem das Unglück mit dem Kind passiert war. Es waren zwei Kinder da, und nach allem, was Mrs Jarrow über den Vorfall berichtete, war es das ältere, ein Mädchen, das den kleinen Bruder angriff und ihn mit einem Spaten oder einer Hacke schlug, sodass er in einen Gartenteich fiel und ertrank.
    Nun, Sie wissen sicherlich, dass derartige Vorfälle bei Kindern häufiger passieren. Kinder werden manchmal mit dem Kinderwagen in einen Teich gestoßen, nur weil ein älteres – aus Eifersucht – glaubt, dass Mama es jetzt viel einfacher hat, wenn Edward oder Donald oder wie der Junge heißt, nicht mehr da ist. Oder das Kind denkt, dass es schöner für die Mutter wäre. Das Motiv ist immer Eifersucht. Allerdings schien in diesem speziellen Fall dafür kein Beweis vorzuliegen. Das Kind hatte sich nicht gegen die Ankunft des Brüderchens gewehrt. Andrerseits hatte Mrs Jarrow dieses zweite Kind nicht gewollt. Obwohl sich ihr Gatte auf dieses zweite Kind gefreut hatte, wollte Mrs Jarrow es nicht. Sie war wegen einer Abtreibung zweimal bei einem Arzt, aber sie fand keinen, der bereit gewesen wäre, diesen damals noch verbotenen Eingriff durchzuführen. Ein Hausmädchen und ein Telegrammbote sagten aus, dass es eine Frau gewesen sei, die den Kleinen geschlagen hätte, nicht das ältere Kind. Ein andres Dienstmädchen behauptete ganz entschieden, sie habe vom Fenster aus gesehen, dass es Mrs Jarrow gewesen wäre. Sie sagte: ›Ich glaube, die Ärmste weiß gar nicht mehr, was sie tut. Seit ihr Mann gestorben ist, ist sie in einem seltsamen Zustand. So war sie noch nie.‹
    Man betrachtete die Geschichte als Unfall und nahm an, die Kinder hätten zusammen gespielt und einander gestoßen und so weiter. Dabei beließ man es, aber als mein Vater zugezogen wurde, war er nach verschiedenen Gesprächen und Tests mit Mrs Jarrow ganz sicher,

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