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Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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    »Aber sicher.« Uschahin lachte freudlos. »Was glaubst du, gegen wen wir kämpfen, Speros von Haimhault? Gegen Aracus Altorus? Gegen Malthus den Gesandten? Gegen den Fürst der Riverlorn?« Er schüttelte den Kopf. »Unser Feind heißt Haomane der Erstgeborene. «
    »Ich dachte, die sechs Schöpfer würden Torath nicht verlassen!«
    »Das werden sie auch nicht«, meinte Uschahin. »Nicht solange Fürst Satoris den Gottestöter hat. Aber mach dir nichts vor. Dieser Krieg ist das Werk Haomanes. Nur derjenige ist weise, der seinen Feind benennen kann.«
    Der Mittländer schwieg gedankenverloren, während sie innerhalb der Mauern Finsterfluchts auf die Waffenschmiede zuritten. Am Gorgantus knirschte das Mühlrad, das auf Speros’ Vorschlag gebaut worden war, in stetiger Kreisbewegung und trieb die Gebläse an. Grauschwarzer Rauch stieg aus den Schmelzöfen auf, und aus den nahe gelegenen Schmieden drang ein fürchterliches Geklapper und Gehämmer. Fjel-Arbeiter erhitzten die gusseisernen Stäbe und Platten, schmiedeten und falteten sie, bis das Eisen ausgehärtet war. Anderswo wurde rot glühendes Metall in Eisentröge geworfen, aus denen beißender Dampf aufstieg, und Mahlräder kreischten und sandten Funkenschauer aus. Inmitten von alldem arbeiteten die Fjel unbeirrt; ihre dicke Haut machte sie unempfindlich. Ein stakkianischer Schmied in einer schweren Lederkluft schlenderte durch das Chaos und überwachte die Bemühungen der Fjel.
    In der Gegenwart dieses martialischen Aufruhrs stieg Speros’ Stimmung beträchtlich. »Kommt, mein Fürst«, rief er. »Wir suchen Euch in der Rüstkammer eine Waffe, die zu Euch passt!«

    Die dicken Steinwände der Kammer dämpften den Lärm. Hier waren die Waffen wie Feuerholz aufgestapelt: Haufen von kleinen Rundschilden, Ganzkörperschilden und Speeren sowie Einzelteile von Rüstungen allüberall. Speros stieß einen Pfiff durch die zusammengebissenen Zähne aus, schritt auf eine Reihe von Schwertern zu, hob eines auf, dann ein anderes, hielt inne und sah Uschahin an. Schließlich nickte er zuf rieden und bot dem Fürst eines an, indem er es sich so auf die Unterarme legte, dass der Griff auf Uschahin zeigte. »Versucht es einmal mit diesem, Fürst.«
    Es war seltsam anzusehen, wie sich seine so feine und zarte Hand um den Griff schloss. Uschahin hob das Schwert und fragte sich, was er lernen sollte und was der Fürst von ihm erwartete.
    »Sehr schön!« Speros grinste ihn an. »Soll ich Euch ein paar Schläge beibringen, mein Fürst?«
    »Ich habe gesehen, wie es gemacht wird«, sagte Uschahin nur.
    »Na los, Fürst Traumspinner.« Speros nahm eine weitere Klinge aus dem Ständer, warf seinen Schafswollumhang ab und nahm eine Angriffsstellung ein. »Wenn ich so auf Euch zukomme«, sagte er und zielte mit einem langsamen Schwung auf Uschahins linke Seite, »dann müsst Ihr parieren, indem Ihr …«
    Uschahin hieb hart mit seiner Klinge auf Speros’ Schwert ein und schlug es ihm aus der Hand. »Ich habe gesehen, wie es gemacht wird, Speros!« Der Aufprall verursachte Schmerzen in jedem missgestalteten Knochen seines Körpers. Er seufzte. »Dieser Krieg wird nicht mit Schwertern gewonnen.«
    »Vielleicht nicht, mein Fürst.« Die Spitze von Speros’ Schwert hatte sich in den Holzfußboden gebohrt. Er senkte den Kopf so tief, dass ihm das braune Haar in die Stirn fiel, riss das Schwert aus dem Boden und stellte es an seinen Platz zurück. »Aber er wird auch nicht durch sie verloren.«
    »Ich wünschte, du hättest recht«, murmelte Uschahin. »Du hast Tanaros gegenüber deine Pflicht erfüllt, Mittländer. Ich bin bewaffnet. Geh jetzt und lass mich allein.«
    Nach kurzem Zögern gehorchte Speros.
    Uschahin starrte auf die Klinge in seiner rechten Hand. Die
Ränder waren scharf und schimmerten blau im schwachen Licht der Rüstkammer. Abermals wünschte er, er wüsste, was der Fürst von ihm erwartete. Da er es nicht wusste, suchte er sich eine Scheide und einen Gürtel, der um seine Hüfte passte, und verließ dann die Waffenkammer.
    Draußen wartete der blutbraune Hengst auf ihn; seine Zügel waren um ein kleines Geländer geschlungen. Unter dem rußigen Tuch aus Rauch, das über diesem Ort hing, schimmerte sein Fell in dunklem Feuer, als ob er geschmolzen aus dem Ofen gekommen wäre und nun langsam abkühlte. Das Tier stand unnatürlich still da und beobachtete Uschahin mit seinem aufmerksamen, klugen Blick.
    »Sind wir beide zu einem Waffenstillstand gekommen?«, fragte

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