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Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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sich, wer sie angebracht hatte und was sie bedeuteten. Es stimmte, sie sahen aus wie Sippenmarkierungen. Bei den sechs Sippen der Yarru-yami entsprach es der Höflichkeit, solche Zeichen in den Gebieten zurückzulassen, in denen sie gemeinsam
jagten, damit die anderen wussten, wo ein neuer Durstlöscher gewurzelt hatte, ein Wasserloch verschlammt oder ein Büschel Gamal zu finden war. Oder man ließ zum Beispiel die Sippe vom Echsenfelsen wissen, dass die aus dem Steinernen Hain vorbeigezogen und alle Beute gejagt hatten, deren sie habhaft geworden waren.
    Es schmerzte, an die Heimat zu denken.
    Er fragte sich, was in diesem endlosen Tunnel es wohl wert war, markiert zu werden. Vielleicht geheime Vorratslager, oder es waren Bemerkungen über die anderen Tunnel, vor denen Sorhild sie gewarnt hatte; sie sollten sich nicht zu weit in sie hineinwagen. Vielleicht war es auch gar nichts – einfach nur Zeichen, die anzeigten, dass hier jemand vorbeigekommen war. In den Tunneln konnte man leicht glauben, dass die Außenwelt einen schon vergessen hatte.
    Er fragte sich, ob es in der Außenwelt überhaupt noch jemanden gab, der sich an ihn erinnerte. Sicherlich hatten die Fjeltrolle nicht alle Yarru-yami abgeschlachtet, es sei denn, alle sechs Sippen waren im Steinernen Hain geblieben. Die Wüste war riesig, und die Fjeltrolle waren nicht dazu in der Lage, in einem so trockenen Klima zu reisen. Vielleicht hatten einige der Yarru überlebt.
    Vielleicht auch nicht. Wer würde sich dann an Dani von den Yarru und an seinen fetten Onkel Thulu erinnern, wenn sie hier unter der Erde starben? Blaise? Fianna? Hobard? Peldras, der Haomane-gaali? Carfax, der ihn schließlich doch noch gerettet hatte? Er hegte nur wenig Hoffnung, dass einer von ihnen überlebt hatte. Sie waren zu wenige gewesen, und die Wehre waren zu flink und zu tödlich. Selbst Malthus war zur Flucht gezwungen worden.
    Doch Malthus war zurückgekehrt, falls es stimmte und er wirklich der Galäinridder war. Dani glaubte, dass er es war, auch wenn der Edelstein die falsche Farbe hatte. Aber der Galäinridder war südwärts gezogen, ohne nach ihnen zu suchen. Wahrscheinlich glaubte er, dass sie schon tot oder für immer in den Bahnen verloren waren.
    Er dachte noch über all das nach, als sie eine Rast einlegten und ihre Schlafsäcke in einem der Seitentunnel ausgebreitet hatten. Er musste ein wenig herumsuchen, bis er endlich einen Stein mit einer scharfen Spitze gefunden hatte, der gut in seine Hand passte.

    »Was machst du da, Junge?« Onkel Thulu durchwühlte gerade ihr Gepäck und sah ihn dabei neugierig an. »Es ist schon gefährlich genug für uns. Da musst du nicht unbedingt noch ein Zeichen hinterlassen, das andere auf unsere Spur bringen könnte.«
    »Wir beide sind in diesem Tunnel so gut sichtbar wie bei hellem Tageslicht. Ich glaube daher nicht, dass wir uns darüber Sorgen machen müssen, Onkel.« Dani ritzte das Zeichen der Sippe aus dem Steinernen Hain in die Tunnelwand: fünf Monolithe in einem groben Kreis. Er runzelte die Stirn, ging in die Hocke, lehnte sich vor und zeichnete noch ein kleines Gefäß mit einem Korken darauf und fügte einen Grabstock als Maßangabe dazu. »So.«
    Gegen seinen Willen musste Onkel Thulu lächeln. »Aha, das ist es also.«
    »Ja.« Dani legte den Stein beiseite und sah seinen Onkel an. »Es ist nur … falls wir es nicht schaffen und gefangen und getötet werden, findet vielleicht eines Tages jemand diese Zeichen – Malthus oder einer der Haomane-gaali; ihre Erinnerung reicht weit zurück. Oder vielleicht ein Stakkianer aus Gerflod, der sich an die Geschichten Sorhilds erinnert. Und er wird sagen: ›Sieh mal, der Träger war hier, und sein Führer war bei ihm. Zwei Yarru-yami aus der Sippe des Steinernen Hains. Sie haben es bis hierher geschafft. Sie haben es versucht. Können wir das nicht auch?«
    »Ach, Junge!« Onkel Thulus Stimme klang rau. »Ich wünschte, ich hätte meinen Grabstock bei mir. Hier unten gibt es vielleicht keine Wasseradern, aber ich finde es schrecklich, dass ich ihn in diesem Fjeltroll stecken gelassen habe.«
    »Du wirst dir einen neuen machen«, sagte Dani. »Ich helfe dir, einen zu finden. Wenn wir wieder zu Hause sind. Wir stehen vor Sonnenaufgang auf und kauen zusammen Gamal, und wenn die Sterne verblassen, gehen wir zum Baari-Wäldchen. Wir sehen zu, wie sich der Tau sammelt, und suchen den richtigen Stab aus.« Er lächelte seinen Onkel an. »Einen, der richtig durstig nach Wasser ist,

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